Der antisemitische Gastgeber der UNO

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Mahathir bin Mohamad, Premierminister von Malaysia. Foto UN Photo/Loey Felipe
Mahathir bin Mohamad, Premierminister von Malaysia. Foto UN Photo/Loey Felipe
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Am 28. und 29. Februar 2020 hielten die Vereinten Nationen in Kuala Lumpur, Malaysia, die „International Conference on the Question of Palestine“ ab. Auf der zweitägigen Veranstaltung, die von dem „Ausschuss der Vereinten Nationen für die Ausübung der unveräusserlichen Rechte des palästinensischen Volkes“ (United Nations Committee on the Exercise of the Inalienable Rights of the Palestinian People), in Partnerschaft mit der Regierung von Malaysia und der Perdana Global Peace Foundation organisiert wurde, konnte einmal mehr der offene Antisemitismus einiger Teilnehmer bestaunt werden.

In meinem Kommentar möchte ich mich primär zu einigen Äusserungen des malaysischen Premierministers, Mahathir Mohamad, äussern und sie einem historischen Faktencheck unterziehen, da sie beispielhaft für die pathetische Doppelzüngigkeit der selbsternannten Unterstützer der palästinensischen Sache stehen. 

Das Staatsoberhaupt des Gastgeberlandes bezeichnete den Friedensplan des US-Präsidenten Donald Trump, auch „Deal des Jahrhunderts“ genannt, als „völlig inakzeptabel und höchst ungerecht“. Immer wieder betonte er, dass die Unterstützung der Rechte der Palästinenser noch weiter verstärkt vorangetrieben werden sollte.  

Hierbei scheint er völlig vergessen zu haben, dass Palästinenser in Israel, sowohl in der Knesset, als auch an dem Obersten Gerichtshof vertreten sind, in der Armee dienen, an den Universitäten lehren und die selben Rechte haben, wie jeder andere israelische Staatsbürger auch. Vielleicht hätte er seinen Äusserungen anfügen sollen, dass sich vermehrt für die Rechte der Palästinenser in der Westbank und in Gaza eingesetzt werden sollte, da es zum Beispiel dort nach wie vor üblich ist (obwohl seit 2018 gesetzlich verboten), dass ein Vergewaltiger durch die Heirat des Opfers straffrei davon kommt. 

Weiterhin nannte er die israelische Regierung das „Regime von Tel Aviv“ und betonte, dass lediglich mit der Anerkennung der Grenzen von 1967 und einer palästinensischen Hauptstadt in Ostjerusalem, eine Zweistaatenlösung akzeptabel wäre. Des weiteren führte er einen Vergleich an, der, u.a. laut Nathan Sharanskys 3-D-Test für Antisemitismus zur Erkennung von Antisemitismus in Antizionimus, im höchsten Masse antisemitisch ist.

Relativierung der Shoah

Hierbei vergleicht Mahathir Mohamad nicht nur die Shoah mit der Nakba, sondern fügt auch noch hinzu, dass die jüdische Katastrophe lediglich sechs Jahre gedauert habe, während die Nakba bereits 70 Jahre andauere. Mohamad sagte weiter, dass die Täter der Shoah, die Nationalsozialisten „schnell“ verurteilt worden wären, während die Täter, die die Nakba zu verantworten hätten, immer noch auf freiem Fuss seien. Somit relativiert er nicht nur die Shoah, sondern stellt auch noch einen völlig perfiden Vergleich an, der in jeglichen Punkten zu hinken scheint. Die Nakba, bei der vor allem zu Beginn des Unabhängigkeitskriegs im Jahr 1948 im ehemaligen britischen Mandatsgebiet Palästina die reiche Oberschicht der Palästinenser in die anliegenden arabischen Staaten flohen (vor allem in den Libanon, Haman und Damaskus ab Januar 1948) , da sie das Kämpfen lieber den weniger Privilegierten und den arabischen Armeen überlassen wollten, war vielmehr eine Fluchtbewegung, als eine Vertreibung. Ein Beispiel hierfür ist Jaffa, dessen palästinensische Gesellschaft kollabierte, da die Elite floh und niemanden zurück liess, der die Bevölkerung mit den einfachsten Dingen wie Nahrung versorgte, was wiederum in Panik und Flucht resultierte. Dazu kommt, dass die Palästinenser einen eigenen, arabischen Staat, den sie per UN-Teilungsbeschluss aus dem Jahr 1947 erhalten sollten, ablehnten und einen Angriffskrieg starteten und nicht etwa angegriffen und vertrieben wurden. Die Shoah ist das genaue Gegenteil, da hierbei angestrebt wurde, die gesamte unschuldige jüdische Bevölkerung durch einen industrialisierten Massenmord zu vernichten, was 6 Millionen Opfer forderte.

