Dänemark: Gefälschte Bibel muss zurückgezogen werden

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Dänemark: Bibel ohne das Wort
Dänemark: Bibel ohne das Wort "Israel". Foto bibelselskabet.dk / Carsten Lundager
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Trotz der vorhandenen, im Jahr 1992 autorisierten Bibelübersetzung gab die Dänische Bibelgesellschaft (DBS) 2012 eine überarbeitete Fassung des Neuen Testaments heraus, in der sie das Wort „Israel“ entweder vollständig ausliess oder aber es durch „Juden“ oder „uns“ ersetzte. Der seltsame Grund für diese aussergewöhnliche Aktion war, wie sich die Dänen erinnern werden, zu verhindern, dass die lutherischen Christen Dänemarks das biblische Israel mit dem modernen Staat Israel verwechseln. Die dänischen Christen protestierten vehement dagegen. Unbeirrt von dieser Tatsache veröffentlichte die DBS 2020 eine vollständige und überarbeitete Bibel mit der gleichen, unveränderten anti-israelischen Version des Neuen Testaments, in welcher das Wort „Israel“ durch „uns“ ersetzt wird, wie etwa in Psalm 121, 4 („Siehe, der Hüter Israels [DBS: über ‚uns‘] schläft noch schlummert nicht“), berichtet Jan Frost.

von Dr. Petra Heldt

Jan Frost präsentierte die Details der manipulierten Bibel auf seiner Facebook-Seite. Dieses Mal stimmte auch der Staat Israel selbst in die Kritik ein. Israel, das um der Heiligen Schrift willen das Blut seines Volkes seit mehr als zweieinhalbtausend Jahren verteidigt und allzu oft auch mit Blut bezahlen musste, lässt keinen Revisionismus der Heiligen Schrift zu. Die Christen reagierten hinsichtlich des „Israel-freien“ Neue Testaments der DBS ähnlich. Seit zwei Jahrtausenden haben die Christen jeden einzelnen Buchstaben des Neuen Testaments bewahrt und verteidigt. Auch sie werden eine revisionistische Neuschreibung der Geschichte jetzt nicht akzeptieren.

Die DBS Bibel 2020 ist ein Anschlag auf den Glauben von Juden und Christen gleichermassen und ein Angriff auf die Geschichte des jüdischen Staats Israel sowie auf das jüdische Volk.

Die Name Israel geht zurück auf den Anfang der jüdischen Geschichte, als Gott Jakob den Namen „Israel“ gab (Gen. 32, 28). Sowohl der historische als auch der moderne Staat Israel beziehen seinen Namen daher. In seinem ersten Bund mit Abraham schenkte Gott ihm und seinen Nachkommen das Land Israel (Gen 15). Dieses Geschenk wurde nie widerrufen. Wenngleich Israel nach wie vor die erste Liebe Gottes ist, wurden die Nationen nie von der göttlichen Liebe ausgenommen. Sie wurde der Welt durch den Messias Jesus – der seines Zeichens Jude war – und seine jüdischen Jünger übertragen.

Die Zensierung heiliger Geschichte im Stil der DBS birgt die Gefahr der Entstehung von Götzendienst in sich. Wie in diesem Fall, wo „Israel“ durch „uns“ ausgetauscht wird, geht es nicht einfach darum, dass ein Wort durch ein anderes ersetzt wird. Vielmehr findet eine Veränderung des gesamten Konzepts statt. Die DBS tut so, als ob wir in den Besitz der göttlichen Aufmerksamkeit gelangen. Sie wurde jedoch gestohlen. Der ursprüngliche Empfänger, Israel, wurde ersetzt und seiner Privilegien beraubt. Die Geschichte zeigt, dass die Beraubung Israels um seine göttlichen Vorrechte schon allzu oft der erste Schritt in Richtung Verfolgung und Ermordung der jüdischen Gemeinschaft war. Zugegebenermassen zieht sich die Anziehungskraft des Wirkprinzips der Ersetzung wie ein roter Faden durch die Geschichte, bei Christen und Moslems gleichermassen. Immer wieder warnten massgebliche christliche Führer, dass die Ersetzung der Juden durch Christen eine Abweichung vom christlichen Glauben darstellt. Ersetzungsideologie ist gleich Häresie. Dies wurde bereits in der Frühzeit des Christentums von Verteidigern des Glaubens, wie Bischof Irenäus von Lyon (um 180 n. Chr.) verdeutlicht und auch in unserer Zeit mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil im Jahr 1965 bestätigt. Nichtsdestotrotz folgte jedoch in der christlichen und muslimischen Vergangenheit auf Zeiten der Zusammenarbeit mit den Juden allzu oft die Verfolgung. Leider bildete auch Martin Luther keine Ausnahme von der häretischen Lehre der Ersetzung der Juden und seinem Aufruf zu deren Ermordung. In der Moderne wurde die einst abgelegte Häresie Luthers, die in der Ersetzung der Juden bestand, wieder salonfähig und trug zur Ermordung von sechs Millionen Juden bei.

