Iran fackelt den Gazastreifen ab

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Verbrennen von Reifen im südlichen Gazastreifen an der Grenze zu Israel am 6. April 2018. Foto Abed Rahim Khatib/ Flash90
Verbrennen von Reifen im südlichen Gazastreifen an der Grenze zu Israel am 6. April 2018. Foto Abed Rahim Khatib/ Flash90
Lesezeit: 4 Minuten

Der Durchschnitts-Palästinenser ist nicht aggressiv. Er oder sie hat keinen Grund zu glauben, dass man mit Gewalt irgendetwas Positives oder Konstruktives erreichen kann.

 

von Dr. Glen Segell

Es wäre schön, wenn man davon ausgehen könnte, dass der Durchschnitts-Palästinenser grösstenteils rational und wenn schon nicht rational, dann doch zumindest so sensibel gegenüber der Realität eingestellt wäre, dass er versteht, dass jeder Akt der Gewalt auch Konsequenzen nach sich zieht. Besonders, wenn er oder sie zuvor eine vorsätzliche Absicht zur Provokation angezeigt oder geäussert hat.

Es wäre weiterhin schön, wenn man davon ausgehen könnte, dass der im Gazastreifen lebende Durchschnitts-Palästinenser derselbe ist, wie der im Gazastreifen lebende Durchschnitts-Palästinenser, der seinen Alltag mit einer relativ gut gefestigten Routine verbringt, die Familie, Freunde, Arbeit oder Ausbildung beinhaltet. Es gibt keinen Grund dafür, anzunehmen, dass die unter der Herrschaft im Gazastreifen lebenden Palästinenser anders sein sollten. Die alltägliche Organisation und Bürokratie, die mit allen Aspekten des Lebens im Gazastreifen verbunden ist, ist zeitaufwändig und verlangt Konzentration, wenn sie erfolgreich geleistet werden soll.

Seit sich Israel vor über zehn Jahren aus dem Gazastreifen zurückzog, steht dieser unter der autonomen Herrschaft der Hamas. Bei seinem einseitigen Rückzug gab Israel den Palästinensern ein Territorium, das den Grenzen von 1967 entsprach – ein Gebiet, das grösser ist, als im UN-Teilungsplan von 1947 vorgesehen. Es gibt keine jüdischen oder israelischen Siedlungen im Gazastreifen. Es gibt keine Juden oder Israelis, die im Gazastreifen leben oder auch nur zu Besuchen dorthin reisen. Es gibt keinerlei israelische Vorschriften, Gesetze oder zivile oder militärische Herrschaft über den Gazastreifen oder dessen Bewohner. Die Regierungsgewalt liegt zu 100 % bei den Palästinensern und die Einwohner werden zu 100 % von dieser Regierung verwaltet. Nach internationalem Völkerrecht ist ein definiertes und abgegrenztes Territorium mit Grenzen und Grenzlinien, mit Einwohnern und einer Regierung de facto autonom. Das heisst, die Regierung ist unabhängig.

Die regierende Hamas ist abhängig vom Iran.

Der Gazastreifen ist jedoch nicht unabhängig. Die regierende Hamas ist abhängig vom Iran. Über die vergangenen Wochen hinweg stiftete der Iran die Hamas an, den Durchschnitts‑Palästinenser im Gazastreifen dazu anzutreiben, an den Grenzzaun, der den Gazastreifen von Israel trennt, zu marschieren und dort zu demonstrieren. Der Iran und sein Erfüllungsgehilfe, die Hamas, leben ausserhalb der Normen des internationalen Völkerrechts. Sie missachten das internationale System und die Völkergemeinschaft. Wenn sie sich allerdings das internationale Völkerrecht, das israelische Gesetz und die Tatsachen vor Ort anschauen würden, würden sie ihren gravierenden Fehler erkennen. Nach internationalem Völkerrecht stellt der Grenzzaun zwischen Gaza und Israel sowohl de facto als auch de jure eine internationale Grenze dar. Nach israelischem Recht ist der Gazastreifen seit dem unilateralen Rückzug vor über einem Jahrzehnt in keinerlei Form mit Israel verbunden. Er ist autonom, selbstverwaltet und seine Zukunft wird einzig von seinen Einwohnern und deren Regierung entschieden und bestimmt.

