Iranisches Geld fliesst in die Kriegsmaschinerie der Hamas und des Islamischen Dschihad

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Eine hochrangige Hamas-Delegation unter der Leitung des Militärführers Saleh Arouri besuchte den Iran und traf sich am 22. Juli mit dem Obersten Führer Ayatollah Ali Khamenei. Foto khamenei.ir
Eine hochrangige Hamas-Delegation unter der Leitung des Militärführers Saleh Arouri besuchte den Iran und traf sich am 22. Juli mit dem Obersten Führer Ayatollah Ali Khamenei. Foto khamenei.ir
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Während Ägypten, die Vereinten Nationen und andere Parteien Ihre Anstrengungen fortsetzen, eine massive militärische Konfrontation im Gazastreifen zu verhindern, treiben die Hamas und deren Verbündete die Entwicklung verschiedener Arten von Waffen, mit denen sie Israel angreifen wollen, voran.

 

von Khaled Abu Toameh

Der vom Iran unterstützte Islamische Dschihad, die nach der Hamas zweitgrösste bewaffnete Gruppe im Gazastreifen, hat vor Kurzem offengelegt, wie es ihr gelungen ist, Raketenwerfer für die Angriffe auf Israel zu verbessern.

Dem militärischen Flügel des Islamischen Dschihad – den Al-Quds-Brigaden – zufolge, begann man mit der Entwicklung der Raketenwerfer im Jahr 2007, als die Hamas gewaltsam die Kontrolle über den Gazastreifen übernahm, nachdem sie die Regierung des Präsidenten der Palästinensischen Autonomiebehörde, Mahmud Abbas, gestürzt hatte.

Zwölf Jahre danach scheint der richtige Zeitpunkt gekommen, Bilanz zu ziehen. Was haben Hamas und Islamischer Dschihad im Gazastreifen erreicht? Sie brüsten sich mit drei Leistungen: Verbesserung der militärischen Fähigkeiten, Waffenschmuggel und Investition mehrerer Millionen Dollar in den Bau von Terrortunneln. Das iranische Geld flie≈t in die Kriegsmaschinerie der Hamas und des Islamischen Dschihad – und in nichts anderes. Nicht in Krankenhäuser, nicht in Schulen und nicht in Arbeitsplätze für arbeitslose Palästinenser.

Nehmen wir zum Beispiel einen diese Woche veröffentlichten Bericht der Al-Quds-Brigaden, der die Entwicklung von Raketenwerfern als eine der grossen Errungenschaften dieser Gruppe in den vergangenen 12 Jahren darstellt. „Die Raketenwerfer der Al-Quds-Brigaden werden immer eines der wichtigsten Elemente unserer Macht sein“, tönt der Bericht. „Die Raketen werden den Führern des [israelischen] Feindes weiterhin Alpträume bereiten.“

Der Bericht vermerkt, seit der Gründung des Islamischen Dschihad habe dieser „viele Waffen und Raketen genutzt, darunter Messer, Bomben, Maschinenpistolen, Sprenggürtel und selbstgebaute Raketen.“

Der Bericht ergänzt, dass die Gruppe im Lauf der Jahre erhebliche Erfolge auf dem Gebiet der Herstellung und Entwicklung von Raketen erzielt habe, bis zu einem Punkt, an dem sie nun in der Lage sei, moderne Raketenwerfer für den Angriff auf „zionistische Städte und Siedlungen“ einzusetzen.

Dem Bericht zufolge haben die Al-Quds-Brigaden den ersten Test der Raketenwerfer im Januar 2007 durchgeführt, sechs Monate bevor der Gazastreifen in die Hände der Hamas fiel. „Die Ingenieure der Al-Quds-Brigaden haben seither Verbesserungen an dieser Waffe vorgenommen“, heisst es.

Vier Jahre später, so enthüllt der Bericht, führte die Gruppe ihre modernen, auf LKW montierten Raketenwerfer ein. Dann nutzte sie die LKW, um fünf Grad-Raketen auf Israel abzufeuern.

Im Jahr 2012, so der Islamische Dschihad, rüstete man den Raketenbestand um Raketen des Typs C8K auf, die auf israelische Städte und Ortschaften nahe der Grenze zum Gazastreifen abgefeuert wurden. Dem Bericht zufolge gelang des der Gruppe zwei Jahre später, die Reichweite ihrer Raketen zu erweitern, und erstmals die Stadt Netanja, nördlich von Tel Aviv, ins Visier zu nehmen.

Der Islamische Dschihad behauptet, seine Raketen seien heute in der Lage, den Flughafen Ben Gurion, das Kernforschungszentrum in Dimona, die Ölraffinerien von Haifa und den Hafen von Ashdod zu erreichen. Die Botschaft der Gruppe an Israel lautet: „Der Feuerradius weitet sich aus.“

Die jüngsten Drohungen des Islamischen Dschihad fallen mit Aussagen ihrer Führer zusammen, Israel solle sich nur ja an die Bedingungen der Waffenstillstandsvereinbarungen halten, die Anfang dieses Jahres mit den Fraktionen im Gazastreifen erzielt wurden. Das ist interessant. Einerseits will der Islamische Dschihad, dass Israel sich zur Einhaltung dieser Vereinbarungen verpflichtet. Andererseits gibt die Gruppe an, sie befasse sich weiterhin mit der Herstellung und Modernisierung neuer Arten von Waffen, die für Angriffe auf Israel genutzt werden sollen.

