Warum ich von der Friedrich-Ebert-Stiftung ausgeladen wurde

3
Friedrich-Ebert-Stiftung e.V. in Bonn. Foto Qualle, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5820497
Friedrich-Ebert-Stiftung e.V. in Bonn. Foto Qualle, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5820497
Lesezeit: 4 Minuten

Überraschend hat die Friedrich-Ebert-Stiftung eine seit Monaten verabredete Lesung mit mir im Ariowitsch-Haus in Leipzig abgesagt. Drei Tage vor dem geplanten Termin. Und ohne Angaben von Gründen. Auf der Website des Ariowitsch-Hauses wurde die plötzliche Absage so formuliert, dass der Eindruck entstehen konnte, sie ginge von mir aus. Was ich besonders schäbig finde. Ich habe von 1984 bis heute, über einen Zeitraum von 35 Jahren, in Deutschland hunderte von öffentlichen Lesungen und Vorträgen gehalten, doch das ist mir noch nie passiert. „Dann wird es ja Zeit“, rief ein guter Freund, dem ich am Telefon davon erzählte. „Damit du endlich verstehst, was hier los ist.“

 

von Chaim Noll

Noch eine Woche zuvor hatte mir eine E-Mail der Friedrich-Ebert-Stiftung den Termin, die Hotelbuchung und den „Dank“ dafür übermittelt, dass ich mein Buch „in unserer gemeinsamen Veranstaltung mit dem Ariowitsch-Haus vorstellen“ wollte. „Den Honorarvertrag bereiten wir zum Veranstaltungstag vor“, schrieb eine Mitarbeiterin. „Ihre Fahrtkosten erstatten wir Ihnen anhand der Bahnfahrkarten. Wenn Sie noch Fragen haben, können Sie sich gern an mich wenden.“

Letzteres war reine Höflichkeitsfloskel, denn als ich am Tag nach der Absage in der Friedrich-Ebert-Stiftung anrief und Fragen nach dem Grund dieser Maßnahme stellte, wurden sie nicht beantwortet. Der Leiter des „Landesbüros Sachsen“, Matthias Eisel, verfiel auf ein Mittel, das ich von DDR-Funktionären kenne: Er hörte auf zu sprechen. Als wollte er zu verstehen geben: Sie werden wohl selbst am besten wissen, womit Sie sich diese Bestrafung zugezogen haben.

Die Ebert-Stiftung ist eine parteinahe Stiftung. Die Partei, der sie nahesteht, ist die SPD. In letzter Zeit habe ich die Nahost-Politik des von SPD-Minister Heiko Maas geführten Auswärtigen Amtes mehrmals kritisiert. Schriftlich und mündlich. Ich habe daran erinnert, dass diese antiquierte, ideologiegesteuerte, erfolglose Politik den deutschen Steuerzahler jährlich Millionen kostet. Ich habe auf die Peinlichkeit von Maas‘ Bekenntnis zu Auschwitz als Inspiration seiner politischen Karriere hingewiesen und auf seine beharrlich anti-israelische Politik. Dass sich Maas, wie kürzlich der israelische Botschafter konstatierte, in der UN grundsätzlich auf die Seite der Feinde Israels stellt: „In November, Germany voted 16times in 21 resolutions against Israel.“ Ich habe die deutschen Waffenlieferungen und andere Hilfe an die kriegführenden Regimes der Region kritisiert, etwa an Iran und Saudi-Arabien, nicht selten an beide kriegführende Seiten gleichzeitzig, wodurch die Kriege im Jemen, im Irak, in Syrien und zwischen den Palästinenser-Fraktionen weiter angefeuert werden und immer neue Flüchtlingsströme nach Europa entstehen.

Früher, als die Bundesrepublik Deutschland noch eine Demokratie war, als es noch so etwas wie Meinungsfreiheit gab und Pluralität, haben mich parteinahe Stiftungen zu ihren Veranstaltungen eingeladen, auch wenn ich dort kritische Gedanken vortrug. Die Friedrich-Ebert-Stiftung lädt offenbar nur noch Gäste ein, die sich im Sinn ihrer Partei-Linie äußern. Es ist reine Heuchelei, wenn die dahinter stehende Partei die Bedrohung demokratischer Werte durch die AfD beklagt. Oder wenn der deutsche Außenminister, ein Mann eben dieser Partei, die Opfer der Shoah als Schmuck für seine politische Karriere verwendet.

Ich bin in der glücklichen Lage, den Verlust von Honoraren in Deutschland zu verschmerzen. Wenn ich jetzt aber jung wäre und in Deutschland auf irgendeine Weise meine Existenz bestreiten müsste, würde ich das Zeichen der Friedrich-Ebert-Stiftung dahingehend verstehen, entweder auszuwandern oder in Zukunft meinen Mund zu halten, kritische Regungen zu unterdrücken und die Politiker dieses Landes den Pleiten entgegen steuern zu lassen, die sie verdient haben und für die sie dann, wie üblich, Millionen Unbeteiligte bezahlen lassen.

