Palästinenser: „Kein Platz für das zionistische Gebilde in Palästina“

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Abu Hamza von den Al-Quds Brigaden. Foto Paltoday
Abu Hamza von den Al-Quds Brigaden. Foto
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Eine palästinensische Terrororganisation behauptet, ihre Ingenieure hätten „präzise und destruktive“ Flugkörper mit einer Reichweite bis in die „besetzten“ Städte Tel Aviv, Netanya und Jerusalem entwickelt. Abu Hamza, der Pressesprecher der Al-Quds-Brigaden – der militärische Flügel der vom Iran geförderten Organisation Palästinensischer Islamischer Dschihad im Gazastreifen –, drohte, die „Raketeneinheit“ seiner Organisation werde die „Hölle“ über israelische Städte hereinbrechen lassen.

 

von Bassam Tawil

„Auf palästinensischem Boden ist kein Platz für den zionistischen Feind“, verkündete Abu Hamza. „Entweder verlassen sie dieses gesegnete Land oder wir werden ihnen einen schmerzhaften Schlag nach dem anderen versetzen.“

Der Islamische Dschihad in Palästina ist nach der Hamas die zweitgrösste palästinensische Terrororganisation im Gazastreifen. Keine der beiden Organisationen erkennt die Existenzberechtigung Israels an. Beide sagen, sie haben sich dem „bewaffneten Kampf bis zur Befreiung von ganz Palästina, vom Mittelmeer bis zum Jordan“ verpflichtet.

Die Anführer von Hamas und Islamischem Dschihad betrachten Israel als eine grosse Siedlung, die aus dem Nahen Osten verschwinden muss.

Für sie gibt es keinen Unterschied zwischen einer jüdischen Siedlung im Westjordanland oder irgendeiner anderen Stadt in Israel. In ihren Augen sind Tel Aviv, Aschdod, Haifa und Nazareth allesamt „besetzte“ Städte. Die palästinensischen Wettervorhersagen zeigen häufig die Namen israelischer Städte auf einer Landkarte, die noch nicht einmal das Wort ‚Israel‘ enthält.

Die palästinensischen Machthaber sagen, der Konflikt mit Israel werde erst dann enden, wenn Israel vernichtet ist.

„Wir werden keinen einzigen Zentimeter palästinensischen Landes aufgeben“, erklärte Hamas-Führer Ismail Haniyeh. „Wir werden weiter kämpfen, bis alle Flüchtlinge in ihre Heimat zurückgekehrt sind“ – damit meinen sie die Gebiete in Israel innerhalb der „Grünen Linie“ der Waffenstillstandsgrenzen von 1949.

2017 veröffentlichte die Hamas ein Dokument mit ihren „Allgemeinen Grundsätzen und Strategien“, in dem sie behauptete, sie sei bereit, einen palästinensischen Staat innerhalb der vor 1967 bestehenden Grenzen zu akzeptieren (Westjordanland, Gazastreifen und Ost-Jerusalem) – allerdings ohne, dass die Hamas das Existenzrecht Israels anerkannte oder die Hamas „ganz Palästina aufgeben“ würde.

Mit anderen Worten sagt die Hamas, dass sie nicht gegen die Gründung eines unabhängigen palästinensischen Staates im Westjordanland, dem Gazastreifen und Ost-Jerusalem ist; sie würde diese Gebiete dann als Ausgangsbasis nutzen, um „das restliche Palästina zu befreien“.

In dem Hamas-Dokument heisst es ganz deutlich, dass „es keine Zugeständnisse oder Kompromisse in Bezug auf irgendeinen Teil des Landes Palästina geben wird, gleich welches die Ursachen, Umstände und Zwänge sein mögen und egal, wie lange die Besatzung dauert.“ Es bestätigt, dass die Hamas „jede Alternative zur umfassenden und vollständigen Befreiung Palästinas, vom Fluss bis zum Meer, ablehnt“. Ausserdem wird in dem Dokument festgestellt, dass die Hamas niemals das „zionistische Gebilde“ anerkennen oder palästinensische Rechte aufgeben wird.

