Eine christliche Gruppe in Jerusalem arbeitet mit dem israelischen Innenministerium zusammen, um Visa für Kinder aus Gaza, Syrien und dem Irak zu bekommen, die sich in Israel einer Herzoperation unterziehen sollen.
von Abigail Klein Leichman
Ein kurdisches Flüchtlingskind – wir nennen ihn aus Sicherheitsgründen Ajwan – ist das neueste von 44 irakischen und syrischen kurdischen Kindern, die allein im Jahr 2019 im israelischen Sheba Medical Center notärztlich behandelt wurden.
Ajwan, dreieinhalb Jahre alt, hatte eine lebensrettende Operation am offenen Herzen, die im irakischen Kurdistan – wo seine Familie seit einigen Jahren lebt, aufgrund der Gefahren, denen die Gemeinde in Nordsyrien ausgesetzt ist – nicht möglich gewesen wäre.
„Ich hatte keine Angst nach Israel zu kommen, obwohl ich gewarnt wurde, dass ich meinen syrischen Pass verlieren könnte“, sagte seine Mutter der lokalen israelischen Presse. Sie wird wahrscheinlich zwei Wochen mit Ajwan bleiben, bevor er nach Hause zurückkehren kann.
„Die [kurdischen] Eltern, die wir sehen, sind wirklich grossartige Menschen. Es ist schwer auszudrücken, wie warmherzig sie sind “, sagt Dr. David Mishali, Leiter der Internationalen Chirurgie für angeborene Herzerkrankungen am Sheba-Safra-Kinderkrankenhaus.
In Koordination mit Shevet Achim, einer christlich-zionistischen Organisation mit Sitz in Jerusalem, gab es im israelischen Innenministerium ein beschleunigtes Visumverfahren für Ajwan, seine Mutter und die anderen Kinder. Shevet Achim hilft Kindern aus Gaza, Irak und Syrien, zu Herzoperationen nach Israel zu kommen.
„Seit 2003 wurden mehrere hundert kurdische Kinder zu uns rübergebracht“, sagt Jonathan Miles, Gründer und Direktor von Shevet Achim. „Ich gehe an diese Orte und lerne die Menschen kennen, was israelischen Bürgern nicht möglich ist.“
Durch Mundpropaganda findet er Kinder, die israelische medizinische Versorgung benötigen, und koordiniert die Hilfe mit Ärzten auf beiden Seiten.
Die Kinder werden über Jordanien eingeflogen und dann im Sheba Medical Center in Ramat Gan/Tel Aviv oder im Hadassah-Hebrew University Medical Center in Jerusalem behandelt.
„Israelische Krankenhäuser gewähren erhebliche Preisnachlässe, zum Teil arbeiten sie unter ihren Selbstkosten, um das Leben dieser Kinder zu retten“, sagte Miles gegenüber der Website ISRAEL21c.
Die verbleibenden Kosten werden durch die Partnerschaften von Shevet Achim mit anderen NGOs auf der ganzen Welt gedeckt, und die Familien der Patienten tragen bei, was immer sie können.
„Sie kommen die ganze Zeit“
Mishali erzählt, dass er bisher fast 100 kurdische Patienten behandelt habe. Der jüngste Patient sei erst ein paar Wochen alt gewesen, der älteste 16 oder 17 Jahre alt.
„Sie kommen die ganze Zeit. Sie werden wie normale Patienten versorgt. Wir machen keinen Unterschied zwischen ihnen und unseren israelischen und palästinensischen Patienten“, sagt Mischali. „Wenn ich in den Operationssaal gehe, denke ich selten über die Herkunft des Kindes nach oder woher sie kommen.“
Zwei freiwillige Übersetzer helfen Mishali und seinem Team aus Krankenschwestern, Ärzten und Chirurgen, in einer Kette von Hebräisch über Arabisch nach Kurdisch zu kommunizieren.
Mishali und seine Mitarbeiter stehen täglich in Kontakt mit den Erstversorgern der jungen Patienten oder den überweisenden Ärzten in ihrer Heimat. Sie kommunizieren auf Englisch per Telefon, WhatsApp und/oder per E-Mail.
„Das ist sehr wichtig, da diese Ärzte die Situation jedes einzelnen Patienten kennen und mir zum Beispiel sagen können, ob der jeweilige Patient in zwei Jahren für eine zweite Behandlungsstufe wird kommen können oder ob er keinesfalls in der Lage sein wird, ein zweites Mal zur Behandlung zu kommen und darum sofort eine vollständige Behandlung benötigt.“
Bei ihren Behandlungsentscheidungen müssen die israelischen Ärzte auch den Grad der medizinischen Nachsorge im Heimatland berücksichtigen.
„In der Regel stehen uns mehrere Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Unter Berücksichtigung aller Faktoren müssen wir die beste von ihnen auswählen“, erklärt Mishali. „Einige Kinder müssen einer Operation unterzogen werden, die anschliessend die Verabreichung von Blutgerinnungshemmern erfordert, was unter enger medizinischer Überwachung zu geschehen hat. Ist das nicht möglich, müssen wir Kompromisse eingehen und die beste Lösung für diese besonderen Umstände finden.“
Während die kurdischen Eltern in Israel sind, zeigen ihnen Freiwillige von Shevet Achim die Sehenswürdigkeiten von Jerusalem oder Tel Aviv. „Unsere Freiwilligen, vorwiegend Christen, wollen Brücken zwischen Israel und seinen Nachbarn bauen“, sagt Miles.
Auf Englisch zuerst erschienen bei Israel21c. Übersetzung Audiatur-Online.