Coronavirus: Die arabische, palästinensische und israelische Zusammenarbeit ist zu begrüssen

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Coronavirus-Isolationsstation im medizinischen Zentrum Chaim Sheba. Foto Eitan Elhadez-Barak/TPS
Coronavirus-Isolationsstation im medizinischen Zentrum Chaim Sheba. Foto Eitan Elhadez-Barak/TPS
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Inmitten der COVID-19-Pandemie sind gute Nachrichten schwer zu bekommen. Historische Feinde im Nahen Osten haben sich jedoch zusammengetan, um das Virus zu bekämpfen, Tabus zu brechen und neue Bereiche der Zusammenarbeit zu erschliessen. Arabische Länder und palästinensische Gesundheitsfachkräfte haben eng mit Israel zusammengearbeitet, um Hilfe zu leisten und lebensrettende Behandlungen zu erforschen.

von Toby Dershowitz und Talia Katz

Innerhalb Israels stehen arabisch-israelische Staatsbürger an vorderster Front der Pandemiebekämpfung. Die Hälfte der Apotheker, ein Viertel der Krankenschwestern und ein Fünftel der Ärzte in Israel sind Araber.

„Das israelische Gesundheitssystem ist ein inspirierender Ort“, sagte Arsalan Abu Much, Arzt am Sheba Medical Center, dem grössten Krankenhaus Israels gegenüber Al Arabiya. „Wir arbeiten Seite an Seite zusammen, jüdische und arabische Ärzte, Freunde, Kollegen. … Es ist an der Zeit, dass das politische System dieses Modell aufgreift.“

Arabische Bevölkerungsgruppen jenseits der Grenzen Israels, darunter die Hälfte der Länder des Golf-Kooperationsrates (GCC), haben Israel um medizinischen Rat zur Bekämpfung von COVID-19 gebeten. Nach Angaben des Direktors der Internationalen Abteilung von Sheba, Yoel Haraven, haben sich Bahrain und zwei weitere Golfstaaten an das Krankenhaus gewandt, um sich beraten zu lassen.

Im Juni 2019 nahm Haraven am „Peace to Prosperity Workshop“ teil, einer zweitägigen, von den USA geleiteten Konferenz in Bahrain, die zum Ziel hatte, Friedensbemühungen mit wirtschaftlichen Investitionen im palästinensischen Wirtschaftssektor zu verbinden. Haraven hat den Kontakt zu den teilnehmenden Kollegen aus den Golfstaaten aufrechterhalten und damit den Grundstein für die Zusammenarbeit während dieser beispiellosen Gesundheitskrise gelegt.

„Welche Hilfe auch immer wir unseren Nachbarn geben können – wir werden sie mit Freude leisten“, fügte Haraven hinzu.

Die Vereinigten Arabischen Emirate haben eine bemerkenswerte Bereitschaft gezeigt, mit Israel zusammenzuarbeiten, um das neuartige Coronavirus zu bekämpfen. Die Botschafterin der Vereinigten Arabischen Emirate bei den Vereinten Nationen, Lana Zaki Nusseibeh, sprach während eines Webinars offen über die Absichten ihrer Regierung, mit Israel zusammenzuarbeiten.

„Unser Standpunkt zur Wissenschaft und zur Bekämpfung dieser Pandemie ist, dass sie keine Grenzen kennen sollte“, sagte Nusseibeh. Zur Erforschung von Behandlungsmethoden und einem Impfstoff für COVID-19 bemerkte sie: „Es gibt viel Raum für Zusammenarbeit.

In einer historischen Premiere flog Etihad Airways, die staatlich kontrollierte Fluggesellschaft der Vereinigten Arabischen Emirate, am 19. Mai mehr als 16 Tonnen medizinisches Gerät von Abu Dhabi nach Tel Aviv. Diese Lieferung umfasste Beatmungsgeräte, persönliche Schutzausrüstung und andere medizinische Geräte für Palästinenser. Nickolay Mladenov, der UN-Sonderkoordinator für den Friedensprozess im Nahen Osten, unterstützte die Übergabe der Spenden. Ein zweiter Etihad-Flug landete danach in Israel mit mehr COVID-19-Hilfe für die Palästinenser.