Christian III. von Dänemark liess diese Bibelausgabe kurz nach der Reformation, 1550, in dänischer Sprache drucken. Foto Bjoertvedt, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=23369624
Christian III. von Dänemark liess diese Bibelausgabe kurz nach der Reformation, 1550, in dänischer Sprache drucken. Foto Bjoertvedt, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=23369624

Das teuflische Leitbild lebt nach wie vor und manifestiert sich vornehmlich in der islamistischen Ideologie. Aufwiegler im Nahen Osten beabsichtigen, den Staat Israel zu ersetzen, indem sie ihren eigenen islamischen Anspruch auf das Land geltend machen. Unglaublicherweise findet diese Botschaft bei internationalen Organisationen in Europa und darüber hinaus Anklang. Die BDS-Bewegung, die die Vernichtung des Staates Israel anstrebt, ist der sichtbare Beweis für dieses Ziel. Dänische Kirchenorganisationen unterstützen die BDS-Bewegung. Und auch die DBS Bibel 2020 weist in Richtung dieser Ideologie.

Hinzu kommt, dass die anti-israelische DBS Bibel 2020 Aspekte aus dem Kontext der jüngsten Entwicklungen in der dänischen Gesellschaft widerspiegelt. So berichtet beispielsweise die Nachrichtenagentur Reuters zum Thema Einwanderungspolitik, dass im Zeitraum von zwei Jahrzehnten die Anzahl der Muslime in Dänemark kontinuierlich zunahm und im Jahr 2019 mit 320.000 einen geschätzten Anteil von 5,5 % an der dänischen Bevölkerung ausmachte. Dies geht einher mit intensiv in der Öffentlichkeit geführten Debatten über die Kleiderordnung (seit 2005), Mohammed-Karikaturen (seit 2005), Islamismus und Terrorismus (seit 2014) und Staatsbürgerschaftsrechte (seit 2018). Judith Bergman vom Gatestone Institute berichtet über die Verschlechterung der Lebensumstände in Dänemark.

Für dänische Juden bedeutet das, dass sie sich einer zunehmenden anti-israelischen Stimmung und Feindseligkeit seitens einer wachsenden Gemeinschaft muslimischer Einwanderer gegenüber sehen. 2018 betrug die Zahl der in Dänemark lebenden Juden nur noch 6.000. Auch für Christen ist es zunehmend schwieriger, ihren Glauben zu leben. Sie begegnen Schikanierung und Verunglimpfung ihres Glaubens und ihrer christlichen Verhaltensweisen. Ein typisches Beispiel ist die Verfolgung des dänischen Christen Torben Sondergaard und seiner Familie. 2019 mussten sie aus Dänemark fliehen und suchten Asyl in den Vereinigten Staaten.

Die DBS versucht offenbar, Israel auszulöschen. Die Bibelgesellschaft scheint der derzeitigen gesellschaftlichen Haltung zu nacheifern, die sich aus den anti-israelischen muslimischen Einwanderern entwickelt hat und von anderen Teilen der dänischen Gesellschaft aufgegriffen wird. Wer hat diese Neuauflage der Bibel in Auftrag gegeben? Wer hat sie bezahlt? Wer profitiert von einer gefälschten Bibel? Wer steht für die Wahrhaftigkeit des christlichen Glaubens in Dänemark?

Bislang zeigt die lokale lutherische Kirche keinerlei Anzeichen dafür, die Sache wieder ins Lot zu bringen. Wenden wir uns also der lutherischen Dachorganisation, dem Lutherischen Weltbund (LWB) zu. Dieser publizierte vier Dokumente (1983, 1984, 2001 und 2003), in denen er seine Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit dem jüdischen Volk bekundete und seine Wertschätzung dem jüdischen Glauben gegenüber Ausdruck verlieh – nicht jedoch gegenüber dem Staat Israel. Weiterhin veröffentlichte die Evangelical Lutheran Church in America (ELCA) zwei Bücher, in denen die antisemitische Lehre Luthers verurteilt wurde (1994) und ein gutes Verhältnis zur jüdischen Gesellschaft (1998) hergestellt wurde. Sollte dies nicht Anlass genug sein, um die Vernichtung Israels durch die Falschübersetzung der DBS zu verurteilen?