Mein Problem ist ein anderes, ein psychologisches: Sobald ich mit einer Einrichtung deutscher Macht kollidiere, kommen mir Ahnungen, wie sich meine Großmutter gefühlt haben mag, als man sie das erste Mal zur Gestapo vorlud. Das ist unangemessen, ich weiß. Und hoffe dennoch auf Nachsicht. Auch mein Lebensweg ist – wie der von Heiko Maas – mit Auschwitz verbunden. Nur von der anderen Seite.

Chaim Noll wurde 1954 unter dem Namen Hans Noll in Ostberlin geboren. Sein Vater war der Schrift­steller Dieter Noll. Er studierte Kunst und Kunstgeschichte in Ostberlin, bevor er Anfang der 1980er Jahre den Wehrdienst in der DDR verweigerte und 1983 nach Westberlin ausreiste, wo er vor allem als Journalist arbeitete. 1991 verliess er mit seiner Familie Deutschland und lebte in Rom. Seit 1995 lebt er in Israel, in der Wüste Negev. 1998 erhielt er die israeli­sche Staatsbür­gerschaft. Chaim Noll unterrichtet neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit an der Universität Be’er Sheva und reist regelmässig zu Lesungen und Vorträgen nach Deutschland. Zuerst erschienen am 28. April 2018 auf Die Achse des Guten.

 

UPDATE: Inzwischen gab es mehrere Anfragen u.a. auch von Gunter Weissgerber, einst Leipziger sozialdemokratisches Urgestein, der in diesem Jahr die SPD zwar verlassen hat, aber nichtsdestotrotz über diese Art des Umgangs mit Noll durch die SPD-nahe Stiftung empört war. Er hat nun eine Antwort auf seine Frage nach dem Grund der Absage bekommen. Peter Grimm hat sie auf Die Achse des Guten dokumentiert und kommentiert.

3 Kommentare

  1. Meine Meinung ist:
    1.
    Die Sure 9 ist für die SPD inakzeptabel.
    Im Beitrag:
    Gewalt
    https://thereligionofpeace.com/pages/quran/violence.aspx
    steht unter
    1.
    Koran (9:5) am Ende:
    Sobald die Muslime die Macht hatten, vertrieben sie gewaltsam jene Ungläubigen, die nicht konvertieren wollten. (https://thereligionofpeace.com/pages/games/discover-truth/verses/9-5.aspx)
    [Anmerkung: Der Vers sagt, Ungläubige “zu bekämpfen, wo immer man sie findet”. Selbst wenn der Kontext eine Zeit der Schlacht ist (die es nicht war), zeigt die Version, dass Angriffe gegen jene “Ungläubigen” bejaht sind, die sich nicht auf dem Schlachtfeld befinden. Der islamische Staat bezog sich 2016 auf diesen Vers, indem er die Gläubigen aufforderte, Terroranschläge zu begehen: Allah befahl nicht nur das „Bekämpfen“ der Ungläubigen, als sei gesagt, dass wir nur Frontoperationen gegen sie durchführen sollen. Vielmehr hat Er auch befohlen, sie zu töten, wo immer sie sind – auf oder außerhalb des Schlachtfeldes. (https://pjmedia.com/homeland-security/2016/09/07/isis-magazine-to-jihadists-target-young-adults-engaged-in-sports-activities-in-the-park/)]
    2.
    Koran (9:29) am Ende:
    Dieses Kapitel war eine der letzten “Offenbarungen” von Allah und setzte die hartnäckige militärische Expansion in Gang, in der Mohammeds Gefährten in den nächsten 100 Jahren zwei Drittel der christlichen Welt erobern konnten. Der Islam soll alle anderen Menschen und Glaubensrichtungen beherrschen. (https://thereligionofpeace.com/pages/games/discover-truth/verses/9-29.aspx)
    2.
    Leider bekennt sich Herr Dawood Nazirizadeh zur Sure 9.
    Im Beitrag:
    Satzung
    http://www.igs-deutschland.org/die-igs/satzung
    steht unter “§ 2 Ziele und Aufgaben” und “2. Zu den Aufgaben gehören insbesondere”:
    1.
    a. Die Pflege und Verkündung des islamischen Religionsbekenntnisses unter besonderer Beachtung der schiitischen Ausrichtung und Tradition sowie die Vertretung der religiösen Interessen der Mitglieder.
    2.
    m. Die Einrichtung von Bildungsinstitutionen zur Aus- und Weiterbildung der Muslime. Die Erarbeitung und Förderung von Curricula, Unterrichts-und Lehrmaterial.
    3.
    n. Die Förderung und Unterstützung der Erteilung von Glaubensunterweisung und Bekenntnisvermittlung an muslimische Kinder, Jugendliche und Erwachsene.
    3.
    Die Partei SPD muss Herr Dawood Nazirizadeh aus­schlie­ßen.

