Im Tirtzu: “Wenn ihr wollt, ist es kein Märchen”

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Foto Screenshot Youtube / Im Tirtzu
Foto Screenshot Youtube / Im Tirtzu
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Der 15. Mai war kein normaler Studientag auf dem Gelände der Tel Aviv University. Einen Tag nachdem die historische Unabhängigkeitserklärung des Staates Israel im Jahr 1948 unterschrieben wurde, fanden auf dem Campusgelände Aufmärsche und Feierlichkeiten zum Gedenken an die Nakba statt, was auf Arabisch so viel heisst wie Katastrophe.

 

An diesem Tag gedenken die Palästinenser der Niederlage im Unabhängigkeitskrieg 1947/1948, nach dem sie den UN-Teilungsplan für einen jüdischen und einen arabischen Staat ablehnten und zusammen mit fünf arabischen Armeen den gerade erst geborenen jüdischen Staat angriffen.

Auf dem Campusgelände sind Menschen zu sehen, die die Fahne der PLO schwingen, es werden Reden über den Verlust der „palästinensischen Heimat“ gehalten und einige Studenten beklagen die „ethnische Säuberung der Palästinenser“, was bei der wachsenden Bevölkerungszahl doch ein wenig seltsam anmutet.

Eine Organisation jedoch stellte sich dagegen und organisierte eine Gegendemonstration – Im Tirtzu, was auf Deutsch so viel heisst wie „Wenn ihr wollt“ und von einem Ausspruch von dem Gründungsvater des Zionismus, Theodor Herzl, abgeleitet ist. Ich unterhielt mich, nach den gesammelten Eindrücken, auf dem Uni Gelände mit einigen Mitgliedern der Organisation, die das wiedergaben, was mich auch bewegte: Die Universitäten geben jenen eine Plattform, die betrauern, dass die Vernichtung der Juden im Jahr 1948 nicht geglückt ist und die einen eigenen Staat ablehnten, weil sie keinen jüdischen Staat als Nachbarn akzeptieren wollten. Bei dieser Gelegenheit erfuhr ich auch von Personen, die mittels eines Touristenvisums nach Israel reisen und die Soldaten der israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) unter anderem mittels Videoaufnahmen belästigen. Ich wollte mehr über die Arbeit von Im Tirtzu wissen und vereinbarte deshalb einen Interviewtermin mit Eytan Meir, dem Direktor für Aussenbeziehungen der Organisation.

6000 freiwillige Aktivisten

Die Nichtregierungsorganisation wurde im Jahr 2006 nach dem zweiten Libanonkrieg von Studenten ins Leben gerufen. Die Moral und das Wohlbefinden der Menschen in Israel durchlief in diesem Zeitraum eine Periode der Infragestellung, ob des Nationalbewusstseins oder der Rechtfertigung des Krieges im Libanon. Einige Studenten wollten dem entgegenwirken und starteten in der Hebräischen Universität in Jerusalem den ersten Im Tirtzu Ableger. Heute gibt es inzwischen 20 verschiedene Studentengruppen innerhalb der Organisation, mit mehr als 6000 freiwilligen Aktivisten.

Im Tirtzu widmet sich vor allem zwei Aufgabengebieten. Zum einen möchten sie Menschen darüber aufklären, warum das jüdische Volk das Recht auf einen eigenen Staat in ihrer historischen Heimstätte hat. Diese Bemühungen erfolgen zum Beispiel durch Vorträge an Universitäten und anderen Wissenszentren. Zum anderen sind sie aktiv in der Aufklärung von Organisationen wie BDS (Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen) oder Breaking the Silence, die eine antizionistische und damit antisemitische Agenda verfolgen und diese, in Form von Boykottaufrufen gegenüber dem einzigen jüdischen Staat der Welt, oder der Verbreitung von historischen Unwahrheiten zum Ausdruck bringen. NGOs wie Breaking the Silence werden mit massiven Geldzuwendungen von der EU unterstützt, doch sie finden auch Rückhalt in Form von Werbung und öffentlich Zuneigungsbekundungen von israelischen Professoren, gegen die im Tirtzu ebenfalls vorgeht.

