Moderne Technologien aus Israel – für Afrika

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Symbolbild. Foto Youtube / Eilat Elot
Symbolbild. Foto Youtube / Eilat Elot
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Libyens Diktator Muammar al-Gaddafi war die mächtigste anti-israelische Stimme in der Afrikanischen Union. Seit seinem Tod orientieren sich afrikanische Präsidenten nicht mehr so sehr an Ideologien. Auch die Unterstützung der Palästinenser schwindet. Staaten mit mehrheitlich muslimischer Bevölkerung wie Marokko, Mauretanien oder der Sudan betrachten Israel zwar kritisch. Sudan verbietet israelischen Staatsbürgern die Einreise, Mauretanien brach die Beziehungen zu Israel 2010 nach einem Bombardement des Gaza-Streifens ab.

 

von Volker Seitz

Doch Israel intensiviert seine Beziehungen zu afrikanischen Ländern seit einigen Jahren. Investoren eröffnen Firmen in Äthiopien, Kenia, Ruanda und Uganda. Afrika wird als wichtiger Absatzmarkt gesehen. Israel kann dringend benötigte Technologien liefern, wie Entsalzungsanlagen gegen Wassermangel, Lösungen zur Steigerung der Ernteerträge und Energiegewinnung, moderne Telekommunikation oder Mittel im Kampf gegen den radikalen Islam.

Viele Länder wollen wieder stärker mit Israel kooperieren. Israel gilt weltweit als führend, wenn es darum geht, trockenes Land in fruchtbare Böden zu verwandeln. Es fördert landwirtschaftliche Forschungsprojekte auch in Afrika. Dank neuer Technologien wurden Methoden gefunden, um Erträge zu steigern, und es wurden Pflanzen gezüchtet, die Hitze besser aushalten.

Israel ist weltweit führend in Sachen Abwasseraufbereitung. 93 Prozent des israelischen Schmutzwassers werden aufbereitet, wovon 80 Prozent in die Wiedernutzung zurückfliessen. Zudem wurde in dem Land die Tröpfchenbewässerung erfunden. Die israelische Erfindung machte das Wüstenland selbst zu einer landwirtschaftlichen Oase. Seit 2012 kooperieren Deutschland und Israel in der Entwicklungshilfe. So gibt es ein gemeinsames Projekt zur Verlängerung der Ernteperiode für Mangos in Kamerun. Mit israelischen Setzlingen, die kamerunischen Stöcken aufgepfropft werden, soll auf einer Ausbildungsplantage bei 8.000 Bäumen die Erntezeit verdoppelt werden. Derzeit werden mithilfe der GIZ (Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit, Anm. d.Red.) 6.000 Bauern fortgebildet.

Lernen, weniger Wasser zu verbrauchen

Mit israelischem Knowhow können afrikanische Staaten lernen, weniger Wasser zu verbrauchen. Côte d’Ivoire, Gabun und der Senegal werden im Bereich Bewässerung und Wassermanagement beraten. Senegal bezieht derzeit 80 Prozent seines Nahrungsbedarfs aus Importen, weil die traditionelle Landwirtschaft nur auf eine Ernte pro Jahr kommt. Mit israelischer Technologie könnten die Bauern aber auf drei bis vier Ernten kommen. Die ehemalige israelische Ministerpräsidentin Golda Meir schrieb in ihrer Autobiografie: „Israel kann ein Vorbild sein, weil es gezwungen war, Lösungen für die Art von Problemen zu finden, die grosse wohlhabende, mächtige Staaten niemals erlebt hatten.“

In Kenia schulten 2018 im Auftrag des Israel Institute of Technology (Bereich Global Medicine) israelische Ärzte einheimische Kollegen und Pflegekräfte in Notfallmedizin. Es wird individuell angeleitet in der Bedienung und Wartung des Equipments zur Herz-Lungen-Wiederbelebung, in Techniken zum Fallmanagement sowie den grundlegenden und fortgeschrittenen Reanimationsmethoden.

Israel hat enge diplomatische Kontakte zu afrikanischen Staaten. 1957 wurde die erste israelische Botschaft in Afrika in Accra/Ghana eröffnet. 1958 besuchte die damalige Aussenministerin und spätere Regierungschefin Golda Meir Liberia und Ghana. Israel sandte nach der Reise von Golda Meir 3.000 Lehrer, Landwirte, Techniker, Mediziner und Ausbildungsoffiziere in diese Länder. 15.000 Afrikaner wurden in Israel ausgebildet. Meir kam 1960 zur Unabhängigkeitsfeier nach Kamerun und besuchte anschliessend Guinea, das israelische Wirtschaftshilfe erhielt.

