Scheich Raed Salah und sein endloser Kampf gegen Israel

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Scheich Raed Salah am 27. Oktober 2015 mit Anhängern vor dem Jerusalemer Bezirksgericht. Foto Yonatan Sindel/Flash90
Scheich Raed Salah am 27. Oktober 2015 mit Anhängern vor dem Jerusalemer Bezirksgericht. Foto Yonatan Sindel/Flash90
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Scheich Raed Salah wurde kürzlich zu 28 Monaten Gefängnis verurteilt, weil er Terroranschläge seiner Anhänger ermutigt und unterstützt hat, darunter den Angriff auf den Tempelberg am 14. Juli 2017, bei dem die Polizeibeamten Haiel Sitawe und Kamil Shnaan getötet wurden. Obwohl Salah mehrfach wegen Sicherheitsverstössen hinter Gittern war, haben rechtliche Urteile ihn oder seine illegale Organisation nie daran gehindert, israelische Araber weiterhin gegen das Land, in dem sie leben, aufzuhetzen.

von Shaul Bartal

In seiner Lebensgeschichte und den von ihm vertretenen Haltungen ist Scheich Raed Salah die Verkörperung der Radikalisierung der Muslime in Israel.

Salah (wörtlich „ehrlicher Pionier“) wurde 1954 in der Stadt Umm al-Fahm geboren. Sein Vater und seine beiden Brüder waren als Mitarbeiter der israelischen Polizei tätig. Nach dem Sechs-Tage-Krieg von 1967 war es jungen israelisch-arabischen Muslimen möglich, religiöse Einrichtungen im Westjordanland zu besuchen, die unter der Herrschaft der Muslimbruderschaft standen. Salah wurde zusammen mit Kamel Khatib zum ursprünglichen Kern der islamischen Zelle am Hebron College (heute Hebron Universität), die sich schliesslich als Pro-Hamas etablierte. Ein weiteres Mitglied dieser Zelle war Salah Aruri, der Gründer des militärischen Flügels der Hamas und jetzt stellvertretender Leiter des politischen Büros.

Salah wurde 1981 zum ersten Mal verhaftet, weil er der Organisation Asrat al-Jihad (Familie des Dschihad) beigetreten war, die von Scheich Abdullah Nimr Darwish, dem Gründer der islamischen Bewegung in Israel, aufgebaut worden war. Mitglieder dieser Gruppe, darunter Khatib, wurden wegen ihrer Zugehörigkeit zu einer illegalen Organisation verhaftet und dann 1985 im Rahmen des Jibril-Deals wieder freigelassen. Nach ihrer Freilassung schienen einige Mitglieder der islamischen Bewegung ihre Unterstützung für den Terror aufzugeben und sich stattdessen auf die politische Ebene zu konzentrieren.

Salah wurde zum Bürgermeister von Umm al-Fahm gewählt und diente von 1989 bis 2001. In dieser Zeit begann er, seine Weltsicht zu formulieren, die besagt, dass sich die Muslime in Israel vollständig von den Regierungsinstitutionen lösen müssen und dass die islamische Bewegung nicht an den Wahlen zur Knesset teilnehmen darf. Diese Haltung führte zu einer Spaltung der islamischen Bewegung in den südlichen Zweig, der von Scheich Darwish geleitet wird, und den radikaleren nördlichen Zweig, der von Salah mit Khatib als seinem Stellvertreter geleitet wird.

Am 24. Juni 2003 wurde Salah und Mitgliedern seiner Bewegung eine Anklageschrift zugestellt, die die Verbindungen der Nordabteilung mit der Hamas aufzeigte, einschliesslich der Verwendung ihrer israelischen Staatsbürgerschaft für die Zwecke der Spendensammlung und Unterstützung inhaftierter Hamas-Terroristen und ihrer Familien. Seit der organisatorischen Spaltung und insbesondere seit seinem Rücktritt als Bürgermeister von Umm al-Fahm hat sich Salah häufig für anti-israelischen Terror und Gewalt ausgesprochen.

