Tag des Gedenkens an die Opfer religiöser Gewalt: In vielen Ländern keine oder nur eine sehr eingeschränkte Religionsfreiheit

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Christliche Kinder in einem Flüchtlingslager von Maiduguri im Nordosten von Nigeria, Bundesstaat Borno. Sie mussten vor der Gewalt der islamistischen Terrormiliz Boko Haram fliehen. (August 2017) Foto CSI
Christliche Kinder in einem Flüchtlingslager von Maiduguri im Nordosten von Nigeria, Bundesstaat Borno. Sie mussten vor der Gewalt der islamistischen Terrormiliz Boko Haram fliehen. (August 2017) Foto CSI
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Der 22. August ist seit diesem Jahr der Internationale Tag des Gedenkens an die Opfer religiöser Gewalt – so ein Beschluss der UN-Generalversammlung vom Mai. Die Resolution verurteilt „Gewalt und terroristische Akte gegen Personen, einschliesslich Angehörigen religiöser Minderheiten, die auf der Grundlage oder im Namen der Religion oder des Glaubens verübt werden“.

CSI begrüsst die UNO-Resolution – und fordert Taten

Die Menschenrechtsorganisation Christian Solidarity International (CSI) begrüsst die Einführung des neuen Gedenktags für die Opfer religiöser Gewalt. Doch damit ist es nicht getan: «Auf die lobenswerten Worte müssen nun unverzüglich Taten folgen», sagt CSI-Geschäftsführer Dr. John Eibner. «Gerade in Nigeria darf die internationale Gemeinschaft nicht länger zuschauen.» In den letzten Jahren kamen bei religiös motivierten Angriffen Zehntausende ums Leben. Gegenwärtig sind drei Millionen Nigerianer auf der Flucht.

«Die religiöse Gewalt in Nigeria ist viel komplexer als die grob vereinfachenden und die Religion ausklammernden Darstellungen, die gegenwärtig weitverbreitet sind», so John Eibner. «Oft porträtieren sie Boko Haram im Nordosten Nigerias als eine isolierte Terror-Bande auf der Flucht und die weitverbreitete Gewalt der Fulani in Zentralnigeria als einen lediglich lokalen Konflikt zwischen Nomaden und Bauern.»

«Die eskalierende religiöse Gewalt bedroht längst nicht mehr nur Nigeria selbst, sondern auch seine Nachbarn», mahnt John Eibner. «Der fehlende Wille oder die Unfähigkeit der nigerianischen Armee, der religiösen Gewalt entgegenzutreten, öffnet internationalen Terrornetzwerken Tür und Tor – auch für Aktivitäten bei uns. Wir müssen jetzt handeln.»

Open Doors: Christen sind am stärksten betroffen

Philippe Fonjallaz, Direktor von Open Doors Schweiz, begrüsst die Entscheidung der UNO, den 22. August zum Gedenktag zu erklären, um an diejenigen zu erinnern, die aufgrund ihrer religiösen Überzeugungen unter Gewalt zu leiden haben. „Wir stehen zu denen, deren Leben auf dramatische Art und Weise von Gewalt geprägt ist, nur weil sie der „falschen“ Religion angehören oder sich weigern, ihren Glauben zu leugnen“, erklärt er. „Auch wenn diese Erklärung nicht alle Aspekte der religiösen Verfolgung, sondern nur Fälle von Gewalt anprangert, gibt sie der Hoffnung Ausdruck, dass die internationale Gemeinschaft ihre Augen für ein Phänomen öffnet, das sich Jahr für Jahr weltweit verschlimmert.“

Die Christen sind weltweit am stärksten von religiöser motivierter Gewalt betroffen, wie der jüngste unabhängige Bericht im Auftrag des britischen Aussenministers Jeremy Hunt zeigt.

Der Leiter von Open Doors Deutschland, Markus Rode, erinnert im Hinblick auf den neuen UN-Gedenktag an die Millionen von Christen,die verfolgt werden ohne offensichtliche Gewalt zu erleiden: „In zahlreichen Ländern gibt es keine oder nur eine sehr eingeschränkte Religionsfreiheit. Christen in vielen islamisch geprägten Ländern sind wegen ihres Glaubens hohem gesellschaftlichen Druck, Anfeindungen und Hass ausgesetzt.

Ewelina Ochab, die Initiatorin des Anerkennungsprozesses für diesen Tag, hält fest: „Polen und andere Staaten sind zu beglückwünschen, dass sie das Thema Gewalt aufgrund von Religion oder Glaube als ein zeitgenössisches Problem erkannt haben, das nicht vernachlässigt werden darf. Wir sind den vergangenen und gegenwärtigen Opfern dieser Gewalt sowie den zukünftigen Generationen verpflichtet.“