„Touristen“ filmen Soldaten

Nach all diesen Informationen wollte ich noch ein wenig mehr über die „Touristen“ in Erfahrung bringen, welche die israelischen Soldaten belästigen. Auch hier stand mir Eytan offen Rede und Antwort. Inspiriert von den antiisraelischen NGOs, den Falschinformationen, die allzu oft in den Medien Einzug finden, reisen Menschen nach Israel, um die vermeintlich unmenschlichen IDF Soldaten bei ihren Verbrechen zu filmen. Dies geschieht vor allem an Orten wie Hebron und der Grenze zu Gaza, wo die Spannungen am grössten sind. Die „Touristen“ sind einfach zu erkenne, denn sie tragen zumeist Westen, filmen die Soldaten und arbeiten mit Organisationen wie zum Beispiel B’Tselem zusammen. Diese Personen stehen also Soldaten gegenüber, die zum Schutz der Bevölkerung an gewissen Punkten stationiert sind. Sie stören deren Arbeit, indem sie Filmaufnahmen tätigen, die Soldaten mittels Worten provozieren, oder sogar Palästinenser in ihre Arbeit miteinbeziehen, die gegen die Soldaten vorgehen sollen, um eine Reaktion zu provozieren. Die Provokationen reichen hierbei von verbalen Attacken bis hin zu körperlichen Übergriffen.

Bevorzugt werden dabei natürlich Palästinensische Frauen und Kinder eingesetzt, um der Welt zu zeigen, dass der Unrechtsstaat Israel nicht einmal vor dieser Bevölkerungsgruppe halt macht und sie im besten Falle gewaltsam unterdrückt. Die Soldaten sind einem immensen Stress ausgesetzt und werden daran gehindert, ihre eigentliche Arbeit, die gesamte israelische Bevölkerung, also Juden, Christen, Beduinen, Muslime, Drusen und andere zu schützen. Aus diesem Grund entschied sich Im Tirtzu dazu, den Spiess einfach umzudrehen, die sogenannten „Touristen“ bei ihrer Arbeit zu filmen und der Welt diejenigen Gesichter zu zeigen, die alle Bewohner Israels in Gefahr bringen, einschliesslich der Palästinenser, die sie doch eigentlich angeblich schützen wollen.

Viele Menschen fragen Im Tirtzu, wie es sein kann, dass Israel diese Menschen in ihr Land einreisen lässt. Die Antwort ist sowohl einfach als auch logisch, denn die vermeintlichen Aktivisten besuchen Israel, wie bereits erwähnt, getarnt als Touristen und der jüdische Staat verzeichnete im vergangenen Jahr eine Rekordzahl von über 4 Millionen Besuchern. Es ist deswegen also nahezu unmöglich das Betreten des Landes zu verhindern, da die Motive für die eigentlichen Gründe der Einreise verschleiert werden.

Ein weiterer interessanter Punkt ist die Vielfältigkeit der Menschen, die sich bei Im Tirtzu engagieren, denn nicht nur jüdische Israelis kämpfen für Aufklärungsarbeit in ihrem Land, sondern auch Christen, Drusen und andere, was vor allem bei Vorträgen den antizionistischen Teilnehmern oft den sprichwörtlichen Wind aus den Segeln nimmt.

„Wenn ihr wollt, ist es kein Märchen.“ – Mit diesen Worten ermutigte einst Theodor Herzl zur Schaffung einer Jüdischen Heimat in Israel. Das Land ist heute die einzige Demokratie im Nahen Osten mit den dazugehörigen Attributen wie Freiheit und Gleichheit für jeden Staatsbürger vor dem Gesetz, egal welcher Religion oder Herkunft, sowie Redefreiheit, Meinungsfreiheit und der Einhaltung von Menschenrechten. Trotzdem gibt es Menschen, die es dem einzigen jüdischen Staat der Welt scheinbar nicht vergönnen wollen und deren antizionistische und antisemitische Agenda sie dazu antreibt, selbst diejenigen in Gefahr zu bringen, die sie doch vermeintlich schützen wollen. Mittels Manipulation und verbaler, sowie körperlicher Gewalt werden Soldaten bedroht, nur um eine Reaktion zu erzielen, die Israel als Unrechtsstaat darstellen könnte. Welche Wahrheit die Aktivisten durch diese provozierte Lüge verbreiten wollen ist hierbei fraglich. Organisationen wie Im Tirtzu, stellen sich entschlossen dagegen und versuchen mit friedlichen Mitteln und Aufklärungsarbeit, die Menschen und die Weltgemeinschaft über die tatsächliche Lage in Israel aufzuklären. Weiter so!

1 Kommentar

  1. Man muss sich das mal vorstellen: Da reisen fanatische Aktivisten extra aus Europa oder anderen Teilen der Welt nach Israel um IDF-Soldaten bei der Arbeit zu stören und um deren Aufgabe, Bürger vor Terroristen zu schützen, zu behindern.

    Den Spieß umzudrehen, und diese rechts- bis links-radikalen Hilfswilligen bei ihren Handlangerdiensten für die diversen palästinensischen Terrororganisationen zu filmen, ist eine gelungene Form der Gegenwehr. Das sollte nach Möglichkeit ausgeweitet werden.

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