Brauchtum mit antisemitischem Einschlag: „Judasfeuer“ in der Kritik

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Stereotyp antisemitisch dargestellte Judasfigur in Pruchnik, Polen, 2019 Foto Twitter / Antonia Yamin (Europa-Korrespondentin KAnN Israel) © https://twitter.com/antonia_yamin/status/1119833246391468032
Stereotyp antisemitisch dargestellte Judasfigur in Pruchnik, Polen, 2019 Foto Twitter / Antonia Yamin (Europa-Korrespondentin KAnN Israel) © https://twitter.com/antonia_yamin/status/1119833246391468032
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Kurz vor Ostern werden auch heute noch in Teilen Bayerns sogenannte „Judasfeuer“ entzündet, die in einer antisemitischen Tradition stehen. Der Brauch, bei dem teilweise Puppen in Menschengestalt verbrannt werden, dient der symbolisch-rituellen „Bestrafung“ der biblischen Figur Judas Iskariot für seinen Verrat an Jesus Christus. Judas Iskariot wird in antijudaistischer Tradition christlicher Prägung mit „den Juden“ identifiziert. Dies geht aus einer aktuellen Veröffentlichung der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Bayern (RIAS Bayern) hervor.

„Aufgrund von Corona werden in diesem Jahr wohl kaum Judasfeuer stattfinden. Somit eine Gelegenheit, sich mit der antisemitischen Tradition der Feuer auseinanderzusetzen. Vielen Menschen, die die Feuer veranstalten oder daran teilnehmen mag der antisemitische Hintergrund des Judasfeuers gar nicht bewusst sein.  Auf diese Leerstelle wollen wir aufmerksam machen“, sagte RIAS-Bayern-Leiterin Dr. Annette Seidel-Arpacı.

Die „Judasfeuer“, die nicht mit traditionellen Osterfeuern zu verwechseln sind, konzentrieren sich auf die Gegend zwischen Donauwörth, Ingolstadt, Augsburg, Landsberg am Lech und München sowie Teile Unterfrankens. Dabei handelt es sich seltener um kirchliche Veranstaltungen. Ein Großteil der Feuer wird von christlichen Laien, oft Jugendlichen, die in örtlichen Vereinen organisiert sind, veranstaltet.

Ein „Judasfeuer“ im polnischen Pruchnik sorgte 2019 für weltweite Empörung, Anlass für die Recherche- und Informationsstelle hier weiter nachzuforschen. In Pruchnik wurde eine Puppe mit der Bezeichnung „Judas 2019“ verbrannt, die mit Hakennase und orthodox-jüdischer Kopfbedeckung und Haartracht entsprechend stereotyper antisemitischer Vorstellungen gestaltet war. Die „Judasfeuer“ in Bayern finden laut RIAS Bayern zwar nicht mit einer derartigen antisemitischen Markierung statt, gründen aber auf derselben Tradition. Noch im 20. Jahrhundert wurden in Bayern die Feuer teilweise „Jud“ oder „Judenfeuer“ genannt.

Die Publikation (PDF) der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Bayern zum Thema gibt es hier.

2 Kommentare

  1. Wo leben wir dieses judasfeuer müsste schon längst verboten werden. Leute wir sind in Deutschland und wir haben genug angerichtet. Für die Nazis ist das ein willkommene Sache, denn geschichtlich wissen Sie ja nichts sie verbinden das mit Judenhass ich verstehe Bayern nicht ,dass sie das noch aufrecht erhalten Gerlinde teuber Krause

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