Audiatur-Online Autor als bedeutender Antisemitismusforscher ausgezeichnet

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Manfred Gerstenfeld ist ein Publizist und ehemaliger Vorsitzender des Präsidiums des Jerusalem Center for Public Affairs. Foto Screenshot Youtube
Manfred Gerstenfeld ist ein Publizist und ehemaliger Vorsitzender des Präsidiums des Jerusalem Center for Public Affairs. Foto Screenshot Youtube
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Dr. Manfred Gerstenfeld, regelmässiger Autor bei Audiatur-Online war der Hauptredner bei der jährlichen Gala des Canadian Institute for Jewish Research (CIJR) am 1. Dezember in Montreal und wurde im Rahmen der Gala mit dem Internationalen Preis International Lion of Judah (Internationaler Löwe von Juda) des CIJR für „herausragende Verdienste um Israel und das jüdische Volk“ ausgezeichnet.

In seiner Ansprache nannte Gerstenfeld drei strategische Prioritäten im Kampf gegen die nahezu grenzenlosen antisemitischen Bedrohungen und stellte zunächst fest, dass es laut der Global Study der Anti-Defamation League mehr als eine Milliarde Antisemiten auf der Welt gibt. Diese Zahl beziehe sich nur auf den klassischen religiösen und ethnisch/nationalen Antisemitismus. Nicht eingeschlossen sind laut Gerstenfeld Menschen, die sich selbst nur als anti-israelisch bezeichnen. Er merkte an, dass dieser Befund auf etwa 75 Antisemiten pro Jude hinauslaufe, einschliesslich Babys und selbsthassende Juden.

Der 1937 in Wien geborene Israeli Manfred Gerstenfeld ist unter anderem auch der Autor des Buches Anti-Israelismus und Anti-Semitismus das dank der Unterstützung der Audiatur Stiftung ins Deutsche übersetzt wurde.

Gerstenfeld definierte in seiner Rede seine drei Prioritäten wie folgt:

Er forderte, dass die Bildung einer Agentur gegen die Verbreitung von Propaganda die oberste Priorität der israelischen Regierung sein sollte. Nur eine solche Einrichtung könne sich systematisch mit den weltweit verbreiteten Hasskampagnen gegen Israel und das Judentum befassen. Israel habe die Mittel zur Verfügung, um eine solche Organisation aufzubauen und zu unterhalten. Eine solche Agentur könne den vielen pro-israelischen Organisationen und Einzelpersonen eine unschätzbare Hilfe sein. Gerstenfeld nannte Beispiele dafür, wie einfach es war, pro-BDS-Wissenschaftler davon abzuhalten, diese antisemitischen Aktivitäten zu unterstützen.

Die zweite Priorität, so Gerstenfeld, sei es, vor allem nichtjüdische Politiker und andere prominente Personen davon zu überzeugen, zuzugeben, dass Antisemitismus seit über tausend Jahren ein fester Bestandteil der westlichen Kultur ist. Mit der Entwicklung der Kultur haben sich auch der Antisemitismus und seine Mutationen entwickelt.

Manfred Gerstenfeld gab als Beispiel dafür die schrecklich falsche Vorstellung, dass Juden absolut böse seien. Im Christentum habe das Böse darin bestanden, dass die Juden für den Tod von Jesus verantwortlich gemacht worden seien. In der schlimmsten Ausprägung des ethnischen Nationalismus, dem Nazismus, seien die Juden absolut böse gewesen, weil sie als unmenschlich angesehen wurden. Als Ungeziefer oder Bakterien entschieden die Nazis, dass die Juden ausgerottet werden sollten.

Marcia Abromowitz übergibt die Auszeichnung an Manfred Gerstenfeld. Foto zVg
Marcia Abromowitz übergibt die Auszeichnung an Manfred Gerstenfeld. Foto zVg

Weiter betonte Gerstenfeld, dass der Nazismus und die Planung von Völkermord heute die Symbole des absolut Bösen seien. Im hässlichsten Anti-Israelismus werden die Aktionen Israels gegen palästinensische Araber fälschlicherweise mit denen der Nazis gegen Juden verglichen. Er fügte hinzu, dass Israel auch fälschlicherweise beschuldigt wird, den Völkermord an den palästinensischen Arabern zu planen. Mehr als 150 Millionen erwachsene EU-Bürger von 400 Millionen glauben diese Verleumdung.

Gerstenfeld fügte hinzu, dass es leichter sein werde, viele zeitgenössische Fälle von Antisemitismus in einer historischen Perspektive aufzudecken, wenn man einmal mehr akzeptiere, dass die westliche Kultur von Antisemitismus durchdrungen sei. Wenn sich Juden und Nichtjuden in dieser Frage einig sind, werde es möglich sein, gegen diesen ältesten Hass wirksamer vorzugehen.

Als dritte Priorität, aber nicht weniger wichtig als die ersten beiden, erwähnte Gerstenfeld die Notwendigkeit, jüdische Masochisten zu entlarven. Er sagte, dass es in der jüdischen Tradition eine langjährige Strömung des Masochismus gibt. Zeitgenössische jüdische Masochisten in Israel und im Ausland würden behaupten, dass Israel perfekt sein müsse, während andere es nicht sein müssten. Jüdische Masochisten seien die idealen nützlichen Idioten, um von Israels Feinden manipuliert und benutzt zu werden. Letztere können sich immer auf Aussagen von masochistischen Juden stützen, um Israel zu kritisieren. Ein Beispiel, so Gerstenfeld, für einen prominenten jüdischen Masochisten ist der US-amerikanische demokratische Präsidentschaftskandidat Bernie Sanders. Sanders hat Netanjahu als Rassist bezeichnet, während er über Mahmoud Abbas schweigt, der sagte, dass in dem künftigen Palästinenserstaat keine Israelis leben werden.

