Hamas-Führer gibt zu, dass Grenz-„Proteste“ inszeniert waren – doch niemanden interessiert es.

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Foto Alt0160 (talk) - Original Video by Heather Murdock, Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=69399503
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Lesezeit: 4 Minuten

Der hochrangige Hamas-Führer Jahya Sinwar hat offen zugegeben, dass der am 30. März gestartete „Grosse Marsch der Rückkehr“ eine Inszenierung war. Bei einer Rede vor einer Hamas-Versammlung erklärte er, dass die sogenannten „Grenzproteste“, die seit sechs Monaten im Gange sind, eine mutwillige Provokation waren, die darauf zielte, „Druck auf Israel abzulenken und eine ‚Explosion im Innern’ zu verhindern“, nachdem die Versöhnungsgespräche mit der Fatah „sabotiert“ worden seien.

 

von Judith Bergman

„Nach die Versöhnungsbemühungen (zwischen Hamas und Fatah) in eine Sackgasse geraten waren, planten einige Gruppen, eine innere Explosion im Gazastreifen herbeizuführen, doch die ‚Märsche der Rückkehr’ haben diesen Plan vereitelt“, sagte Sinwar Anfang September bei einer Hamas-Konferenz in Gaza. Das geht aus einem Bericht der Nachrichtenwebsite Ynet hervor.

Mit anderen Worten: Die Hamas setzte ihre Terroristen ein, um wöchentliche „Proteste“ zu inszenieren, bloss weil die Hamas Ablenkung benötigte, um zu vermeiden, dass sie selbst im Gazastreifen in eine Krise gerät. Diese Proteste haben zu einer Umweltkatastrophe geführt, da brennende Drachen und andere Brandstiftungswerkzeuge über die Grenze nach Israel gelenkt wurden, wo Hunderte von Hektar Land in Rauch aufgegangen sind, Wildtiere getötet und ein massiver, irreparabler Schaden an der Landwirtschaft und dem Ökosystem angerichtet wurde.

Welche Meinung die internnationale Öffentlichkeit dazu haben würde, bereitete der Hamas nicht das geringste Kopfzerbrechen, weiss sie doch nur allzu gut, dass egal, was sie Israelis oder auch ihren eigenen Landsleuten antut, die Weltgemeinschaft und die internationalen Medien sie unterstützen werden.

Es war darum keine Überraschung, dass die UNO für die Terroristen, die von der IDF getötet worden waren, als sie versuchten, nach Israel einzudringen, eine Schweigeminute abhielt – für dieselben Terroristen, die geschworen hatten, die Grenze zu stürmen, um „Juden die Herzen aus dem Körper zu reissen“; oder dass zahlreiche jüdische Gruppen in einem widerlichen Zurschaustellen von Selbstgerechtigkeit – und in eklatantem Verstoss gegen die jüdische Religion – ein „Kaddisch“ für jene toten Terroristen sprachen; und dass in den Medien Experten aller Couleur wütende Leitartikel schrieben, in denen sie die israelische Reaktion auf den Angriff der Terroristen anprangerten. Human Rights Watch (HRW) ging so weit, einen Meinungsbeitrag in der Zeitschrift „Foreign Policy“ zu veröffentlichen, mit dem Titel: “Don’t Blame Hamas for the Gaza Bloodshed” („Gebt nicht der Hamas die Schuld an dem Blutvergiessen in Gaza“).

Ausserhalb Israels war Sinwars offenes Eingeständnis kaum irgendjemandem eine Nachricht wert. Sie hat niemanden dazu gebracht, noch einmal neu über die Angelegenheit nachzudenken und sich dafür zu entschuldigen, dass er Israel verurteilt und Lobesreden auf Terroristen gehalten hat. Sie hat nicht Human Rights Watch veranlasst, ihren Meinungsbeitrag zurückzuziehen, in dem sich die Organisation so klar und dabei völlig falsch geäussert hatte. Das Klischee, wonach Tatsachen keine Rolle spielen, stimmt in diesem Fall, wie fast immer, wenn es um Israel geht.

Was den grösseren Lauf der Dinge betrifft, ist es allerdings auch kaum relevant, ob das Eingeständnis der Hamas Schlagzeilen macht oder nicht. Sinwar könnte sich auf das Podium der UNO oder vor das EU-Parlament stellen und nach Leibeskräften herausbrüllen, dass die Hamas eine schreckliche Terrororganisation ist, die die schlimmsten Kriegsverbrechen verübt hat, und doch würde die Weltgemeinschaft nur mit den Schultern zucken und darauf beharren, dass er nicht wirklich meine, was er sagt. Dies ist schliesslich auch die Art von Reaktion, die die Terroristen des Islamischen Staates ernten, wenn auf ihren Kriegsruf “Allahu Akhbar” mit dem Mantra geantwortet wird, der von ihnen verübte Terrorismus im Namen des Islam habe nichts mit dem Islam zu tun.

Zuzugeben, dass die Hamas unrecht hat, würde bedeuten, einzugestehen, dass Israel all die Jahre über recht hatte; eine ganze Industrie des „Friedenschaffens“ würde zusammenbrechen, zudem würde dem derzeitigen „Narrativ“ der Treibstoff ausgehen, wodurch wiederum Tausende von Akademikern, Journalisten, Diplomaten und NGOs beschämend dumm dastünden und nichts mehr zu sagen hätten. Man sollte nicht unterschätzen, dass der „Konflikt“ viele Leute ernährt, darunter auch viele Juden, die nur deshalb Ruhm erlangt haben, weil es einen jüdischen Staat gibt, den sie verleumden können.

Das Eingeständnis der Hamas zeigt eine weitere relevante Tatsache, über die die internationale Gemeinschaft bewusst hinwegblickt: Die Hamas benötigt den Konflikt nicht nur, um zu gedeihen – Terroristen werden arbeitslos, wenn sie keine Akte des Terrorismus verüben –, sondern um überhaupt zu existieren. Würde Frieden mit Israel ausbrechen, würde die ganze Daseinberechtigung der Hamas wegfallen und sie wäre aus dem Geschäft. Zu viele Akteure, darunter der Iran, haben absolut kein Interesse daran, dass die Hamas dichtmacht.

Auch die internationale Gemeinschaft will offensichtlich die Hamas im Geschäft halten. Statt den Wahrheitsgehalt der von der Hamas verbreiteten Angaben zu überprüfen und zudem ihren Terrorismus gegen die israelische Zivilbevölkerung zu verurteilen, nimmt sie nicht nur alles, was die Hamas sagt, für bare Münze, sondern agiert als ihr Cheerleaderteam, was die Terroristen weiter bestärkt und ermutigt.

Wieder einmal zeigt die Hamas ihr Gesicht, und die Weltgemeinschaft tut so, als würde sie gerade nichts sehen.

Judith Bergman ist eine Kolumnistin und politische Analystin des Haym Salomon Center. Auf Englisch zuerst erschienen bei MiDA.