Im Interesse der christlichen Wahrheit und im Sinne des Staates Israel, der sich gerade erst aus der Asche des Holocaust erhebt, muss die Evangelisch-Lutherische Kirche Dänemarks die Ausgabe der DBS Bibel 2020 unverzüglich zurückziehen.

Pfarrerin Dr. Petra Heldt ist Direktorin der Ökumenisch-theologischen Forschungsgemeinschaft in Jerusalem. Auf Englisch zuerst erschienen bei Gatestone Institute. Übersetzung Audiatur-Online.

4 Kommentare

  1. Bin als Dänin chockiert über diese Bibeübersetzung, wo der Name Israel ersetzt wurde. Wohnhaft in Deutschland habe ich mich über die Geschichte Deutschlands vor allen Dingen im Nationalsozialismus informiert. Und muß feststellen, daß es diese Art Manipulation der Heiligen Schrift schon einmal gab. Nämlich im Entjudungsinstitut in Eisenach im dritten Reich! Diese Paralele ist das schockierende!

  2. Jesus ist der König der Juden! Das Volk Israel ist Gottes Augapfel! Christen sind als wilde Zweige in den Ölbaum Israel eingepfropft. Wir dürfen unsere Wurzeln nicht verleugnen. Jesus ist das lebendige Wort Gottes. Wer das Wort Gottes verfälscht hat keinen Respekt vor Jesus, erhebt sich über Gott!

  3. Obwohl ich überzeugt bin, daß die Reformation des christlichen Glaubens (nach der Renaissance) der geistigen Mündigkeit Europas einen unschätzbaren Dienst geleistet hat, indem sie das “alleinseligmachende”, selbstvergötzende Wahrheitsmonopol der mittelalterlichen katholischen Kirche insbesondere durch das “Priestertum aller Gläubigen” gebrochen und damit die Tür zum eigenständigen Denken, zum weltlichen Humanismus und der Aufklärung geöffnet und dem sokratischen Zweifel wieder den ihm gebührenden Rang im Zentrum der Wahrnehmung verschafft hat, hat ihr blindwütiger Bildersturm insbesondere in den Niederlanden die verantwortlich empfindenden Persönlichkeiten besonders unter den Lutheranern wieder in eine gewisse Obrigkeitshörigkeit zurückgetrieben, die sie der Wiedergeburt doktrinären Denkens seit der Französischen Revolution bis zu den sozialistischen und islamistischen Ideologien gegenüber geistig gelähmt hat.

    Im Kern hat diese “runderneuerte” Obrigkeitshörigkeit der evangelischen Christen – in einem gewissen Unterschied zu den katholischen, deren Obrigkeit ja die eigene Kirche geblieben ist – dazu geführt, daß vor allem ihre Führung sich bis heute schwer tut, den Heiligen Geist vom obrigkeitlich beeinflußten Zeitgeist zu unterscheiden.

    Diese geistlichen Verwirrungen führten z.B. zu einem deutschen Kirchentag, auf dem kleine Kinder im Sinne des Sex-Kultes der Achtundsechziger Obrigkeit dazu angehalten wurden, dem neuen Gott mit “Vulva malen” zu räuchern – und analog zu der fatalen “Humanitäterrääh”-Beflissenheit, wie die säkulare politische Klasse Dänemarks vor dem islamistischen Gott “Allah” zurückzuweichen, indem man dessen vermutetem Willen gemäß an der Frohen Botschaft Gottes herumpopelt, dessen eigene Aussage längst nicht mehr interessiert.

    “Verglichen mit der EKD*
    ist die “Sozialdemokratische Partei Deutschlands”
    eine rechtsradikale Organisation.”
    (Bonmot aus den 1980-er Jahren)
    – – – – – – – – – – – –
    EKD: “Evangelische Kirche in Deutschland”

  4. Das NT aus politischen Gründen zu verfälschen – eine grosse Unverschämtheit. Was für Christen sind es, die dazu imstande sind? Glauben sie daran, was im NT steht? Ich zweifle daran. Können sie nicht denken? Es scheint so.
    lg
    caruso

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