Finanzielle und militärische Unterstützung durch den Iran

Wie es scheint, sollen die Waffenstillstandsvereinbarungen, die unter der Schirmherrschaft Ägyptens und der Vereinten Nationen erzielt wurden, dazu dienen, den in Gaza ansässigen Gruppen die Gelegenheit zu geben, ihre militärischen Fähigkeiten auszubauen, ohne sich über israelische Vergeltungsmassnahmen Sorgen machen zu müssen.

Offenbar sehen der Islamische Dschihad und die Hamas den Waffenstillstand nicht als Chance, die Lebensbedingungen der Palästinenser im Gazastreifen zu verbessern. Nach Lage der Dinge planen sie nicht, das Abflauen der Kämpfe für einen Gedankenaustausch darüber zu nutzen, wie man die lähmende Arbeitslosenquote senken oder den miserablen Lebensstandard anheben könnte.

Diese Merkmale vernünftiger Governance haben in den vergangenen 12 Jahren keinen Eingang in die Tagesordnung dieser Gruppen gefunden. Und offensichtlich werden sie es auch in absehbarer Zukunft nicht auf die Tagesordnung schaffen. Dafür bleibt keine Zeit: Die Führer von Hamas und Islamischem Dschihad sind anderweitig beschäftigt – mit der Vernichtung Israels. Zum Teufel mit dem palästinensischen Volk.

Während die Hamas und der Islamische Dschihad mit den Ägyptern und UN-Gesandten über einen Waffenstillstand mit Israel sprechen, streben die Führer dieser beiden Gruppen weiterhin nach finanzieller und militärischer Unterstützung durch den Iran, um sich auf einen Krieg gegen Israel vorzubereiten.

Im vergangenen Monat besuchte eine hochrangige Hamas-Delegation unter Führung des militärischen Führers Saleh Arouri, Teheran und traf sich dort mit dem Obersten Führer des Iran, Ajatollah Ali Khamenei.

Gemeinsame Front gegen Israel

Iranische Medien zitierten Khamenei, der sich zufrieden über die „Fortschritte“ äusserte, die die Palästinenser in den vergangenen Jahren gemacht hätten. Der „Fortschritt“, über den Khamenei spricht, hat nichts mit dem Bau eines neuen Krankenhauses oder einer Schule oder mit einem medizinischen Durchbruch im Gazastreifen zu tun. Stattdessen besteht der „Fortschritt“, den die Palästinenser erzielt haben – nach Ansicht des Obersten Führers des Iran –, darin, dass „die Palästinenser früher mit Steinen [gegen Israel] gekämpft haben und heute über zielgenaue Raketen verfügen.“

Arouri seinerseits wurde mit einer während seines Aufenthaltes in Teheran getätigten Aussage zitiert, nach der der „palästinensische Widerstand und der Iran eine gemeinsame Front gegen Israel bilden.“

Offensichtlich glauben Hamas und Islamischer Dschihad, dass sie beides haben und alle anderen weiterhin zum Narren halten können. Dieselben Führer von Hamas und Islamischem Dschihad, die den Ägyptern und den UN-Gesandten erzählen, sie seien erpicht darauf, die Waffenstillstandsvereinbarungen mit Israel aufrechtzuerhalten, bitten den Iran um Mittel, um ihre Angriffe auf Israel ausweiten zu können. Dennoch verschliessen die Ägypter und die UN-Gesandten die Augen vor diesem doppelten Spiel.

Indem sie die Führer von Hamas und Islamischem Dschihad nicht wegen ihrer Täuschungen und widersprüchlichen Botschaften zur Rede stellen, erlauben die Ägypter und die UN-Vermittler den beiden Gruppen, den Waffenstillstand mit Israel als Deckmantel zu nutzen, unter dem sie sich auf den nächsten Krieg vorbereiten.

Falls und wenn der nächste Krieg im Gazastreifen zum Ausbruch kommt, werden die Vermittler nicht sagen können, sie seien davon überrascht worden. Diese Vermittler müssten nur einmal genau hinhören, was die Führer von Hamas und Islamischem Dschihad und ihre Förderer in Teheran sagen. Dann würden sie verstehen, dass die in Gaza beheimateten Gruppen wild entschlossen sind, Israel so viel Schaden wie möglich zuzufügen. Wie immer werden die grössten Verlierer von allen in dem von der Hamas beherrschten Gazastreifen die Palästinenser sein.

Khaled Abu Toameh ist ein preisgekrönter arabisch-israelischer Journalist und TV-Produzent. Auf Englisch zuerst erschienen bei Gatestone Institute. Übersetzung Audiatur-Online.