Diese beiden Ereignisse zu vergleichen ist sowohl geschmacklos als auch ahistorisch und schlichtweg ein Affront gegen jedes Opfer.

Der Stiftungsrat der mitorganisierenden Perdana Global Peace Foundation.

Der malaysische Premierminister fügt hinzu, dass die Palästinenser den Preis der Shoah, die durch andere verursacht wurde, nun bezahlen würden. Hierbei meint er, dass einige Überlebende der Shoah nach Israel einwanderten, während Palästinenser flüchteten und zu einem geringen Anteil vertrieben wurden.

Davon einmal abgesehen, dass Israel die historische Heimstätte des jüdischen Volkes ist, vergisst er einen anderen wichtigen Faktor zu erwähnen. Den sogenannten palästinensischen Flüchtlingen wurde, bis auf Jordanien, in keinem anderen arabischen Land die Staatsbürgerschaft verliehen und die Palästinenser, die Mahathir Mohamad scheinbar am Herzen liegen, fristen zu einem grossen Teil bis heute ihr Dasein in Flüchtlingslagern in genau jenen Ländern, die ebenfalls immer wieder betonen, wie sehr sie ihre „Brüder“ unterstützen würden.

In über 70 Jahren ist es diesen arabischen Ländern jedoch nicht gelungen, die „Flüchtlinge“ zu integrieren. Israel hingegen, dass ursprünglich 650,000 Juden im ehemaligen britischen Mandatsgebiet Palästina zählte, integrierte innerhalb kürzester Zeit 700.000 weitere Einwanderer, von denen einige Überlebende der Shoah und andere Flüchtlinge aus den arabischen Ländern waren, die noch dazu oftmals schlecht ausgebildet und aus einer verarmten Bevölkerungsschicht stammten, was den wiedergeborener Staat vor eine grosse Herausforderung stellte.

Das die Palästinenser wegen ihrer eigenen Führungsriege weiterhin keinen eigene Staat haben und etwa in Amman und in Beirut mehrheitlich ihr Dasein in Flüchtlingslagern fristen, ist einer der Gründe, warum ihr Schicksal weiterhin auf höchster politischer Ebene diskutiert wird und die ca. 900.000 jüdischen Flüchtlinge, die seit 1948 aus den arabischen Ländern und seit 1979 aus dem Iran geflohen sind, nahezu keinerlei Beachtung findet.

Premierminister Mahathir Mohamad scheint nicht klar zu sein, dass noch Ende der 1930er Jahre die jüdische Bevölkerung Bagdads 33% ausmachte, was zu dieser Zeit ein höherer Anteil als in New York oder etwa Warschau war. Mohamad sollte Marokko, Tunesien, Ägypten, Syrien, Jemen, Algerien und den Iran fragen, wo ihre jüdischen Gemeinden geblieben sind. Im Irak, in dem der babylonische Talmud entstand und der eine 2 1/2 Tausend jährige jüdische Geschichte vorzuweisen hatte, lebten vor der Fluchtbewegung noch 135.000 Juden, heute weniger als 10, in Ägypten weniger als 20. In Algerien, in dem vormals 140.000 Juden lebten und Libyen (vormals 38.000), lebt heute kein einziger Jude mehr.

Anstatt also falsche Behauptungen anzuführen und historische Fakten solange zu verbiegen, bis sie in das Weltbild des Malaysischen Premiers passen, sollte dieser lieber einmal die Geschichte des Nahen Ostens genauer studieren, denn ein derart verzerrtes Weltbild ist eines Premierministers nicht würdig. Wer seine Glaubensbrüder verteidigen will, muss da ansetzen, wo es notwendig ist, in diesem Fall bei ihrer korrupten Regierung, der Fatah unter Mahmud Abbas, der Hamas im Gazastreifen und den arabischen Staaten in denen die Palästinenser nach wie vor als Flüchtlinge gelten und ebenfalls durch das eigens für sie geschaffene UN Hilfswerk, dass ihren Status quasi zementiert hat und sie nach mehr als 70 Jahren immer noch nicht einmal Bürger zweiter Klasse sind.

2 Kommentare

  1. Es ist nicht zu fassen, danke für die Information.

    Wir sollten in “unseren” Texten nicht die Narrative der Palästinenser bedienen: in der Knesset, der Armee und am obersten Gerichtshof sind keine Palästinenser vertreten, sondern arabische Israelis.

    A. Böttger

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