2016 hat der israelische Ministerpräsident Netanjahu Uganda, Ruanda, Kenia und Äthiopien besucht. Im Juni 2017 nahm er als Gast am Treffen der Staats- und Regierungschefs der ECOWAS, der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft, in Liberia teil. Er versprach, dass das israelische Unternehmen Energiya Global in den nächsten vier Jahren eine Milliarde US-Dollar investieren werde, um in den ECOWAS-Mitgliedsländern Solarprojekte zu entwickeln. Im September 2017 traf sich Netanjahu am Rande der UNO-Vollversammlung in New York mit 15 afrikanischen Präsidenten. Viele Länder erhalten Entwicklungshilfe in den Bereichen Bildung, Medizin, Landwirtschaft, Wasseraufbereitung, Hochtechnologie und Infrastruktur. Angola und Nigeria erhalten Rüstungsgüter. Mit Äthiopien, Kenia und Kamerun gibt es eine militärische Zusammenarbeit, zum Beispiel in der Terrorbekämpfung.

Viele afrikanische Eliteeinheiten sind von Israel ausgebildet

Nach chinesischem Muster sollte im Oktober 2017 ein Gipfel Afrika-Israel in Lomé/Togo stattfinden. Wegen blutiger Massendemonstrationen gegen die seit 50 Jahren währende Herrschaft der Familie Gnassingbé musste die Veranstaltung auf unbestimmte Zeit verschoben werden. Alle afrikanischen Staaten südlich der Sahara mit Ausnahme von Mauretanien, Mali, Niger, Tschad, Sudan und Somalia haben diplomatische Beziehungen mit Israel. Es gibt direkte Flugverbindungen von und nach Südafrika, Tansania, Kenia und Äthiopien. Die wichtigsten Handelspartner für Israel sind: Südafrika, Nigeria, Kenia und Ghana. Seit Dezember 2017 beteiligt sich Israel an dem US-Entwicklungsprogramm „Power Africa“. Ziel ist es, bis 2030 rund 60 Millionen Afrikaner mit Strom zu versorgen.

Premierminister Benjamin Netanjahu reiste im November 2017 erneut nach Kenia, um die Staatschefs von Kenia, Sambia, Uganda und Ruanda zu treffen. Nach der Einwanderung von rund 100.000 äthiopischen Juden möchte die israelische Regierung 40.000 (zwischen 2006 und 2013 zugewanderte) illegale Migranten aus Eritrea, Sudan und Südsudan unter anderem nach Ruanda und Uganda abschieben. Israelische Medien berichten, Israel zahle der Regierung in Ruanda 5.000 USD pro Person. Migranten, die freiwillig ausreisen, erhalten bereits 3.500 USD. Uganda hat bereits seit 2013 illegale Migranten aus Israel aufgenommen. Im Gegenzug bekam Uganda Entwicklungshilfe und Hilfe zur Modernisierung der Armee. Viele afrikanische Eliteeinheiten (zum Beispiel Kamerun, Liberia, Kongo, Uganda, Äthiopien, Angola) sind von Israel ausgebildet worden.

Im Rahmen der Klimakonferenz in Bonn veröffentlichte die Deutsche Welle am 7.11.2017 den Artikel „Moussa, der Champion: Ein Bauer aus Niger kämpft gegen den Klimawandel“. Demnach habe Moussa ein besonderes Bewässerungssystem erfunden. In der Tat ist das dort beschriebene Halbmondsystem einfach und genial. Es wurde (wie ich vom damaligen DED Landesdirektor Kurt Gerhardt hörte) bereits vor dreissig Jahren vom DED und Peace Corps gefördert. Leider haben es die Nigerer nie konsequent übernommen und die deutsche Entwicklungshilfe hat es auch wieder „vergessen“. Erfunden wurde das System übrigens von den Israelis in der Negev-Wüste.

Volker Seitz war von 1965 bis 2008 in verschiedenen Funktionen für das deutsche Auswärtige Amt tätig, zuletzt als Botschafter in Kamerun, der Zentralafrikanischen Republik und Äquatorialguinea mit Sitz in Jaunde. Er gehört zum Initiativ-Kreis des Bonner Aufrufs zur Reform der Entwicklungshilfe und ist Autor des Buches „Afrika wird armregiert“. Die aktualisierte und erweiterte Taschenbuchausgabe erschien im September 2018.
Zuerst erschienen am 29.10.2018 auf Die Achse des Guten.