Vegan-Washing – Wie der Antisemitismus die Tierrechtsbewegung unterwandert

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Demo Plakat einer geplanten Kundgebung in Zürich. Unterstützt von Tierrechtsgruppe Zürich, Kommunistische Jugend Schweiz, Bündnis Marxismus und Tierbefreiung, ATAZ, Aktivismus für Tierrechte und weiteren Organisationen. Foto Facebook
Demo Plakat einer geplanten Kundgebung in Zürich. Unterstützt von Tierrechtsgruppe Zürich, Kommunistische Jugend Schweiz, Bündnis Marxismus und Tierbefreiung, ATAZ, Aktivismus für Tierrechte und weiteren Organisationen. Foto Facebook
Lesezeit: 7 Minuten

Am kommenden Samstag findet in Zürich eine Kundgebung von linken Gruppierungen mit dem  Thema “Das Schlachten beenden!” statt. Zum Themenbereich dieser in der Gruppe “Marxismus und Tierbefreiung” zusammengeschlossenen Organisationen, gehört auch der Begriff des „Vegan-Washing“ im Zusammenhang mit Israel, wozu auch eine Radio-Sendung ausgestrahlt wurde. Das Plakat, welches zur Demonstration am Samstag aufruft, benützt das von den Nationalsozialisten beliebte Sprachbild des herrschsüchtigen, geldgierigen Juden als Prototyp des Tierquälers.

 

Wer von Organisationen mit Namen wie: “Tierrechtsgruppe Zürich”, “Tier im Fokus”, “Aktivismus für Tierrecht” oder “Bündnis Marximus und Tierbefreiung” hört, wird vermutlich denken, dass es sich dabei um Menschengruppen handelt, die sich mit Leib und Seele für die Würde der Tiere und ihren Schutz, und damit auch für die pflanzliche Ernährung einsetzen.

Liest man sich aber in die Inhalte der Organisationen ein, stellt man fest, dass sie oft Hetze gegen Israel und antisemitische Stereotypen vertreten. Im Zuge von Recherchen zu “BDS Schweiz” und der radikalen Linken z.B.  tauchen die Namen oben erwähnter Tierrechtsgruppen auffällig häufig auf.

Um es vorwegzunehmen: Das Thema Tierschutz und das Verhindern von Tierquälerei ist nicht nur lobenswert, sondern ein Imperativ des Menschseins, welches die Entscheidung beinhaltet, ob und mit welchem Respekt wir unseren tierischen Erdmitbewohnern begegnen. Die Tatsache, dass wir andere Lebewesen töten um sie zu essen, obwohl wir dies nicht zum Überleben brauchen, ist eine gewichtige Grundsatzfrage, der wir gerne aus dem Weg gehen. Aber auch wenn das Essen von Tieren grundsätzlich bejaht wird, muss zumindest das Vermindern des Tierleids eine höchste Priorität sein – dies ist bereits in den ersten Sätzen der Bibel verankert.  Wenn in den ersten Versen von Genesis das Fleischessen gar nicht als Option für den Menschen angeboten wird, so wird angesichts der Verrohung der Menschen 10 Generationen später – und als göttliches Zugeständnis, um der Gewalt von Mensch gegen Mensch zu vermindern – das Fleischessen mit der Bedingung erlaubt, das Tier nicht zu quälen (Genesis 9:4-6). Auf diesen Sätzen basiert dann auch das strenge Verbot, ein Tier, das noch lebt, mit Absicht und für den Gebrauch zu verletzen.

Es ist daher nicht nur legitim sondern ein höchstes Gebot für den Menschen, über das Tier-Essen generell, und den Umgang mit Tieren für ihren Gebrauch im Speziellen, zu diskutieren und die Zustände, die damit verbunden sind, für die Tiere zu verbessern.

Doch die Zielsetzung von angeblichen Tierrechtlern, verbunden mit antisemitischen und anti-israelischen Stereotypen, impliziert offenbar einen anderen, zusätzlichen Wunsch: Juden und Israel als Tierquäler darzustellen, um den Judenhass – und nicht die Tierliebe – anzuregen. 

Dass Menschen im Jahr 2018 auf solche „Tricks“, von denen die Nationalsozialisten regen Gebrauch machten, zurückgreifen, ist erschreckend und abstossend.