Als solche hat die vom Iran angestiftete Hamas durch die Versammlung in kämpferischer Absicht an dieser Grenze Israel das Recht erteilt, sich zu verteidigen, einschliesslich eventuellen Ereignissen zuvorzukommen oder diese zu verhindern. Selbst die normalerweise anti-israelisch gesinnten Vereinten Nationen sind sich darin einig, dass die Hamas durch die Anwendung iranischer Strategien – die Verbrennung von Autoreifen an der Grenze – eine internationale ökologische Katastrophe verursacht. Der Iran, die Hamas und der Durchschnitts-Palästinenser sollten, wenn sie schon nicht rational sind, sich dennoch bewusst sein, dass in einem Akt des Krieges Menschen verletzt werden und möglicherweise zu Tode kommen. Selbst ein Strassenräuber, der spätnachts im Dunkeln in einem schlechten Stadtviertel unterwegs ist, weiss, dass, wenn er eine alte Dame in einem Rollstuhl bedroht, die statistische Möglichkeit besteht, dass sie eine Waffe bei sich trägt und ihn damit erschiessen könnte. Warum also heulen der Iran, die Hamas und der Durchschnitts-Palästinenser jetzt laut, weil ein paar Leute verletzt wurden und starben, nachdem sie Zehntausende Menschen an eine Grenze gezwungen haben, um einen anderen Staat zu bedrohen? Warum unterstützen andere Länder rund um den Globus dieses Heulen, wenn sie das internationale Völkerrecht eindeutig kennen und verstehen?

Die Tage der Ajatollahs sind gezählt.

Die Antworten sind spekulativ, aber die langfristigen Ergebnisse und Auswirkungen sind bekannt, da die Geschichte dazu neigt, sich zu wiederholen. Wenn man eine Durchschnittsperson dazu zwingt, etwas zu tun, das sie in Gefahr bringen wird, wird sie sich schliesslich weigern und sogar Widerstand leisten. Zehntausende Durchschnitts‑Palästinenser werden sich eines Tages der Herrschaft der Hamas im Gazastreifen widersetzen. Die Hamas ihrerseits kann den Respekt und das Vertrauen dieser Menschen nur durch eines zurückgewinnen. Und dies ist, den Iran als den Unruhestifter zu offenbaren und sich gegen den Iran zu richten. Die Tage der Ajatollahs sind gezählt. Ende 2017/Anfang 2018 wandten sich ihre eigenen Bürger gegen sie. Bald schon werden der Durchschnitts-Palästinenser und die Hamas folgen.

Man muss kein Prophet sein, um den nächsten Schritt vorauszusagen: Ist der Iran erst einmal aus dem Spiel, könnte es Übereinstimmungen zwischen dem Gazastreifen und anderen palästinensisch regierten Gebieten sowie Schritte in Richtung zu gemeinsamen Gesprächen mit Israel geben. Solange also der Iran den Gazastreifen abfackelt, besteht keine Möglichkeit, dass die Hamas und die Palästinensische Autonomiebehörde zusammenkommen, und noch weniger die Chance auf Gespräche mit Israel. Wacht auf Palästinenser – befreit euch vom Iran!

Dr. Glen Segell ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Ezri Center for Iran & Persian Gulf Studies an der Universität von Haifa.

2 Kommentare

  1. Ja,
    Auf- und Niedergang der islamischen Regierung in Teheran werden auch maßgeblich
    die Geschicke der Pali-Araber in Gaza bestimmen.
    Nein,
    die Pali-Araber in Gaza werden sich NICHT von Hamas oder dem Regime der Ayatollahs
    lossagen.
    Es wird sich nicht ereignen!

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