Israel–Argentinien und der diplomatische Terrorismus der Palästinenser

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Jibril Rajoub Präsident des Palästinensischen Fussballverbandes. Foto Alquds News
Jibril Rajoub Präsident des Palästinensischen Fussballverbandes. Foto Alquds News
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Bei all dem Gerede und den widersprüchlichen Berichten über die Absage des Fussballspiels Israel-Argentinien ist es wichtig, sorgfältig zu analysieren, was tatsächlich passiert ist. Obwohl die Absage an sich bedauerlich ist, hat Israel im Gegensatz zu den Schlagzeilen der letzten Tage, keinen verheerenden Schlag erlitten.

 

von Ron Prosor

Andererseits können wir die Möglichkeit nicht ausser Acht lassen, dass dies ein klares Beispiel für diplomatischen Terrorismus war, vorausgesetzt, dass die Annullierung tatsächlich das Ergebnis des gewaltsamen Drucks von palästinensischen Körperschaften war, der von der BDS-Bewegung inszeniert wurde.

Der diplomatische Terrorismus ist eine einzigartige Aktivität gegen den Staat oder seine Vertreter, die auf der internationalen Bühne stattfindet, um die Stellung Israels in der Staatengemeinschaft zu delegitimieren. Diplomatischer Terrorismus kann sich in vielen Bereichen auswirken, etwa in den Medien, Kultur, Sport, der Zivilgesellschaft etc. Er ist erfolgreich, indem er Chaos, Schrecken, Unsicherheit und insbesondere die Vorstellung vermittelt, dass Israel auf dem globalen Parkett besiegt wurde.

Ich habe ihn aus erster Hand kennengelernt, als ich Israel bei den Vereinten Nationen vertrat.

Der klassische Terrorismus verfolgt ein unmittelbares Ziel – die Vernichtung von Leben. Erst vor wenigen Tagen verhafteten die israelischen Sicherheitskräfte eine Untergrund-Zelle, welche die Ermordung hochrangiger israelischer Offizieller – darunter der Premierminister und der Bürgermeister von Jerusalem – geplant hatte. Vor diesem Hintergrund ist das langfristige Ziel des klassischen Terrorismus, das Sicherheitsgefühl der Menschen zu destabilisieren, Angst zu verbreiten und politische Veränderungen mit gewalttätigen Mitteln herbeizuführen. Das ist es, was die palästinensischen Terrororganisationen seit Dutzenden von Jahren tun.

Neben dem klassischen gewalttätigen Terrorismus haben die Palästinenser und deren weltweite Unterstützer einen neuen, komplexeren Zweig entwickelt – den diplomatischen Terrorismus.

Dieser Zweig baut auf punktgenaue sogenannte legitime Operationen, deren Ziel es ist, eine Veränderung in der politischen, öffentlichen und zivilen Haltung gegenüber Israel zu bewirken, und er ist auf globaler Ebene aktiv. Es geht dabei nicht um eine legitime politische Debatte – vielmehr geht es darum, die Legitimität Israels zu untergraben.

In den vergangenen Jahren haben die Palästinenser diese Art des Terrorismus ins Zentrum ihres Kampfes gegen Israel gestellt. Sie erkennen, dass sie ihr Ziel mit Gewalt nicht erreichen werden und dass sie die Vorteile, die ihnen die Globalisierung bietet, nutzen und dabei gleichzeitig von Israels gut entwickeltem Sinn für Selbstkritik und Selbstentwertung profitieren können.

Diplomatische Bekämpfung des Terrorismus

Um gegen diese Bedrohung anzukämpfen, muss Israel sich auf eine diplomatische Bekämpfung des Terrorismus verlegen. Diesen Kampf habe ich in den vergangenen Jahren auf unterschiedlichen Ebenen ausgetragen. Die entsprechenden Operationen finden meist präventiv statt und werden auf zahlreichen Schauplätzen ausgetragen. Der Feldzug startet lange bevor der Angriff auch nur geplant wird, da wir durch eine ganze Reihe von Aktionen versuchen, die Motivation und Fähigkeit zur Ausführung eines diplomatischen Terroranschlags zu schwächen.