Wenngleich die Hamas in dem Dokument angibt, sie sei – vorerst – bereit, einen palästinensischen Staat an der Seite Israels zu akzeptieren, betrachtet sie dennoch „Palästina, [das sich] vom Fluss Jordan im Osten bis zum Mittelmeer im Westen und von Ras Al-Naqurah im Norden bis Umm Al-Rashrash (Eilat) im Süden [erstreckt], als eine integrale territoriale Einheit. Es ist das Land und die Heimat des palästinensischen Volkes.”

Das Hamas-Dokument wurde von einigen Westlern fehlinterpretiert als ein Zeichen der Mässigung und des Pragmatismus seitens der Terrorvereinigung. So behauptete beispielsweise die Nachrichtenagentur Reuters am 1. Mai 2017 in einer Meldung, die Hamas habe „ihren langjährigen Aufruf zur Vernichtung Israels fallen lassen“.

Diese Behauptung ist ganz und gar falsch. Reuters hat, wie einige andere westliche Medienkanäle auch, die Teile des Hamas-Grundsatzdokuments, in denen die Notwendigkeit der Vernichtung Israels genannt wird, einfach ignoriert. Nachfolgend weitere Teile des Dokuments, welche die wahren Absichten der Hamas offenbaren:

„Die Islamische Widerstandsbewegung Hamas ist eine nationale palästinensische Befreiungs- und Widerstandsbewegung. Ihr Ziel ist es, Palästina zu befreien und sich dem zionistischen Projekt entgegenzustellen. Palästina ist ein arabisches, islamisches Land. Es ist ein gesegnetes, heiliges Land, das in den Herzen aller Araber und Muslime einen besonderen Platz einnimmt. Es wird keine Anerkennung der Legitimität des zionistischen Gebildes geben. Was auch immer dem Land Palästina in Hinblick auf Besatzung, Siedlungsbau, Judaisierung oder Veränderungen seiner Merkmale oder Verfälschung von Tatsachen widerfahren ist, ist illegitim. Rechte erlöschen nie.“

Noch schlimmer ist, dass einige Westler sogar so weit gingen, das Dokument als die „neue Hamas-Charta“ zu bezeichnen. Auch diese Behauptung ist falsch. Die 1988 veröffentlichte Hamas-Charta existiert nach wie vor; sie wurde zu keiner Zeit verändert oder überarbeitet. In eben dieser Charta wird festgestellt, dass:

„ … das Land Palästina eine islamische Waqf (dt.: fromme Stiftung) ist, die bis zum Kommen des Jüngsten Tags künftigen Moslemgenerationen geweiht ist. Dieses Land – samt all seiner Teile – darf nicht verspielt werden: Es darf nicht, auch nicht teilweise, aufgegeben werden. Weder ein einzelnes arabisches Land, noch alle arabischen Länder, weder ein König oder Präsident, noch alle Könige und Präsidenten, weder eine Organisation noch alle Organisationen, seien es palästinensische oder arabische, haben das Recht dies zu tun …

„Unser Kampf gegen die Juden ist sehr bedeutend und sehr schwerwiegend. Er erfordert alle ernsthaften Anstrengungen. Er ist ein Schritt, dem zwangsläufig andere Schritte folgen sollten. Die Bewegung ist nur ein Geschwader, das von immer mehr anderen Geschwadern aus dieser weiten arabischen und islamischen Welt unterstützt werden sollte, bis der Feind bezwungen und Allahs Sieg vollendet ist.“

In den letzten drei Jahrzehnten waren die Hamas und der Islamische Dschihad zentrale Akteure auf dem palästinensischen Schauplatz. Sie sind keine Splittergruppen, die man als unbedeutend abtun könnte. Die beiden Gruppen kontrollieren nahezu zwei Millionen Palästinenser im Gazastreifen. Jede Gruppe hat ihre eigenen politischen Führer und Milizen, die sich im Besitz zahlreicher Waffen, einschliesslich Raketen und Flugkörper, befinden. Beide Gruppen verfügen über Tausende Milizionäre im Gazastreifen, die sich selbst als „Soldaten“ und „Freiheitskämpfer“ in einem Krieg betrachten, bei dem es darum geht, Israel zu eliminieren und Juden zu töten.

