Die palästinensische Weihnachts-Show

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Mahmoud Abbas in der Geburtskirche in Bethlehem. Foto Najeh Hashlamoun/Flash90
Mahmoud Abbas in der Geburtskirche in Bethlehem. Foto Najeh Hashlamoun/Flash90
Lesezeit: 6 Minuten

In nur wenigen Wochen wird die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) einmal mehr zu Weihnachten ihre alljährliche Täuschungs-Show aufführen. Wie gewohnt wird die PA ausländische Journalisten und Diplomaten nach Bethlehem einladen, wo ihre Imageberater sich mit blumigen Reden ins Zeug legen werden, um kurz vor Weihnachten von den guten Beziehungen und der Harmonie zwischen Christen und Moslems in der Stadt zu schwärmen. Offizielle Vertreter der PA nutzen diese Gelegenheit häufig, um Israel für die „Notlage“ der palästinensischen Christen verantwortlich zu machen, die nur ein Prozent der palästinensischen Bevölkerung des Westjordanlands und des Gazastreifens ausmachen.

von Bassam Tawil

Es gibt allerdings einen Vorfall, den die offiziellen PA-Vertreter mit allen Mitteln unter Verschluss halten wollen. Es ist die Geschichte der 63-jährigen Terez Ta‘amneh, einer Christin aus der Stadt Bait Dschala, in der Nähe von Bethlehem, die starb, als Polizeibeamte der PA eine Razzia in ihrem Haus durchführten, um ihren Sohn Yusef wegen unbezahlter Schulden zu verhaften.

Ta‘amnehs Geschichte ist einer jener Vorfälle, der der Propagandamaschinerie der PA ernsthaften Schaden zufügen könnte. Diese jedoch ist voll und ganz damit beschäftigt, Israel die Schuld daran zu geben, dass eine grosse Anzahl von Christen in den vergangenen Jahrzehnten das Westjordanland und den Gazastreifen verlassen hat.

Die Anzahl der im Gazastreifen lebenden Christen wird derzeit auf wenige Hundert geschätzt. Bis vor zehn Jahren lebten noch rund 3.500 Christen unter der Herrschaft der Hamas. Die meisten von ihnen flüchteten nach Israel, ins Westjordanland oder andere Länder.

Laut einer Erhebung des Palästinensischen Zentralbüros für Statistik aus dem Jahr 2017 leben ungefähr 47.000 Christen im Westjordanland, dem Gazastreifen und Ost-Jerusalem. In den vergangenen siebzig Jahren seit der Staatsgründung Israels emigrierten Zehntausende Christen in die USA, Kanada, Europa und Lateinamerika, hauptsächlich aus wirtschaftlichen Gründen. Die niedrige Geburtenrate unter den Christen sowie die massive Auswanderung hatten einen starken Rückgang der christlichen Bevölkerung in den palästinensischen Autonomiegebieten zur Folge – von schätzungsweise 10 % im Jahre 1948 auf gegenwärtig rund ein Prozent.

Der Zeitpunkt des Todes von Ta‘amneh in Bait Dschala hätte für die Führung der Palästinensischen Autonomiebehörde nicht ungünstiger sein können, denn jetzt, kurz vor Weihnachten, scheuen PA-Präsident Mahmoud Abbas und seine hochrangigen Vertreter für gewöhnlich keine Mühen, um ein rosarotes Bild der Umstände zu zeichnen, unter denen die Christen unter ihrer Herrschaft in Bethlehem und anderen Regionen des Westjordanlands leben.

Abbas selbst hat es sich zur Gewohnheit gemacht, jedes Jahr an Heiligabend an den Feierlichkeiten auf dem Manger-Platz und in der Geburtskirche in Bethlehem teilzunehmen. Auf diese Weise will er der Welt zeigen, wie sehr er um das Wohl und die Sicherheit der Christen besorgt ist.

Ta‘amnehs Tochter, Marian al-Hajal, zeichnet jedoch ein anderes Bild. Sie beschuldigte die Polizei der Palästinensischen Autonomiebehörde: „Ihr habt meine Mutter getötet“ und sagt weiter, dass sie als Christin kein Vertrauen in das palästinensisches Gesetz und die Polizei habe.