„Im Hinblick auf die Stärkung der internationalen Zusammenarbeit in den Bereichen Forschung, Entwicklung und Technologie im Dienste der Menschheit unterzeichnen zwei Privatunternehmen in den Vereinigten Arabischen Emiraten ein Abkommen mit zwei Unternehmen in Israel zur Entwicklung von Forschungstechnologie zur Bekämpfung von COVID-19“, kündigte ein Regierungssprecher auf Twitter an.

Die israelische Regierung hat entscheidend dazu beigetragen, die Pandemie im Westjordanland und im Gazastreifen in Schach zu halten. In den ersten Tagen der Pandemiebekämpfung organisierte die israelische Regierung gemeinsame Schulungsveranstaltungen mit israelischen und palästinensischen Mitarbeitern des Gesundheitswesens. Die israelischen Verteidigungskräfte lieferten Tausende von Coronavirus-Test-Sets und Masken sowie mehr als 20 Tonnen Desinfektionsmittel an die Palästinenser im Westjordanland und im Gazastreifen.

In einem seltenen Schritt lobte der palästinensische Zweig des Büros der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten Israel für seine „beispiellose Zusammenarbeit bei den Bemühungen um die Eindämmung der Epidemie“ in der palästinensischen Bevölkerung. Ende März lobte Sonderkoordinator Mladenov auch die „ausgezeichnete Koordination und Zusammenarbeit, die mit allen israelischen und palästinensischen Gesprächspartnern aufgebaut wurde“.

Die Islamische Republik Iran hingegen verweigert eine solche Zusammenarbeit. Vielmehr schickt das Regime weiterhin gefährliche Waffen, darunter Präzisionslenkwaffen, an seine Vertretungen entlang der Grenzen Israels. Doch dies ist nicht der Wille der Iraner im Alltag. Sharona Avginsaz, Direktorin für persischsprachige soziale Medien im israelischen Aussenministerium, sagte, dass die persischen sozialen Medienkanäle des Ministeriums für auswärtige Angelegenheiten einen Anstieg der Nachrichten von Iranern verzeichnen, die um israelische Hilfe bitten, da sie mit einer schweren zweiten Coronavirus-Welle konfrontiert sind.

Eines der Hindernisse für eine umfassendere Zusammenarbeit sind Gesetze, die den menschlichen Kontakt mit israelischen Bürgern unter Strafandrohung mit Gefängnis und sogar mit dem Tod verbieten. Der Arabische Rat für regionale Integration – eine Koalition von zivilgesellschaftlichen Akteuren, Kulturführern und öffentlichen Bediensteten aus mehr als 15 arabischen Ländern – befürwortet die Aufhebung dieser Gesetze um des direkten arabisch-israelischen bürgerlichen Engagements.

Im Mai unterzeichneten 85 führende französische Politiker, Bürger und Intellektuelle ein Brief zur Unterstützung der Bemühungen des Rates, in dem es hiess: „Es ist an der Zeit, aus den Misserfolgen der Vergangenheit zu lernen und in einen Dialog mit der israelischen Gesellschaft einzutreten statt in Zensur; das Vertrauen in die arabisch-jüdische Koexistenz zu setzen statt in eine Politik der Ablehnung und Ausgrenzung.“

Die globale Gesundheitskrise COVID-19 geht über die Politik hinaus. Harte Worte und Gewalt beherrschen oft die Schlagzeilen, die aus dem Nahen Osten kommen, aber die Pandemie hat in jüngster Zeit Momente ausserordentlicher Zusammenarbeit hervorgehoben. Traditionelle Gegner können und sollten zum gegenseitigen Nutzen zusammenarbeiten.

Toby Dershowitz ist leitende Vizepräsidentin für Regierungsbeziehungen und -strategie bei der Foundation for Defense of Democracies (FDD), Talia Katz ist Analystin für Regierungsbeziehungen. Auf Englisch zuerst erschienen bei Al Arabiya. Übersetzung Audiatur-Online