Schawuot und die Rechtsstaatlichkeit

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Ein kleiner jüdischer Junge hält eine Thorarolle, vor dem jüdischen Feiertag Schawuot. Foto Flash90
Ein kleiner jüdischer Junge hält eine Thorarolle, vor dem jüdischen Feiertag Schawuot. Foto Flash90
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Beginnend mit dem Sonnenuntergang am 28. Mai und bis zum Sonnenuntergang am 30. Mai feiern Juden auf der ganzen Welt den Feiertag Schawuot, zum Gedenken an den Empfang der Torah (der fünf Bücher Mose), die Gott dem jüdischen Volk vor mehr als 3.300 Jahren auf dem Berg Sinai gegeben hat.

von Ken Abramowitz

Schawuot sollte jedoch auch von Nicht-Juden beachtet werden, da es “die Freiheit unterstreicht, die Torah zu umarmen”, was 100 Prozent der Weltbevölkerung betrifft, also 7.8 Milliarden Menschen. Wie kann das sein?

Wie der israelische Botschafter Yoram Ettinger erklärt, war Schawuot vor etwa 3’300 Jahren ursprünglich ein landwirtschaftlicher Feiertag zur Feier der ersten Ernte im antiken Israel. Es war aber auch die Zeit, als Gott den Juden am Berg Sinai die Zehn Gebote gab. Da der Zweite Tempel im Jahr 70 n. Chr. von den Römern zerstört worden war und damit das Exil der Juden aus Israel begann, stärkte das Einhalten des Festes Schawuot das spirituelle Bewusstsein der Juden hinsichtlich der Bedeutung der Thora, wo immer sie auch lebten in dieser Welt.

Die Zehn Gebote bilden die Grundgesetze der Thora (das Alte Testament), die etwa 1’300 Jahre später zur Grundlage des Neuen Testaments wurde. Etwa 1’776 Jahre später wurden das Alte und das Neue Testament die Grundlage für die US-Unabhängigkeitserklärung (Leben, Freiheit, Streben nach Glück) sowie für die Verfassung und die Bürgerrechtserklärung der USA.

Zusammen schufen diese religiösen Gesetze und die daraus resultierenden säkularen Gesetze die westliche Zivilisation mit ihren Konzepten von Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Minderheitenrechten. Heute leben etwa 50 Prozent der Weltbevölkerung in einer Demokratie. Die anderen 50 Prozent leben unter autoritärer Herrschaft in China, Russland, Nordkorea, Kuba und den meisten muslimischen Ländern.

Warum also ist Schawuot für 100 Prozent der Weltbevölkerung von entscheidender Bedeutung?

50 Prozent aller Menschen dieser Erde leben in Demokratien unter rechtsstaatlicher Herrschaft; sie sind also direkte Nutzniesser der Zehn Gebote und der Thora. Die biblischen Fundamente aus der Thora sind auch entscheidend für die anderen 50 Prozent der Menschen, die unter autoritärer Herrschaft leben und sich nach der Rechtsstaatlichkeit sehnen, die den Demokratien innewohnt. Aktuell sehen wir beispielsweise, wie die Bürger Hongkongs leidenschaftlich nach dieser suchen.

Hoffen wir, dass die Demokratien ihre kollektiven kurzfristigen Herausforderungen (Bekämpfung von Pandemien bei gleichzeitiger Wahrung der Freiheit ihrer Bürger) überwinden, so dass sie für diejenigen, die unter autoritärer Herrschaft leiden, das Leitbild bleiben.

Zwei jüdische Traditionen kennzeichnen das Feiern von Schawuot: das nächtliche Thorastudium sowie das Schlemmen von Milchprodukten als Symbol für das von Gott versprochene “Land, in dem Milch und Honig fliessen”, nämlich das Land Israel.

Happy Shavuot!

Ken Abramowitz ist Präsident und Gründer von SaveTheWest. Auf Englisch zuerst erschienen bei Jewish News Syndicate. Übersetzung Audiatur-Online