Es war Nazi-Deutschland, welches 1933 ein Tierschutzgesetz verabschiedete, das Tierquälerei unter Strafe stellte, schrieb Hanna Rheinz in ihrem Artikel “Tierschutz und die Lügen der Nazis: Wie aus den Hütern der Tiere, „jüdische Tierquäler“ wurden. Hanna Rheinz, selber eine jüdische und aktive Tierschützerin, schreibt, dass der Tierschutz in der Nazi-Ideologie dazu diente, die jüdische Minderheit zu schikanieren. So wurde den deutschen Juden ab 1942 unter dem Vorwurf der Tierquälerei verboten, Heimtiere zu halten. Die Höhersetzung der Tierwürde gegenüber der Entschmenschlichung von Juden kann nicht deutlicher dargestellt werden als durch Berichte von Überlebenden. Einige dieser erzählten, dass jüdische Männer, Frauen und Kinder auf dem Weg zur Erschiessungsgrube durch eine Schleuse hindurch gehen mussten, die beidseitig von peitschenden SS-Kommandanten und beissenden Hunden besetzt war, um sie von der Flucht abzuhalten. Dies ist im Kern die groteske Umkehrung des Stellenwertes von Menschen und Tieren.

Die “Tierrechtsgruppe Zürich” gemeinsam an einer Kundgebung mit Linksextremisten. Foto Facebook

Dass eine vermeintliche Tierrechtsgruppe als Aufforderung an einer Demonstration für Tierrechte teilzunehmen, sich eines Sprachbildes bedient, welches klischeehaft die Definition von Antisemitismus gemäss Arbeitsdefinition der internationalen Holocaustallianz (IHRA) nicht deutlicher darstellen könnte, wird hoffentlich rechtliche Konsequenzen mit sich tragen. Hier sollten z.B. die Fachstelle für Rassismusbekämpfung oder der Schweizerische Israelitische Gemeindebund (SIG) aktiv werden.

Israelhetze und Tierrechtsgruppen

Auf der Homepage der “Tierrechtsgruppe Zürich” ist seit dem 27. September das Bild von niemand geringerem als Manal Tamimi zu sehen, begleitet von den Worten: “Die ständige Konfrontation (…) machen Tamimi zu einer aufrechten Aktivistin für Frieden und Gerechtigkeit.”

Über den abgrundtiefen Judenhass der Terrorunterstützerin Manal Tamimi berichtete Audiatur-Online am 23. August 2018. Ihre geplanten Auftritte in Zürich wurden abgesagt, nachdem die Vermieter der Räumlichkeiten von Audiatur-Online über die Person Manal Tamimi –  welche Morde an Israelis feiert und öffentlich eine dritte Intifada fordert – informiert wurden. Die „Tierrechtsgruppe Zürich“ kehrt die radikalen und gewaltverherrlichenden Einstellungen von Tamimi in ihr absolutes Gegenteil um, wenn sie sie als Aktivistin für den Frieden und Gerechtigkeit darstellen.

Auf der Webseite der “Tierrechtsgruppe Zürich” wird ausserdem prominent auf einen Podcast mit dem Titel “Vegan-Washing Israel” hingewiesen. Der Begriff “Vegan-Washing” lehnt sich an bekannte Wortbildungen wie “Pink-Washing” (sich besonders LGBT-freundlich zu geben) und das noch bekanntere “Green-Washing” (sich als besonders umweltfreundlich darzustellen) an. Laut den Moderatorinnen beschreibt “Vegan-Washing” den Vorgang, vegane Themen dafür zu missbrauchen, von anderen Problemen abzulenken und in der jungen Bevölkerung für Sympathien zu sorgen. Dies ist in Bezug auf Israel angesichts der zur Bevölkerung disproportional grossen Zahl von Veganern und Vegetariern einerseits, und der Offenheit gegenüber Homosexuellen andererseits, für liberal-demokratische, linke Organisationen, welche Israel als unmenschlich, rassistisch und radikal darstellen möchten, eine grosse Herausforderung.