Doch selbst dann, wenn ein solcher Angriff stattfindet, ist das nicht das Ende der Welt. Es können wirkungsvolle reaktive Massnahmen ergriffen werden.

Leider hat Israel diese Methode der Operation im Allgemeinen nicht praktiziert, und schon gar nicht in seiner Antwort auf die Absage des Fussballspiels.

Was sollen wir also tun?

Relativ ähnlich wie bei einem klassischen Terroranschlag sollte die Regierung in drei Schritten reagieren.

Der erste Schritt ist, den Schauplatz zu isolieren und Kollateralschäden zu begrenzen. Genauso wie die Sicherheitskräfte die Zivilbevölkerung nicht an den Ort eines Terroranschlags lassen würden, sollte die israelische Regierung das Gleiche tun, um die Situation abzuschwächen und eine Anlaufstelle finden, um mit der Situation fertig zu werden..

Die Kakophonie der von aussen einwirkenden Stimmen, die allesamt mitmischen wollen – von der Produktionsgesellschaft über die Ministerien für Kultur, Sport und Tourismus und den Fussballverband bis hin zu Dutzenden selbsternannter Experten –, vergrössert nur den Schaden. Sie alle handeln in guter Absicht, aber in Wirklichkeit ist es so, dass jeder von ihnen die Situation einfach nur verschlimmert und die Wirkung des diplomatischen Anschlags verstärkt.

Die zweite Phase ist die Untersuchung, die hinter verschlossenen Türen stattfinden sollte, jedoch unter Wahrung eines offenen und ehrlichen Dialogs.

Weiterhin müssen wir die Frage stellen, wer für den im Hintergrund erfolgten diplomatischen Anschlag verantwortlich war und nicht Farbe bekannt hat. Wenn sie nichts davon wussten, wie konnte dies geschehen? Ausserdem sollten wir fragen, wo war das Ministerium für auswärtige Angelegenheiten? Das Ministerium ist das führende diplomatische Organ Israels, mit weltweit Hunderten von Mitarbeitern in relevanten Kommandopositionen – professionellen Diplomaten, welche die Schlüsselpersonen in ihren jeweiligen Ländern kennen. Wir sollten schonungslos ehrlich sein und fragen: Wenn das Aussenministerium nicht eingeweiht war, was war der Grund dafür? Wenn es doch eingeweiht war, warum hat es versäumt, zu warnen und das Ganze zu vereiteln? Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, wenn das Aussenministerium sich auf einen Akt der diplomatischen Terrorismusbekämpfung konzentriert, ist es dieser Aufgabe gewachsen. Ganz offensichtlich war dies jedoch hier nicht der Fall.

Der dritte und wichtigste Schritt ist das Lernen. Das Fussballspiel ist nur eine von vielen Veranstaltungen, die Israel im kommenden Jahr ausrichten wird und nur ein Tropfen im Ozean des riesigen internationalen Potentials, das wir besitzen. Die wichtigste Frage, die wir uns heute stellen sollten, ist, wie wir es verhindern können, dass so etwas morgen wieder geschieht und wie wir den nächsten diplomatischen Terroranschlag verhindern können. Wir sollten vor Ort in den traditionellen wie in den neuen Medien aktiv sein. Dabei sollten wir an proaktive Aktionen denken, wie etwa pro-israelische Demonstrationen an strategisch wichtigen Punkten, und uns die positiven Talente und Unterstützer Israels im In- und Ausland zunutze machen.

Selbstvorwürfe und Selbsthass werden uns nicht helfen.

Beleidigungen und Drohungen gegen Messi sind irrelevant.

Jetzt ist es an der Zeit, dass Israel die Initiative ergreift, Nägel mit Köpfen macht und beginnt, praktisch und einsatzbereit zu denken.

Ron Prosor ist Vorsitzender des Abba Eban Institute of International Diplomacy am IDC Herzliya und ehemaliger israelischer UN-Botschafter. Auf Englisch zuerst erschienen bei The Jerusalem Post.