Palästinas neueste „Apartheid-Fatwa“

0
Foto Dragan Tatic; Bundesministerium für Europa, Integration und Äusseres - Arbeitsbesuch Israel, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=87337485
Foto Dragan Tatic; Bundesministerium für Europa, Integration und Äusseres - Arbeitsbesuch Israel, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=87337485
Lesezeit: 7 Minuten

Für den Fall, dass irgendwer einen weiteren Beweis verlangt, dass kein palästinischer Führer jemals in der Lage sein wird, die Existenzberechtigung Israels anzuerkennen, wurde dieser vor Kurzem durch einen weiteren religiösen Erlass – Fatwa genannt – vom Großmufti von Jerusalem, Scheich Muhammad Hussein, erbracht.

von Bassam Tawil

Im Grunde genommen sagt diese Fatwa den Muslimen: „Wir werden euch töten, auf vielfältige Weise bestrafen, wenn wir euch dabei erwischen, dass ihr Land oder Häuser an Juden verkauft.“

Die Fatwa stellt klar, dass es keinem Moslem erlaubt ist, sein oder ihr Land an den „Feind“, sprich Juden, zu verkaufen oder das Eigentum daran an diese zu übertragen. Die Auswirkungen sind äußerst schwerwiegend. Jeder, der gegen diese religiöse Meinung bzw. den Erlass verstößt, hat verschiedene Arten von Bestrafungen zu erwarten – vom Boykott bis hin zur Todesstrafe.

Die Fatwa, die vom Mufti am 10. Juli veröffentlicht wurde, erregte keinerlei Aufmerksamkeit in den internationalen Medien oder bei den Parteien, die stets behaupten, bemüht zu sein, Frieden zwischen Palästina und Israel zu erreichen. Menschenrechtsorganisationen weltweit scheinen von solchen Drohungen gegen Muslime nicht beunruhigt zu sein.

Laut der Fatwa wird es als „Verrat an Allah, seinen Boten und dem Islam“ angesehen, Land an „Feinde“ zu verkaufen oder Bezahlung dafür zu akzeptieren. Die Muslime, wird darin angegeben, sind verpflichtet, jeden zu boykottieren, der gegen diese Entscheidung verstößt, und Abstand davon zu nehmen, die „Sünder“ zu heiraten oder Geschäfte mit ihnen zu machen. Noch extremer ist die Anweisung, dass es Muslimen verboten ist, zur Beerdigung von jedem, der es wagt, Land oder ein Haus an einen Juden zu verkaufen, zu gehen – ebenso, wie diese Personen auf einem muslimischen Friedhof zu beerdigen.

In seiner Stellungnahme erinnerte der Mufti alle Palästinenser daran, dass der Supreme Fatwa Council in Ost-Jerusalem bereits im Jahr 1996 einen ähnlichen Erlass ausgesprochen hat.

Es ist nicht überraschend, dass muslimische Führer ihren Anhängern verbieten, Geschäfte, einschließlich Immobiliengeschäften, mit Juden zu machen. Die Palästinenser sind sich dieses Verbots, das aus dem Beginn des letzten Jahrhunderts stammt, schon lange bewusst.

In den letzten Jahrzehnten wurden zahlreiche Palästinenser, die in Verdacht standen, an Immobiliengeschäften mit Juden beteiligt zu sein, entführt, gefoltert und brutal ermordet. Viele der Morde erfolgten kurz nach Einrichtung der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) und der Unterzeichnung des Osloer Abkommens im Jahr 1993. Laut israelischen Quellen wurden einige der Opfer auf Anweisung der PA-Sicherheitskräfte (die von den Amerikanern und Europäern finanziert und ausgebildet werden) entführt und ermordet.

Somit ist es wohl nichts Neues, dass ein islamischer Religionsführer einen Erlass erteilt, den man als Todesurteil für palästinensische Immobilienhändler und -makler beschreiben könnte. Nichtsdestotrotz ist es wichtig, all jene daran zu erinnern, die derartige Fatwas scheinbar vergessen haben, und zu erklären, warum diese nicht als reine Rhetorik abgetan werden können.