Diejenigen, die denken, die Hamas und der Islamische Dschihad würden eines Tages einfach verschwinden, leben in einer Illusion. Beide Gruppen stellen nach wie vor eine reale Bedrohung dar, nicht nur für Israel, sondern auch für Mahmoud Abbas‘ Palästinensische Autonomiebehörde (PA) im Westjordanland. Wäre da nicht die israelische Sicherheitspräsenz im Westjordanland, hätten die Hamas und der Islamische Dschihad schon vor langer Zeit Abbas‘ Regime gestürzt. Die Hamas und der Islamische Dschihad verachten Abbas und betrachten ihn wegen seiner angeblichen Unterstützung einer Zweistaatenlösung als einen Verräter.

Hamas-Führer Mahmoud Zahar wurde vor Kurzem mit den Worten zitiert, wenn seine Bewegung „Palästina befreie“, werde sie Abbas vor Gericht bringen, weil er die Palästinenser betrogen habe.

Man sollte der Hamas und dem Islamischen Dschihad dankbar sein für ihre Klarheit und Ehrlichkeit hinsichtlich ihrer Ambitionen. Beide Gruppen sagen ganz deutlich, dass es ihr ultimatives Ziel ist, Israel aus der Region beseitigt und an seiner Stelle einen islamischen Staat errichtet zu sehen. Soweit es sie betrifft, geht es bei dem Konflikt mit Israel nicht um Siedlungen oder Grenzübergänge und nicht einmal um Jerusalem. Für sie geht es vielmehr um die Gegenwart der Juden in dem Gebiet, das sie als ihr Heimatland und ihren Staat betrachten.

Jeder wie auch immer geartete Nahost-Friedensplan, der das, was die Hamas und der Islamische Dschihad zu sagen haben, ignoriert, ist zum Scheitern verurteilt. Darüber hinaus stellt das Ignorieren dieser beiden Gruppen eine massive Bedrohung für die Sicherheit und Stabilität in der gesamten Region dar. Die US-Regierung, die angibt, ihren Nahost-Friedensplan nach den israelischen Wahlen im April offenlegen zu wollen, sollte sich intensive Gedanken über die möglichen Konsequenzen des Plans machen.

Die Mitglieder der US-Regierung müssen sich die Frage stellen: Was wird am Tag nach der Gründung eines palästinensischen Staats passieren? Die Antwort ist laut Hamas und Islamischen Dschihad (und anderen Palästinensern), dass die Palästinenser diesen Staat benutzen werden, um den „bewaffneten Kampf“ fortzusetzen, bis die besetzten Städte Tel Aviv, Nazareth, Tiberias, Jaffa und Haifa befreit sind. Unter den gegebenen Umständen wird ein palästinensischer Staat eine klare und allgegenwärtige existentielle Gefahr für Israel darstellen.

Die Drohung des Islamischen Dschihad, die „Hölle“ über israelische Städte hereinbrechen zu lassen, indem sie Raketen auf sie abfeuert, muss von denen, die an dem bevorstehenden US-Friedensplan arbeiten, ernstgenommen werden. Jedes Stück Land, das an Abbas und seine Palästinensische Autonomiebehörde im Westjordanland gegeben wird, wird zukünftig von der Hamas und dem Islamischen Dschihad als Abschussrampe für Raketen und Flugkörper auf israelische Städte genutzt werden. Dann werden die Terrororganisationen keine präzisen Langstreckenraketen mehr benötigen, um ihren Plan, israelischen Bevölkerungszentren zu zerstören, zu verwirklichen, denn sie werden direkt vor ihrer Haustüre sein.

Bassam Tawil ist Muslim und lebt als Wissenschaftler und Journalist im Nahen Osten. Auf Englisch zuerst erschienen bei Gatestone Institute. Übersetzung Audiatur-Online.