Israelische Wissenschaftler brauen Bier mit 5000 Jahre alter ägyptischer Hefe

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Das Forscherteam mit dem neuen alten Bier. Foto Yaniv Berman, mit freundlicher Genehmigung der Israelischen Antiquitätenbehörde.
Das Forscherteam mit dem neuen alten Bier. Foto Yaniv Berman, mit freundlicher Genehmigung der Israelischen Antiquitätenbehörde.
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Welche Art von Bier hat der Pharao getrunken? Ein innovatives Experiment, das von einem Team israelischer Wissenschaftler der Hebräischen Universität in Jerusalem, der israelischen Antiquitätenbehörde (IAA), der Universität Tel Aviv und der Bar-Ilan Universität durchgeführt wurde, könnte eine Antwort liefern.

 

Vor einiger Zeit ist es tatsächlich gelungen, einen 2000 Jahre alten, auf Massada am Toten Meer gefundenen Dattelkern wiederzubeleben, ausschlagen zu lassen und einzupflanzen. Inzwischen ist daraus eine stattliche Dattelpalme erwachsen. Sie erhielt den Namen „Metusalem“.

Bekannt ist, dass die Ägypter schon vor 6000 Jahren fleissig Bier gebraut haben. Das kann man auf Abbildungen sehen. Man hat auch alte Brauereien entdeckt und darin Töpfe, in denen das Bier aufbewahrt worden war. Doch heute fragen sich die israelischen Forscher, wie denn damals das Bier geschmeckt hat, Wie kann man die uralten Überreste wieder auferstehen lassen?

Entscheidend war es, die Hefe zu rekonstruieren, die dann mit Wasser, Honig und Gerste, Weizen oder Hopfen vermischt zu Meth oder Bier gären würde. Tatsächlich haben die Forscher in den alten Töpfen der Ägypter, aber auch in einer Brauerei mitten im heutigen Tel Aviv Spuren von vertrockneter Hefe entdeckt. Eine Rolle bei den Forschungen spielte auch eine Brauerei des biblischen Nehemias in Ramat Rachel, südlich von Jerusalem.

Pharaonisches Bier

Die Forscher wussten, dass Bakterien Jahrtausende überleben können. Also haben sie mit den Hefespuren experimentiert. Sie haben einen der alten Töpfe in nasser Erde begraben und drei Wochen lang abgewartet. Tatsächlich erwachten die uralten Hefekeime zu neuem Leben, also ob sie Bakterien wären.

In einer Jerusalemer Bierkneipe waren Journalisten eingeladen worden, den Ausführungen der Forscher zu lauschen und am Ende aus einem winzigen Plastikbecher einen Schluck des Bieres zu probieren, wie es schon die Pharaonen vor 6.000 Jahren genossen haben.

Antiker Bierkrug aus einer archäologischen Ausgrabung. Foto zVg

Geübte Biertrinker unter den Reportern meinten, dass es dem modernen Tuborg Bier ähnlich sei.

Jetzt denken die Forscher und die Betreiber der Bierbar darüber nach, das gewonnene Wissen zu kommerzialisieren. Mit der neugezüchteten uralten Hefe wollen sie in grösserem Umfang „pharaonisches Bier“ herstellen und es dann als Markenartikel verkaufen.

Nächstes Ziel: Biblischer Käse

Bei der Vorführung haben die Forscher auch historische Erkenntnisse zu dem Thema preisgegeben. Weil man in biblischer Zeit nicht wusste, dass man Wasser kochen müsse, um es keimfrei zu machen, haben sie kräftig Bier getrunken und schon ihren Kindern verabreicht. Es war kalorienreich, enthielt 6% Alkohol und war sättigend. Dank des Alkohols hatte man so eine Methode gefunden, Wasser zu desinfizieren und geniessbar zu machen. Weil dieses „Bier“ nicht ordentlich gesiebt war, tranken es die Ägypter mit Strohhalmen. Weiter sagten die Forscher, dass ägyptische Soldaten und auch die Philister täglich 3 Liter dieses Getränks zu sich nahmen. „Damals gab es noch keine Gesetze, die das Führen von Kampfwagen im betrunkenen Zustand verboten hätten. Heute ist klar, dass die Ägypter ihre Eroberungskriege mit besoffenen Soldaten führten“, sagte einer der Forscher.

Das nächste Projekt soll der Versuch sein, die Bakterien oder andere chemischen Verbindungen zu isolieren, mit denen Milchprodukte im Altertum fermentiert wurden. Das würde den Weg freimachen, biblischen Käse und eingemachte Gemüse entsprechend dem Geschmack der Menschen damals zu produzieren.

Über Ulrich W. Sahm

Ulrich W. Sahm, Sohn eines deutschen Diplomaten, belegte nach erfolgtem Hochschulabschluss in ev. Theologie, Judaistik und Linguistik in Deutschland noch ein Studium der Hebräischen Literatur an der Hebräischen Universität in Jerusalem. Seit 1975 ist Ulrich Sahm Nahost-Korrespondent für verschiedene deutschsprachige Medien und berichtet direkt aus Jerusalem.

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