Zunächst muss beachtet werden, wer hinter der neuesten Fatwa steckt: der Mufti der Palästinensischen Autonomiebehörde in Ost-Jerusalem. Diese Person ist ein offizieller Vertreter der PA und deren Präsident, Mahmoud Abbas. Daher ist davon auszugehen, dass der Mufti sein Gehalt, direkt und indirekt, aus den finanziellen Hilfen bezieht, welche die Palästinenser von der internationalen Gemeinschaft, in erster Linie den USA und der EU, erhalten.

Des Weiteren dient der Mufti als höchste religiöse Autorität für die palästinensische Führung in Ramallah und hat das letzte Wort bei religiösen und nicht-religiösen Fragen. Anders gesagt: Die Stellung des Muftis entspricht der eines Richters des obersten Gerichthofs in den USA. Wenn der Mufti seine Meinung zu einer rechtlichen Frage oder einen religiösen Erlass veröffentlicht, wird von seinem Volk und den Führern erwartet, dass sie diese befolgen.

Drittens veröffentlicht der palästinensische Mufti seine Fatwas häufig, nachdem er sich mit islamischen Religionsführern aus den arabischen und islamischen Ländern beraten hat. Dies bedeutet, dass seine Beschlüsse regelmäßig dem Konsens der führenden islamischen Persönlichkeiten in der arabischen und islamischen Welt entsprechen. Dabei ist beachtenswert, dass kein höherer islamischer Religionsführer sich gegen die Fatwa, die es Muslimen verbietet, Geschäfte mit Juden zu machen, ausgesprochen hat oder diese in Frage gestellt hat. Mit anderen Worten: Diese Fatwa gilt nicht nur für palästinensische Muslime, sondern für alle Muslime weltweit.

Viertens zeigt die Fatwa, dass die Palästinensische Autonomiebehörde sich nicht von ihren Rivalen der Hamas unterscheidet, wenn es darum geht, die Existenzberechtigung Israels anzuerkennen. Wenn es, wie die Fatwa besagt, einem Moslem verboten ist, das Eigentum an „jeglichem Teil Jerusalems oder Palästinas an den Feind“ abzugeben oder zu übertragen, entspricht dies der offiziellen Position der Hamas.

Die Hamas hat eine positive Eigenschaft: Sie ist ehrlich in Bezug auf ihre mörderische Ideologie. Seit Langem vertritt die Hamas den Standpunkt, dass das gesamte Land Palästinas, vom Mittelmeer bis hin zum Jordan, den Muslimen gehört. Somit hat laut der Hamas kein Moslem das Recht, auch nur einen Zentimeter dieses sich in muslimischer Hand befindlichen Landes an Nicht-Muslime gehen zu lassen. Für die Hamas gehört das Land Palästinas der Waqf (islamische Stiftung) und darf nicht an Nicht-Muslime übertragen werden. Dies entspricht, nebenbei bemerkt, der Aussage der Palästinensischen Autonomiebehörde in der Fatwa des Mufti vom 10. Juli, welche besagt, dass sich das Land von Palästina und Jerusalem im Besitz der islamischen Stiftung befindet. Somit zeigt sich, dass zwischen den Meinungen der Palästinensischen Autonomiebehörde und der Hamas in Bezug auf die Akzeptanz der Präsenz bzw. Staatshoheit von Nicht-Juden in Land, welches sich ihrer Meinung nach in islamischem Besitz befindet, kein Unterschied besteht.

Fünftens widerspricht der Beschluss des Muftis der öffentlichen Haltung des Präsidenten der Palästinensischen Autonomiebehörde, Mahmoud Abbas, der behauptet, eine Zweistaatenlösung zu unterstützen und die Existenzberechtigung Israels anzuerkennen. Ist es möglich, dass Abbas nichts von der Fatwa des Muftis gehört hat, die es Moslems verbietet, das Eigentum an muslimischem Land auf Juden zu übertragen? Oder stellt sich Abbas dumm und tut so, als wären die Beschlüsse des Muftis und des Supreme Fatwa Council in Ost-Jerusalem nicht bindend? Wahrscheinlicher ist es jedoch, dass Abbas wie üblich ein doppeltes Spiel spielt, wobei sein Mufti eine Botschaft an die Muslime sendet und er, der palästinensische Präsident, eine völlig andere Botschaft an den Westen. Und diese Botschaft von Abbas an den Westen lautet: „Wir sind zu Kompromissen und Zugeständnissen bereit.“