  2. Dies ist ein Kommentar zu der Aussage im 4. Absatz im 2. Satz:
    Die Friedrich-Ebert-Stiftung lädt offenbar nur noch Gäste ein, die sich im Sinn ihrer Partei-Linie äußern.
    Meine Meinung ist:
    1.
    Leider ist Herr Dawood Nazirizadeh immer noch Mitglied der Friedrich-Ebert-Stiftung.
    Im Beitrag von “Iran Appeasement Monitor”:
    Klagewelle gegen den iranischen Oppositionellen Dr. Kazem Moussavi: Offener Brief an die deutsche Politik und Medien
    iraniansforum.com/eu/klagewelle-gegen-den-iranischen-oppositionellen-dr-kazem-moussavi-offener-brief-an-die-deutsche-politik-und-medien/
    am 18.9.2018 von Dr. Kazem Moussavi steht
    1.
    im 1. Satz:
    Als Sprecher der oppositionellen Green Party of Iran in Deutschland möchte ich Sie über die Klagewelle des deutsch-iranischen Wirtschaftslobbyisten, Dawood Nazirizadeh (SPD/IGS/FES), gegen mich wegen angeblicher Verleumdung durch meine kritische Berichterstattung über seine Iran-Machenschaften informieren.
    2.
    im 3. Satz:
    Herr Nazirizadeh hat seine Verbindungen zu deutschen Politikern benutzt und in den Anklageschriften Bilder von sich mit Kanzlerin Merkel, Wirtschaftsminister Peter Altmaier, Sigmar Gabriel, dem früheren Innenminister Thomas de Maizière und dem Bundestagspräsidenten Norbert Lammert sowie weiteren Politikern vorgelegt, um sie als Unterstützer seines Anliegens auszustellen.
    2.
    Die Friedrich-Ebert-Stiftung soll Herr Dawood Nazirizadeh aus­schlie­ßen.

  3. Dies ist ein Kommentar zu der Aussage im 3. Absatz am Anfang:
    Die Ebert-Stiftung ist eine parteinahe Stiftung. Die Partei, der sie nahesteht, ist die SPD. In letzter Zeit habe ich die Nahost-Politik des von SPD-Minister Heiko Maas geführten Auswärtigen Amtes mehrmals kritisiert.
    Meine Meinung ist:
    1.
    Leider war in letzter Zeit die Nahost-Politik des von SPD-Minister Heiko Maas geführten Auswärtigen Amtes mehrmals kri­tik­wür­dig.
    1.
    Im Beitrag am 17. Feb. 2019 von Matin Doustmohamadi steht:
    https://twitter.com/m__doust/status/1097071770060886016
    Mir ist es ein Rätsel, wie Deutschland mit dem #Iran’ischem Regime weiter auf Kuschelkurs gehen kann, obwohl der ir. Geheimdienst letztes Jahr mehrere male Terroranschläge in Europa verüben wollte gegen Exil-Iraner. Deutschl. macht sich mit schuldig am Terrorismus.#No2Appeasement
    2.
    Im Beitrag von “Iran Appeasement Monitor”:
    Vierzig Jahre Terror und Willkür im Iran und die Ignoranz der deutschen Bundesregierung
    iraniansforum.com/eu/vierzig-jahre-terror-und-willkur-im-iran-und-die-ignoranz-der-deutschen-bundesregierung/
    am 13.2.2019 von Dr. Kazem Moussavi steht im 1. Absatz am Ende:
    Und während die USA nach dem Rückzug aus dem Atomdeal schärfere Sanktionen gegen den Iran verhängt haben, wurde im November 2018 auf Demonstrationen gerufen: Unser Feind ist hier! Es ist eine Lüge, wenn sie sagen, dass unser Feind Amerika ist! Palästina und Syrien, das sind die Gründe unserer Misere! – womit die Terrorfinanzierung des Regimes für die Hamas, Assad und die Hizbollah gemeint ist. Das Regime versucht durch brutale Gewalt, Verhaftungen, demonstrative Morde, Hinrichtungen und mit Hilfe des europäischen Appeasements gegen die Sanktionen der USA, sich am Leben zu erhalten.
    2.
    Die Friedrich-Ebert-Stiftung soll sich kritisch mit der Nahost-Politik des von SPD-Minister Heiko Maas geführten Auswärtigen Amtes auseinandersetzen.
    3.
    Deutschland soll wie die USA schärfere Sanktionen gegen den Iran verhängen.

Kommentarfunktion ist geschlossen.