Daher stellt auch der Radiobeitrag in einem 45 Minuten langen, und zum Teil mit absurden Argumenten geführten Aufwand den Versuch dar, die starke vegane Bewegung in Israel, die massgeblich auf der Grundlage des Tierschutzes basiert, als Betrug und als eine „Masche“ zu entlarven und ihr die Legitimität mit Absurditäten weg-zu-beweisen. Ein Beispiel dafür ist das Argument, dass der Veganismus bei der Staatsgründung Israels vor 70 Jahren nicht thematisiert wurde. Ein anderes ist die sarkastisch gemeinte Bemerkung der Moderatorin “ist das nicht toll“ auf den schwer zu verleugnenden Beweis des hohen Stellenwerts des Veganismus in Israel, angesichts der Tatsache, dass israelischen Soldaten ermöglicht wird, im Militär lederfreie Stiefel zu tragen und komplett auf tierische Produkte zu verzichten . Es wird der  “Tierrechtsgruppe Zürich” auch grosses Kopfzerbrechen bereiten, dass kürzlich ein Bericht erschienen ist, wonach sich die Zahl der veganen Israelischen Soldaten in den letzten 3 Jahren verzwanzigfacht hat, und mit 10’000 veganen Soldaten die Armee Israels zum Rang der „vegansten Armee“ der Welt aufgestiegen ist.

Wer sich ein anschauliches Bild von der Prominenz der Thematik „Israel-Tierschutz“ auf der Webseite der Tierschutzgruppe Zürich machen möchte, empfiehlt es sich folgende Schlaufe in die Internet Suchmaschine einzugeben:

“Israel site:https://www.tierrechtsgruppe-zh.ch”

Das Resultat sind sieben volle Seiten mit Einträgen der Zürcher Tierschutzgruppe.

Einer dieser Einträge führt auf die Veranstaltung “Freiheit für Palästina”, über welche in Audiatur-Online berichtet wurde. Als Veranstalter ist auch die “Tierrechtsgruppe Zürich” aufgeführt, zusammen mit BDS Schweiz, der Linksextremen RJZ und selbst die PDA scheut sich nicht vor einem solchen Bündnis.

Es bleibt abschliessend festzuhalten, dass die “Tierrechtsgruppe Zürich” einen Fokus auf Israel legt, der sich nicht natürlich oder „organisch“ aus der Thematik des Tierschutzes erklären lässt.  Er erinnert viel eher an eine derartige unheilige Allianz der Nationalsozialisten, deren Absicht es war, eine weitere Begründung für die Verfolgung von Juden zu präsentieren, in der Hoffnung, Deutsche Bürger, die an ihren Verbrechen gegen ihre jüdischen Mitbürger eventuell noch zweifelten, vielleicht von dieser Perspektive aus – der Tierliebe – für ihr teuflisches Unternehmen doch noch zu gewinnen.

Links Demo Plakat der Tierrechtsgruppe Zürich und anderen. Rechts ein Wahlplakat der NSDAP 1924. Foto PD

Durch Stürmer-ähnliche Darstellungen auf ihren Flyern, und durch Partnerschaften mit BDS-Befürwortern, entziehen solche Tierrechtsgruppen ihrer formulierten Absicht des Tierschutzes den Boden der Glaubwürdigkeit. Traurig daran ist, dass die Debatte über den Umgang mit Tieren nicht in ihrer nötigen und ernsthaften Form stattfinden kann, und widerlich wenn nicht gar gesetzeswidrig ist die Enthüllung eines grundtiefen Hasses auf Juden und Israel – welche eine sachliche Diskussion über das Judentum und Israel ebenfalls unmöglich macht. Unter dem Deckmantel der Tier- und Menschenrechte  wird versucht, vor allem junge Menschen anzuziehen, um dann im Strudel von pro-palästinensischen Falschinformationen und antisemitischen Stereotypen Hetze gegen Juden und Israel zu betreiben – auf Kosten einer sachlichen Debatte und vor allem auf Kosten des echten Tierschutzes.

2 Kommentare

  1. Eine Ähnlichkeit zwischen den auf den beiden Plakaten abgebildeten Personen kann ich beim besten Willen nicht erkennen. Während das NSdAP Plakat aus dem Jahre 1924 mit antisemitischen Vorurteilen arbeitet und eine vermeintlich “jüdische” Physiognomie benutzt, stellt der dicke Mann auf dem linken Poster lediglich eine Karrikatur eines “Pfeffersacks”, also reichen “Kapitalisten” dar, der im Fleischgeschäft offenbar sein Geld macht. Irgend etwas “Jüdisches” an seiner Physiognomie,wenn es so etwas überhaupt geben sollte, kann ich beim besten Willen nicht ausmachen. Dieser Artikel erscheint mir sehr an den Haaren herbeigezogen, um das Thema Antisemitismus hochzukochen.

  2. wie schade, dass ein solch wuerdiges Anliegen mit gutem alten Judenhass besudelt wird..
    excellenter Artikel!

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