Sechstens dient diese Fatwa, unabhängig davon, ob Abbas sie ernst nimmt oder nicht, als Warnung an alle Palästinenser in Bezug auf die Bestrafungen, die sie zu erwarten haben, wenn sie ein Stück Land oder ein Haus an einen Juden verkaufen. Nebenbei bemerkt ist für einige Palästinenser die Schande, von ihrem Volk und ihrer Familie geächtet und ausgestoßen zu werden, schlimmer als die Todesstrafe. Es gab mehrere Fälle im Westjordanland, Ost-Jerusalem und dem Gazastreifen, in denen Menschen ein Begräbnis auf einem muslimischen Friedhof verweigert wurde, weil ihnen vorgeworfen wurde, dass sie Land an Juden verkauft oder Geschäfte mit ihnen gemacht haben. Dies gilt als äußerst beschämend – nicht nur für den einzelnen, sondern für die gesamte Familie.

Siebtens können Abbas und die palästinensischen Anführer stets diese Fatwa nutzen, um ihre Ablehnung von Eingeständnissen im Austausch gegen Frieden mit Israel zu rechtfertigen. Sie können Staatsoberhäuptern auf der ganzen Welt sagen, dass es Ihnen laut dem Islam verboten ist, Nicht-Muslimen die Kontrolle über jeglichen Teil des Heiligen Landes zu gestatten. Deshalb dient die neueste Fatwa den Interessen von Abbas und seinen Verbündeten, da sie es ihnen ermöglicht, es so aussehen zu lassen, als seien ihnen aus religiösen Gründen die Hände gebunden.

Achtens ist es wichtig anzumerken, dass die Fatwa vor dem Hintergrund von Berichten erteilt wurde, die nahelegen, dass die US-Regierung in Kürze einen neuen Friedensplan für den Nahen Osten veröffentlichen wird. Die Palästinenser befürchten, dass der Plan, der als „Deal des Jahrhunderts“ bekannt ist, es erfordern würde, dass sie territoriale Zugeständnisse an Israel machen, einschließlich der Anerkennung der Existenzberechtigung Israels. Somit ist die Fatwa der Abbas‘ Präventivschlag gegen den Plan von Donald Trump. Abbas hat den noch nicht veröffentlichten Friedensplan bereits als amerikanisch-israelische „Verschwörung“ zur Auslöschung der Rechte der Palästinenser verurteilt. Mit der neuen Fatwa kann sich Abbas an Präsident Trump und andere Staatsoberhäupter wenden und ihnen mitteilen „Ich würde ja sehr gerne Frieden mit den Juden schließen, jedoch wird mir dies durch diese Fatwa verwehrt, die es Muslimen verbietet, Immobiliengeschäfte mit Juden zu tätigen. Tut mir leid!“

Die palästinensische Fatwa ist eine weitere Kriegserklärung (Dschihad) an die Präsenz von Juden im Nahen Osten. Sie ist auch eine Kriegserklärung an jeden Moslem, der es wagt, an einen Frieden mit Israel zu denken. Zudem beweist die Fatwa, dass die Palästinenser offen Apartheid praktizieren, indem sie den Verkauf von Land und Häusern an Juden verbieten. Zudem geschieht dies zu einer Zeit, in der Muslime in Israel daran gewöhnt sind, Häuser von Juden zu kaufen und in jüdische Viertel und Städte zu ziehen. Die Einstellung des Muftis entspricht der wahren Apartheid in dieser Region. Man stelle sich nur einmal die Antwort der internationalen Gemeinschaft vor, wenn der oberste Rabbi Israels einen Erlass erteilt hätte, der es Juden verbietet, Geschäfte mit Muslimen zu machen. Doch im Falle des palästinensischen Muftis und dessen Oberen in Ramallah scheint alles in Ordnung zu sein – wieder einmal verschließt die internationale Gemeinschaft die Augen vor der Apartheid der palästinensischen Führer und deren Terrorisierung ihres eigenen Volkes.

Bassam Tawil, ein muslimischer Araber, lebt im Nahen Osten. Zuerst erschienen auf Englisch bei Gatestone Institute.