Salahs Reden sind von Antisemitismus durchsetzt, weshalb ihm 2012 die Einreise nach Grossbritannien verwehrt wurde (obwohl ihm die Einreise nach einer Berufung gewährt wurde). Seine Aussagen enthalten mehrere konsistente Themen: Die Juden wollen die Al-Aqsa-Moschee zerstören, und die Muslime sind verpflichtet, sie mit allen erforderlichen Mitteln zu verteidigen; der Kampf zwischen Juden und Muslimen ist ein ewiger Kampf, der im Koran steht; die palästinensische „nakba“ ist mit dem jüdischen Holocaust vergleichbar; und „Märtyrer“ sind lobenswert und werden sich auf dem Weg des Dschihads bis zum Sieg nur noch vermehren. Nach Ansicht des Scheichs ist die gesamte Fläche des Tempelbergs, die 36 Morgen umfasst, heilig und gehört ausschliesslich den Muslimen – nicht nur das Gebiet der Al-Aqsa-Moschee. Der jüdische Feind, behauptet Salah, plant bewusst eine schrittweise Übernahme des Geländes, zunächst durch die Übernahme der Kontrolle über die Tore der Moschee und dann durch den Bau eines jüdischen Tempels an Stelle des „strahlenden Felsendoms“. Dies behauptete er während einer Konferenz, die er am 27. November 2013 für Mitglieder der Organisation Masatab al-Ilm („Bänke des Lernens“) abhielt. Masatab al-Ilm brachte schliesslich die Murabitun und die Murabitat (die „Standhaften“, in männlicher und weiblichen Form) hervor, Gruppen, die im September 2015 selbst für illegal erklärt wurden.

Unruhen und Provokationen

Die Gründung der Murabitun im Jahr 2010 war ein weiterer Schritt zur Verwirklichung von Salahs Vision. Gruppen von Frauen und Männern, hauptsächlich aus Ost-Jerusalem, begannen, angeblich als „Studiengruppen“ zu arbeiten, aber mit der wirklichen Absicht, die Besuche von Juden auf dem Tempelberg zu stören und Unruhen im Gelände zu provozieren. Frauengruppen unter der Leitung von Hanadi Halawani, Khadija Hawis, Sahar Natsheh und anderen griffen häufig Polizisten und Gläubige auf dem Tempelberg an. Diese Gruppen fanden breite Unterstützung bei den Fraktionen der Muslimbruderschaft in der arabischen Welt und insbesondere bei den Unterstützern der Hamas. Spenden von NGOs der Muslimbruderschaft kamen über die Türkei, Katar und den Libanon. Halawani und Hawis wurden wiederholt zu Konferenzen des al-Kutla al-Islamiya (des Islamischen Blocks) an Universitäten im Westjordanland eingeladen, insbesondere in Bir Zeit bei Ramallah und bei an-Najah in Nablus.

In der Anklageschrift, die Salah am 24. August 2017 zugestellt wurde, sind seine Aufrufe zum Dschihad sowie sein Lob für die Mörder der Polizeibeamten Haiel Sitawe und Kamil Shnaan aufgeführt. Das Urteil des Gerichts machte deutlich, dass es sich bei seinen Aussagen nicht um blosse religiös-juristische Äusserungen, sondern um eine direkte Aufstachelung zu Terrorakten handelt. Die drei Terroristen verkündeten während des Angriffs nicht nur, dass „wir vom Volk des Scheichs Raed Salah stammen“, sondern ein „einsamer Wolf“ namens Ala Tawil sagte aus, dass er den Scheich als seinen Führer betrachtete und im Namen von al-Aqsa einen Angriff durchführen wollte.

Eine Studie, die 2015-16 im BESA-Zentrum durchgeführt wurde, ergab, dass die meisten Terroristen, die der Hamas angehörten oder sie unterstützten, sich mit der Haltung des “ Sheikh al-Aqsa“, wie Salah in den Veröffentlichungen der Muslimbruderschaft genannt wird, identifizierten. Auch die Facebook-Seiten dieser Personen zeigten die Identifikation. Einige von ihnen nahmen an der Konferenz „al-Aqsa fi Khatr“ („al-Aqsa ist in Gefahr“) teil, die im September 2015 stattfand, kurz bevor der Salah’s Organisation für illegal erklärt wurde.

Die Websites der Hamas und der Muslimbruderschaft loben häufig Salahs Beitrag zum „Kampf um die Erhaltung von Al-Aqsa“. Der Hashtag „Wir alle sind Sheikh Raed Salah“ ist in sozialen Netzwerken verbreitet und hat viele Unterstützer angezogen. Viele Murabitun- und Murabitat-Mitglieder, deren Tätigkeit verboten wurde, erschienen, um Salah zu begrüssen, als er nach seiner Anklage das Gerichtsgebäude betrat. Als er das Gericht verliess, riefen sie: „In Blut und Feuer werden wir Al-Aqsa erlösen“ und „In Blut und Feuer werden wir Sheikh al-Aqsa erlösen“.

Salahs Organisation wurde zwar erboten und er wurde für seine Aktivitäten zu einer Haftstrafe verurteilt. All dies hindert aber weder den Scheich noch seine illegale Organisation daran, israelische Araber weiterhin gegen das Land, in dem sie leben, aufzuhetzen.

Oberst (res.) Shaul Bartal ist ein wissenschaftlicher Mitarbeiter am Begin-Sadat-Zentrum für strategische Studien BESA. Übersetzung Audiatur-Online