Ihre Anschuldigungen brachte Marian in einem Video vor, das sie kurz nach dem Tod ihrer Mutter auf Facebook postete. „Mein Name ist Marian al-Hajal, ich komme aus Bait Dschala und bin die Tochter der verstorbenen Terez Ta‘amneh, die die jordanische Staatsbürgerschaft hatte“ erklärte sie in dem Video.

 

„Ich appelliere an Seine Majestät König Abdullah, Gerechtigkeit für meine Mutter zu fordern, die infolge des barbarischen Verhaltens der palästinensischen Polizei starb, als diese das Haus meiner Mutter überfiel.“

Nach Angaben der Tochter ereignete sich der Vorfall am 5. Oktober um 22:30 Uhr. „Die palästinensische Polizei war zum Haus meiner Mutter in Bait Dschala gekommen, um meinen Bruder Yusef wegen finanzieller Streitigkeiten mit einer anderen Person zu verhaften.“

Marian betonte, dass es nach palästinensischem Gesetz der Polizei lediglich zwischen 7:00 und 19:00 Uhr erlaubt ist, sich mit Finanzstreitigkeiten zu befassen. „Die sieben Polizeibeamten, die die Razzia im Haus durchführten, wurden angeführt von Jamal Hmeid, dem Neffen von Kamel Hmeid, dem palästinensischen Gouverneur Bethlehems“, berichtete sie weiter. „An dieser Stelle erlaube ich mir, die Frage zu stellen: Ist es die Aufgabe der Polizei, die Bevölkerung zu schützen oder ist sie ein Privatunternehmen, das Schulden eintreibt?“

Die Polizeibeamten, so berichtete die Tochter, attackierten ihren Bruder und fingen an, ihn vor den Augen ihrer Mutter zu schlagen. „Meine Mutter sagte ihnen, dass Yusef an Diabetes und Bluthochdruck leidet“, so Marian weiter.

„Sie flehte sie an, mit den Schlägen aufzuhören. Als Antwort zielte der Befehlshaber der Truppe, Jamal Hmeid, mit einer Pistole auf den Kopf meines Bruders und drohte, er werde schiessen. Er sagte zu meiner Mutter: Wir haben Anordnung, das Feuer auf ihn zu eröffnen.“

Nach Auskunft von Marian geriet ihre Mutter daraufhin in Panik und brach auf der Stelle tot zusammen. „Ich weiss nicht, was mit ihr geschehen ist, aber sie stürzte zu Boden und starb“, berichtete sie.

„Am nächsten Tag gingen meine Schwester und ich zum Krankenhaus, um den Leichnam meiner Mutter abzuholen und für die Beerdigung vorzubereiten. Wir waren geschockt, als wir feststellten, dass der Leichnam meiner Mutter nicht im Leichenschauhaus war. Man sagte uns, die Leiche sei zur Obduktion geschickt worden. Wer gab ihnen das Recht, ohne unser Wissen eine Autopsie am Leichnam unserer Mutter durchzuführen? Als palästinensische Bürgerin habe ich kein Vertrauen in das palästinensische Forensikinstitut. Ich habe auch kein Vertrauen in das palästinensische Gesetz. Ich bin mir sicher, dass das Ergebnis der Autopsie zugunsten der Polizei ausfallen wird und nicht zugunsten meiner Mutter.“

Die Tochter sagte, die PA habe keine Massnahmen gegen die Polizeibeamten ergriffen, die nach ihrer Aussage für den Tod ihrer Mutter verantwortlich sind. „Wie kann mich das palästinensische Gesetz beschützen, wenn es die Gesetzesvertreter selbst waren, die meine Mutter getötet haben?“, fragte Marian. „Die Palästinensische Autonomiebehörde hat uns Geld geboten, damit wir schweigen. Sie versuchen, uns zu bestechen, damit wir Stillschweigen über die Verbrechen der Polizei bewahren.“