Er wies ausserdem darauf hin, dass die zentralen Kräfte, die den Hass auf Israel in der Öffentlichkeit der westlichen Welt verbreiten, von der liberalen Linken kommen. Muslimische Fanatiker und Rechtsextremisten seien zwar weitaus gewalttätiger, aber in den Mainstream-Medien und in der Politik marginal.

Gerstenfeld sprach auch die Frage der Meinungsfreiheit an. Die Meinungsfreiheit in sozialen Medien habe zu einer Explosion von Hass-Rede geführt. Diejenigen, die für eine unbegrenzte Redefreiheit seien, würden indirekt die westliche Demokratie untergraben.

Gerstenfeld‘ wurde vom ehemaligen kanadischen Justizminister und führenden internationalen Menschenrechtsverteidiger Irwin Cotler vorgestellt, der ihm zu Ehren sprach und ihn als Universalgelehrter bezeichnete. Es gab auch lobende Videos von Rabbiner Abraham Cooper, dem Vizedekan des Simon Wiesenthal Center in Los Angeles, und Hillel Neuer, Direktor von UN Watch in Genf. Professor Alvin Rosenfeld, der Direktor des Institute for the Study of Contemporary antisemitism an der Indiana University, schickte einen schriftlichen Lobtext, der vom Direktor des CIJR, Professor Fred Krantz, verlesen wurde.

5 Kommentare

  1. Die Rückmeldung von Mark Nu werte ich positiv. Darum hier eine Ergänzung, was der Inhalt von Semitismus ist, gegen welchen der originale Anti-Semitismus Gottes „erfunden“ wurde :

    Es ist das Streben nach Besitz, Reichtum an weltlichen Gütern, an Kamelen und Frauen, neuerdings auch an Häusern, Autos und Aktien.

    Meine persönliche Ansicht lautet: es gilt, nicht Partei zu ergreifen für die eine oder die andere Sichtweise, sondern das Gespräch auf ein anderes Niveau zu heben, damit die bisher nicht-berücksichtigten Argumente einfließen (können).

    Aus dem ‚Wort zu Heiligabend‘ (von unserem Propst Drope im Pinneberger Tageblatt) zitiere ich die letzten Sätze:

    „Es sind die Worte, die wir verwenden, die den Frieden anbahnen können, von dem auch der Evangelist Lukas in der Bibel träumt. Die guten Worte sind wahrhaftig soziale, das heißt verbindende Medien. (…) Durch sie wird Frieden gestiftet unter uns Menschen, an denen Gott sein Wohlgefallen hat.“

    Die Worte, die wir verwenden, unterscheiden sich nur geringfügigst, wenn wir sie Sinn-gebend für das große Ganze einbringen wollen. Beispiel: Kapitalismus und Kannibalismus, Semitismus und Sentimentalismus usw., Aber nur durch solche Worte nähern wir uns dem verheißenen Frieden.

  2. Glückwunsch und meine Verbeugung als Anerkennung der Qualität der Schriften v Herrn Dr. Gerstenfeld.

    Da es keine Likes mehr gibt, möchte ich noch auf den Kommentar v Jürgen Friedrich verweisen,
    der zur Definition von „Antisemitismus“ korrekt ausgeführt hatte
    – persönlich bevorzuge ich den Ausdruck „Judenhass“, der mir auch das abdeckt,
    was andere unter Antisemitismus verstehen / wollen
    – seltenst ein Israelkritiker, der sich nicht auch als Judenhasser erweist!

  3. Die Preisverleihung verdient Anerkennung, weil sie erlaubt, einmal auf die Vokabel „Antisemitismus“ einzugehen. Diese Wortschöpfung „erschien“ gegen 1875, um dem Jahrtausende alten Judenhass aus dem Dunstkreis religiöser Irrungen-Wirrungen heraus zu arbeiten. Stattdessen sollte religiös-neutral die genetisch bedingte Minderwertigkeit „der Juden“ wissenschaftlich begründet werden.

    Völlig unberücksichtigt blieb bei den Herren der Wortschöpfung, dass es beim Vorhandensein von Antisemitismus logischerweise auch einen Semitismuss geben muss.

    Hierzu ist festzuhalten, das im mythologischen Zeitraum des Alten Testamentes “ die Juden“ aus dem Gemenge der sie umgebenden anderen semitischen Völker ausgesondert wurden. Warum? Nun,sie sollten anders sein!

    Sie sollten anti-semitisch sein!!

    Es ist unerlässlich, diesen Umstand aus der Antike Rechnung zu tragen, wenn wir den makabren Blödsinn moderner Attacken gegen Israel und Juden, wo auch immer, ins Positive kehren wollen. Weitere Einzelheiten nach Rückmeldung.

  4. In der Tat. Ein verdienter und schon lange fälliger Preis für Herr Gerstenfeld, der schon von vielen Jahren vor dem wiederaufkommenden (oder nie weg gewesenen?) Antisemitismus gewarnt hat. Gratulation!

  5. Glückwunsch und ein ganz dickes Dankeschön an das Audiatur-Team und die Audiatur-Finanzierer! Manfred Gerstenfeld hat es mehr als verdient.

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