Eine neue Phase in den Beziehungen zwischen Israel und den Golfstaaten

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Premierminister Benjamin Netanyahu mit Sultan Qaboos bin Said am 26. Oktober 2018 im Oman Foto zVg
Premierminister Benjamin Netanyahu mit Sultan Qaboos bin Said am 26. Oktober 2018 im Oman Foto zVg
Lesezeit: 4 Minuten

Jüngste Besuche von Premierminister Benjamin Netanyahu und Minister Israel Katz in Oman könnten einen regionalen Umbruch einleiten.

 

von Seth J. Frantzman

In einer Rede am 7. November in Oman drängte Verkehrsminister Israel Katz, auf die Zusammenarbeit zwischen Israel und den Golfstaaten. „Nach meiner Ansicht kann und sollte die Zusammenarbeit zwischen Israel und den Golfstaaten ausgeweitet werden“, erklärte er. „Auch in den Bereichen Meerwasserentsalzung, Bewässerung, Landwirtschaft und Medizin hat Israel eine Menge zu bieten.“

Die Reise nach Oman war der letzte in einer Reihe von Besuchen hochrangiger israelischer Regierungsvertreter in den Golfstaaten. Premierminister Benjamin Netanyahu war Ende Oktober in Oman zu Besuch gewesen. Kultur- und Sportministerin Miri Regev und Kommunikationsminister Hiob Kara reisten beide in die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) – erstere, um einem Sportereignis beizuwohnen und letzterer, um an einer Konferenz teilzunehmen.

Die Besuche stellen einen wesentlichen Durchbruch in den Beziehungen zwischen Israel und den Golfstaaten dar. Seit Israels Unterzeichnung des Osloer Abkommens und dem Friedensschluss mit Jordanien in den 1990er Jahren, verstärkten sich die Beziehungen zu einigen Staaten der Golfregion. Dies beinhaltete auch die Eröffnung von Handelsniederlassungen. Während der Zeit der Zweiten Intifada (2000–2005) kamen diese Beziehungen jedoch zum Stillstand.

Im letzten Jahrzehnt nahmen sie allerdings allmählich wieder Fahrt auf. Bei seinem Besuch erklärte Katz, dass seine Reise sowie andere „Teil eines grösseren Trends zur Verstärkung der Beziehungen zwischen Israel und den Golfstaaten [seien], die auf gemeinsamen Interessen und der gegenseitigen Anerkennung der potentiellen Vorteile für beide Seiten basieren – sowohl, was den Kampf gegen gemeinsame Herausforderungen und Bedrohungen, als auch, was die Möglichkeiten anbetrifft“.

Schienen eines regionalen Friedens

Der Besuch des Verkehrsministers fiel zusammen mit seinen Gesprächen über eine Bahnverbindung oder „Schienen eines regionalen Friedens“, welche in der Zukunft einer Verbindung zwischen Israel und dem Rest der arabischen Region den Weg bereiten könnten. Er erörterte seinen Plan bei dem vom 6. bis 8. November in Muscat stattgefundenen IRU-Kongress.

Aktuell unterhält Israel Beziehungen zu Jordanien und Ägypten. Jordanien beabsichtigt, sein sehr beschränktes Eisenbahnnetz auszubauen und auch die Golfstaaten und Saudi-Arabien planen umfangreiche Infrastrukturprojekte in den Bereichen Eisenbahn und Transportwesen. In den Vereinigten Arabischen Emiraten plant Etihad Rail ein 1.200 km langes Schienennetz, das bis zur Grenze Saudi-Arabiens und Omans reichen soll. Eine 2.400 km lange Trasse würde Riad mit Haditha an der Grenze zu Jordanien verbinden. Diese Massnahmen würden Saudi-Arabien ein Schienennetz von rund 3.900 km Länge bescheren.