Der derzeit in Lateinamerika lebende palästinensische Professor Jamal Harfoush rief Abbas auf, unmittelbare Untersuchungen über die Umstände des Todes der Christin einzuleiten. Harfoush äusserte ausserdem seine Empörung darüber, dass hochrangige PA-Vertreter versuchten, die Familie der Frau zu bestechen, um sie zum Schweigen zu bringen. An Abbas gerichtet sagte der Professor: „Wir wollen einen zivilen und humanen Staat, basierend auf Rechtsstaatlichkeit und Gerechtigkeit.“

Business as usual

Ein Sprecher der Polizei der Palästinensischen Autonomiebehörde im Westjordanland gab an, Ta‘amnehs Sohn Yusef habe versucht zu fliehen und er habe die Polizeibeamten angegriffen, die zu seiner Verhaftung erschienen waren. Darüber hinaus bestritt der Sprecher, dass die Polizeibeamten das Haus Ta‘amnehs betreten hatten und beharrte darauf, ihr Sohn sei ausserhalb des Gebäudes verhaftet worden.

Was Marian betrifft, so ist die Version der Polizei einzig und allein ein Versuch, ihr kriminelles Verhalten zu vertuschen. Sie und viele andere Christen wollen, dass die Welt gerade jetzt, kurz vor Weihnachten erfährt, dass Christen unter der PA im Westjordanland und der Hamas im Gazastreifen zur leichten Beute geworden sind.

Soweit es Abbas betrifft, ist das Ganze „business as usual“. Die Rufe der christlichen Familie in Bait Dschala stossen bei ihm auf taube Ohren. Nächsten Monat werden er und seine Führungsriege in Bethlehem eintreffen und einmal mehr Reden über die Harmonie und die brüderlichen Beziehungen zwischen Christen und Moslems im Heiligen Land schwingen.

Möglicherweise macht sich Abbas Sorgen um die Zukunft der saftigen Finanzhilfen, die er aus christlichen Ländern und von christlichen Organisationen erhält, sollten diese herausfinden, was seine Polizei der christlichen Familie in Bait Dschala angetan hat. Was er auf jeden Fall will, ist weiterhin erfolgreich die palästinensische Lüge aufrecht zu erhalten, nach der die Christen wegen Israel fliehen.

Ein neuer Tag, eine neue Gelegenheit. Werden die internationale Gemeinschaft und die Medien weiterhin – wie jedes Jahr – die Lügen schlucken, die die PA-Führung und -Sprecher ihnen auftischen? Marian jedenfalls ist sich sicher, dass sie sich weder auf die internationale Gemeinschaft noch die PA verlassen kann, wenn es darum geht, ihrer Familie Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Aber wer dann wird sich dafür einsetzen?

Bassam Tawil ist ein im Nahen Osten lebender muslimischer Araber. Auf Englisch zuerst erschienen bei Gatestone Institute. Übersetzung Audiatur-Online.

1 Kommentar

  1. Und das ist kein Einzelfall.
    Einwohner des überwiegend von Christen bewohnten Dorfes Jifna im Westjordanland (Judäa und Samaria) nahe Ramallah sind vor 7 Monaten von einem palästinensischen Mob bedrängt worden, der von einem ranghohen Mitglied der im Palästinensischen Autonomiegebiet herrschenden Fatah-Partei angeführt wurde.

    Dem Vorfall ging eine Auseinandersetzung zwischen einer Dorfbewohnerin und dem Sohn des Fatah-Führungsmitglieds voraus. Nachdem die Dorfbewohnerin den Sohn, der sie und ihre Kinder während einer Autofahrt durch das Dorf bedroht hatte, bei der Polizei der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) anzeigte, kam der Vater des Angezeigten mit bewaffneten Männern aus dem palästinensischen Ort Al-Amari in das christlich-geprägte Dorf. Die Angreifer schossen in die Luft, warfen Molotowcocktails und Steine auf die Häuser.
    –> Sie forderten, die Christen sollten als „Dhimmis“ (Nichtmuslime unter islamischer Herrschaft) eine Kopfsteuer zahlen.
    Auf die Notrufe der Bewohner reagierte die palästinensische Polizei erst nach drei Stunden.

    https://de.icej.org/news/headlines/„marsch-der-lebenden“-von-auschwitz-nach-birkenau

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