Tech2Peace vereint Palästinenser und Israelis durch Tech- und Dialog-Workshops

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Israelis und Palästinenser an einer Tech2Peace-Veranstaltung in Yerucham im August 2020. Foto Micha Silverman - Tech2Peace
Israelis und Palästinenser an einer Tech2Peace-Veranstaltung in Yerucham im August 2020. Foto Micha Silverman - Tech2Peace
Lesezeit: 4 Minuten

Das israelische Technologie-Ökosystem ist weltweit anerkannt, mit über 6.500 aktiven Unternehmen, die in der Start-Up Nation Central, der NGO, welche die israelische Innovationsszene erfasst, aufgeführt sind. Die palästinensische Technologielandschaft ist dagegen weniger bekannt, obwohl sie in den letzten Jahren erheblich wachsen konnte.

von Noah Sheidlower, NoCamels

Beide Seiten haben in den letzten zehn Jahren einige wichtige gemeinsame Kooperationen erlebt, da immer mehr israelische Unternehmen  palästinensische Talente einstellen wollen und Organisationen wie die VC-Firma Sadara Ventures, die ausschliesslich auf den palästinensischen Technologiesektor ausgerichtet ist, und die Softwarefirma EXALT Technologies bei der Förderung palästinensischer Technologieinitiativen eine Vorreiterrolle spielen.

Wenn es darum geht, Gräben zu überwinden, erweist sich Tech2Peace als eine wichtige Initiative, welche die technische Ausbildung wirksam einsetzt, um Palästinenser und Israelis zusammenzubringen. Tech2Peace ist eine unabhängige Initiative, die arabische und jüdische Jugendliche aus Israel und den palästinensischen Gebieten durch Hightech-Ausbildung und friedensbildenden Dialog miteinander verbindet. Die Gruppen treffen sich zu zweiwöchigen Seminaren in verschiedenen Städten und Gemeinden Israels.

Vor zwei Jahren wurde die Organisation vom israelischen Präsidenten Reuven Rivlin mit dem Israeli Hope Prize ausgezeichnet ; diese Auszeichnung wird an Projekte verliehen, die sich für Inklusion und Koexistenz einsetzen.

Tech2Peace ist ein Programm, das Palästinenser und Israelis zusammenbringt, um technologische Fertigkeiten zu erlernen und in gemeinsamen Sitzungen Dialoge zu führen“, sagt Adnan Jaber, Koordinator für Öffentlichkeitsarbeit bei Tech2Peace. „Wenn wir uns über technische Fertigkeiten austauschen, sprechen wir über 3D-Gebäude, 3D-Modellierung, App-Entwicklung, die neuesten Trends; wenn wir gemeinsam den Dialog suchen, sprechen wir über den palästinensisch-israelischen Konflikt und teilen unser kulturelles Leben sowie unsere Erfahrungen miteinander.“

Tech2Peace wurde 2017 von einer Gruppe von Technologieexperten und Friedensstiftern gegründet. Tech2Peace hat schnell an Boden gewonnen, um einen der weltweit schwierigsten Konflikte anzugehen. Laut Jaber besteht die Aufgabe von Tech2Peace darin, israelische und palästinensische Jugendliche mit den notwendigen Fähigkeiten auszustatten, um eine bessere zukünftige Zusammenarbeit und Koexistenz zu gewährleisten. Die Teilnehmer besuchen Seminare zu Themen wie Web-Building, Python-Programmierung und Grafikdesign und nehmen an Erfahrungs-Workshops teil, die dazu beitragen, den Konflikt an der Basis menschlicher zu gestalten.

„Unsere Vision ist es, den Teilnehmenden zu helfen, miteinander zusammenzuarbeiten, gemeinsame Neugründungen zu ermöglichen, einander besser zu verstehen, mehr Einfühlungsvermögen für das Gegenüber zu gewinnen, weil wir glauben, dass wir nur so die Saat für den Frieden in dieser Region wachsen lassen können“, sagte Jaber gegenüber der Nachrichtenwebsite NoCamels.

Jedes Jahr führt Tech2Peace zwei separate Veranstaltungen mit täglichem Training und Workshops durch, die etwa zwei Wochen dauern. In diesem Sommer führte die Organisation vom 9. bis 20. August einen Kurs in der südisraelischen Stadt Yeruham durch und wird vom 24. August bis 4. September einen zweiten Kurs in der nordisraelisch-arabischen Stadt Jisr az Zarqa abhalten.

„Wir hielten es für die Teilnehmenden sicherer, etwas weiter weg von dort zu sein, wo sie sich sonst gerne öffnen und über die Dinge sprechen, vor denen sie sich normalerweise fürchten, wenn sie in ihren Heimatstädten sind“, so Jaber.

Und wegen der andauernden Pandemie musste alles gemäss den Gesundheitsrichtlinien organisiert werden.

„Trotz der Schliessung der Grenzen ist es uns gelungen, dieses Seminar mit 30 Teilnehmern aus Palästina und Israel zu ermöglichen“, fügt Jaber hinzu. „Es war ein Wunder, dass dies geschehen konnte. Es ist sehr schwierig, die Genehmigungen für die Einreise nach Israel besonders während dieser Zeit zu erhalten.“

Die Programme von Tech2Peace fördern nachhaltige Beziehungen zwischen israelischen und palästinensischen Teilnehmern, da sie nicht nur zu Botschaftern der Friedenskonsolidierung werden, sondern auch Fähigkeiten für eine Karriere im High-Tech-Bereich entwickeln. Einige der Absolventen von Tech2Peace arbeiten bereits an erfolgreichen interkulturellen Start-ups, und Tech2Peace organisiert oft Alumni-Veranstaltungen sowohl vor Ort als auch digital auf Zoom, um diese Beziehungen aufrechtzuerhalten.

Jaber hatte zuvor eine Veranstaltung auf dem Facebook-Campus von Tel Aviv organisiert und Referenten von Facebook mitgebracht, um zu erörtern, wie Technologie zur Verbesserung der Beziehungen zwischen Israelis und Palästinensern beitragen kann. Tech2Peace betreibt auch eine aktive Alumni-Facebook-Gruppe, deren Mitglieder über ihre Erfahrungen mit dem Programm sowie ihre zukünftigen Unternehmungen diskutieren.

Tech2Peace hofft, dass die Teilnehmer durch ihre Programme erkennen können, wie die Technologie eine gemeinsame Basis zwischen Palästinensern und Israelis bilden, den Dialog fördern und in der Zukunft zu engeren Kontakten führen kann.