Das von Katz besuchte OMAN hat sein Eisenbahnnetz in den vergangenen Jahren bereits ausgebaut. 2015 autorisierte Sultan Qabus ibn Sa’id Al Sa‘id zwei weitere Phasen eines mehrphasigen Schienennetzes. Die erste Phase verbindet Buraimi an der Grenze zu den Vereinigten Arabischen Emiraten mit dem Hafen von Sohar. Die zweite Phase würde bis Ibri und eine weitere bis hinab zum Hafen von Duqm reichen. Letztlich könnte sich die gesamte Trasse auf 2.135 km Länge belaufen. Mit Jordanien als regionalem Verkehrsknotenpunkt könnte sich Israel in ein starkes Netzwerk regionaler Staaten integrieren. Dies würde auch die palästinensische Wirtschaft unterstützen. „Es wird eine zusätzliche Handelsroute in der Region schaffen, die kürzer, schneller und preisgünstiger ist“, so Katz.

Mit den wegweisenden Wirtschaftsreformen Saudi-Arabiens – genannt Vision 2030 – befindet sich die Region nach Jahren der Stagnation an der Schwelle zu einer ökonomischen Revolution. Saudi-Arabien ist eine der grössten Ökonomien in der Region, möchte sich jedoch diversifizieren und stellt daher die Weichen für Atomenergie, Investitionen in Entsalzungsanlagen und andere Projekte. Israel und die VAE sind mit ungefähr dem gleichen Bruttoinlandsprodukt ideal aufgestellt, um von diesem regionalen Aufbruch zu profitieren und auch selbst dazu beizutragen.

Acht Jahre nachdem der Arabische Frühling Ende 2010 seinen Anfang nahm, erholt sich der Nahe Osten immer noch von der Instabilität und dem Terrorismus, die sich als die dunkle Seite des Frühlings herausgestellt hatten. Aus dem Chaos und der Instabilität entstand der Extremismus des Islamischen Staats. Die Niederlage von ISIS hat nun zu einem neuen Kampf des Iran und seiner Kontrahenten um die Vormachtstellung in der Region geführt. All dies hat die wichtige Funktion Israels für die regionale Sicherheit und die Beziehungen in der Region überschattet. Katz‘ Besuch zeigt, dass sich die Einstellungen verändert haben.

„Dies ist das erste Mal, dass ein israelischer Minister offiziell zur Teilnahme an einer internationalen Konferenz in Oman eingeladen wurde“, liess sein Büro verlauten. Er beschrieb Qabus als einen erfahrenen und beeindruckenden Herrscher.

„Ich war sehr bewegt, als israelischer Minister so herzlich in Oman begrüsst zu werden und dem traditionellen Schwerttanz beiwohnen zu dürfen.“

Es ist ein Zeichen der wachsenden Stärke Israels.

Katz‘ Vision von einem Netzwerk von Schienenverbindungen mag vielleicht erst in Jahrzehnten realisiert werden, aber sie ist ein bedeutendes Symbol für den möglichen Trend der Region hin zu neuer Stabilität. Ein stabiler Naher Osten, dies haben die vergangenen Jahrzehnte des Konflikts gezeigt, ist auch für die globale Stabilität essentiell.

Seth J. Frantzman ist Nahost-Berichterstatter für die Jerusalem Post und Autor beim Middle East Forum. Auf Englisch zuerst erschienen bei The Jerusalem Post. Übersetzung Audiatur-Online.

1 Kommentar

  1. Ein Flirt der Araber (oder ist es Taktik?) mit Israel resp. unheilige Allianzen ändern nichts daran, dass Israel aus Sicht des Islam auszulöschen ist. Das ist laut islamischer Lehre ein Muss, weil der jüdische Staat sich auf Dar al-Islam befindet, also Land, das nie von Nicht-Muslimen
    beherrscht werden darf. Das ist auch der Grund des 100 jährigen Kampfes gegen
    die Juden, der Ablehnung des Teilungsplanes 1947 und grosszügiger israelischer
    Friedensofferten… Nicht auszuschliessen, dass sich zahlreiche Israelis von
    der aktuellen arabischen Charmeoffensive betäuben und sich zu trügerischen
    „Friedensarrangements“ mit den Palästinensern hinreissen lassen.

    Der Islam wird weder Lehre noch Ziele ändern, zudem hat er Zeit, viel Zeit!
    Man vergesse auch nicht das zentrale Thema Jerusalem und Tempelberg, wo
    jeglicher arabischer Charme „aufhört“.

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