Bayern: Antisemitismus floriert in der Coronakrise

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Symbolbild. Fotos RIAS Bayern
Symbolbild. Fotos RIAS Bayern
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Im ersten Halbjahr 2020 registrierte die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Bayern (RIAS Bayern) 116 antisemitische Vorfälle – im Vergleich zu 83 Fällen im Vorjahreszeitraum ein Anstieg um 40 Prozent. In 51 Fällen spielte die Coronapandemie eine Rolle.

RIAS Bayern dokumentierte im Freistaat zehn gezielte Sachbeschädigungen, fünf Bedrohungen, neun Massenzuschriften und 92 Fälle verbalen und schriftlichen verletzenden Verhaltens. In letztere Kategorie fielen zum Beispiel 44 Versammlungen, 18 Fälle im Rahmen von Übergriffen und Auseinandersetzungen von Angesicht zu Angesicht und 15 Schmierereien oder Beschädigungen.

Fast die Hälfte der Vorfälle haben laut RIAS Bayern einen Bezug zur Coronapandemie. So wurde am 20. Mai im Englischen Garten in München ein Fussballtrainer, der eine Jacke des jüdischen Sportvereins TSV Maccabi München trug, als „jüdischer Dreckskerl“ beleidigt und Juden in diesem Zusammenhang für Corona verantwortlich gemacht.

Mit dem Aufkommen der ‚Coronarebellen‘ stieg die Zahl bekannt gewordener antisemitischer Vorfälle aus dem verschwörungsideologischen Spektrum auf 28 (2019: 4). RIAS Bayern dokumentierte auf 37 Versammlungen, die sich gegen tatsächliche oder imaginierte Massnahmen zur Eindämmung der Coronapandemie richteten, antisemitische Vorfälle. Auf einer ‚Coronademo‘ am 9. Mai in München wurde etwa eine Fotomontage gezeigt, auf der Menschen von Uniformierten gewaltsam ‚zwangsgeimpft‘ werden. Das Emblem auf den Uniformen und den Autos der fiktiven Impfeinheit ist an einen Davidstern angelehnt und trägt die Inschrift ‚ZION‘. Auf mindestens acht Veranstaltungen wurden ‚Judensterne‘ getragen und so die Verfolgung der Juden im Nationalsozialismus verharmlost.

Foto RIAS Bayern / zVg

„Die von uns beobachteten Verharmlosungen der Schoah sind ein Schlag ins Gesicht der jüdischen Bevölkerung Bayerns, für die die Schoah Familiengeschichte ist“, sagte RIAS-Bayern-Leiterin Annette Seidel-Arpacı. „Besorgniserregend ist insbesondere die Zunahme des Antisemitismus aus dem verschwörungsideologischen Spektrum. Das antisemitische Grundmuster – die Vorstellung einer geheimen, reichen Gruppe, die die Welt beherrscht und die Menschen ins Unglück stossen will – ist auf den Coronademos weit verbreitet und kann leicht in expliziten Antisemitismus umschlagen. Oftmals reichen jedoch Chiffren wie ‚New World Order‘, ‚Zionisten‘ oder ‚Rothschilds‘, und es ist klar, wer gemeint ist: ‚die Juden‘.“

Auch im ersten Halbjahr 2020 war München, wo RIAS Bayern seinen Sitz hat, mit 50 bekannt gewordenen Fällen der geografische Schwerpunkt antisemitischer Vorfälle. Die erhobenen Zahlen würden jedoch nur einen Ausschnitt des alltäglichen Antisemitismus widerspiegeln, so RIAS Bayern, die es erst seit 2019 gibt. Es sei daher davon auszugehen, dass mit steigender Bekanntheit in Zukunft auch mehr antisemitische Vorfälle gemeldet und bekannt werden.

3 Kommentare

  1. Was in der Presse leider auch flächendeckend fehlt, sind positive Berichte über das, was die Juden für das Allgemeinwohl in Deutschland leisten. Man liest von ihnen immer nur im Rahmen von negativen Berichten, wenn mal wieder was falsch gelaufen ist, aber nie darüber, was wirklich gut läuft. Das setzt sich in den Köpfen der Menschen fest. Wir brauchen hier viel mehr positive Berichterstattung.
    Mag sein, das so etwas schon in den großen Zentren erscheint, aber die mehr ländlichen Gebiete oder kleinen Städtchen werden damit nicht erreicht. Wo findet man schon mal Informationen über Demos gegen Antisemitismus oder jüdische Veranstaltungen. Wenn man da nicht in ein Netzwerk eingebunden ist bekommt man nichts mit.

  2. Ich denke Deuschland tut einiges für uns Juden,aber nicht genug gegen Antisemitismus.Vorallem sollten die Richter dieses Problem stärker angehen und auch einige Gesetze dementsprechend ändern.Damit die Gerichte mehr Befugnisse haben und härtere Strafen aussetzen könnten.Ich lebe in Bayern und da wird sehr viel für uns getan.Trotzdem ist die Rate der antisemitischen Vorfälle hoch.Ich hoffe dass ich meine Koffern nicht nochmal packen muss.Dann würde ich nach Israel gehen.Ich hatte dort 20 Jahre gelebt. Shabbat Shalom ve AM ISRAEL CHAI

  3. UND NATÜRLICH KEIN WORT ÜBER DIE TÄTER DIE MÜSSEN, ABER NATÜRLICH, NUR PUR ARISCHER DEUTSCHE SEIN.

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