Antisemitischer Angriff in der Schul-Mensa

7
Symbolbild. Foto Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=18048670
Symbolbild. Foto Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=18048670
Lesezeit: 2 Minuten

Lodernde Davidsterne, brennende Israelfahnen, ein fanatischer Mob in Berlin wünscht Juden nach US- Präsident Trumps Jerusalem-Erklärung den Tod. Und der Hass bleibt nicht auf der Strasse. Längst schleicht er sich in die Klassenzimmer. Jüdische Schüler bekommen in Deutschland den Zorn arabischer Antisemiten zu spüren. Politische „nie wieder“ Parolen reichen in den Schulen nicht.

 

von Sabina Wolf

Es ist eine bedrohliche Situation. Der Arm des Mitschülers schliesst sich wie ein Schraubstock um den Oberkörper des jüdischen Jungen. „Schrei nicht“ raunt der Agressor ihm zu.

Schwitzkasten mitten in der Mensa einer Berliner Schule. “Israel ist der Mörder!“, skandieren umstehende muslimische Mitschüler.

Ein jüdischer Junge erlebt Gewalt, weil er Jude ist, an einer deutschen Schule, am 13. Dezember 2017.

So bahnt sich der antisemitische Übergriff an:
Der jüdische Junge, der aus Angst weder seinen, noch den Namen seiner Schule hier lesen will, arbeitet in der Mensa in seiner Freistunde an der Hausarbeit. Arabische Mitschüler steuern ihn gezielt an. Das kennt er schon, berichtet er mir. Sie wollen mit ihm über Nahost diskutieren, will heissen, man identifiziert ihn als Juden mit Israel, adressiert deshalb an ihn, dass Israel abgeschafft gehöre.

Ihr seid Kindermörder

Auch nichts Neues, auch das erlebte der jüdische Junge schon vielfach. Mal läuft so ein Wortwechsel „ok“, manchmal artet es aus. So wie heute.

„Ihr seid Kindermörder. Man sollte Euch den Kopf abschneiden“, muss der jüdische Junge sich anhören. Der Junge bleibt ruhig, argumentiert historisch, versucht zu erläutern, zitiert UN Resolutionen, viele Angebote zur Teilung Israels, Jerusalems, Angebote, die die palästinensischen politischen Vertreter allesamt abgelehnt haben. Doch die arabischen Mitschüler sind nicht historisch interessiert.

Aus ihrer Mitte tönt es: „Wallah, Hitler war gut, denn er hat die Juden umgebracht. Er war ein guter Mann.“

Kampf gegen Windmühlen

Da kann der jüdische Junge nicht mehr an sich halten, steht auf und macht lautstark auf die Glorifizierung der Shoa aufmerksam, ruft in die Mitte der Mensa, Unterstützung herbei sehnend, vergeblich: „Wie könnt ihr nur den Mord an sechs Millionen Juden befürworten!“

Das ist das Kommando zum Schwitzkasten. Irgendwann ist es vorbei. Der Junge geht zum Direktor, berichtet, wird gelobt, er sei mutig und muss dann aber erfahren, man komme hier nicht gegen an, es sei ein „Kampf gegen Windmühlen“.

Deutschland versagt importierten arabischen Antisemitismus zu benennen und bekämpft ihn deshalb nicht. Der jüdische Junge muss weiter Tag für Tag mit seinen Ängsten in die Schule.

Wie gesagt, Deutschland, 13. Dezember 2017.

Sabina Wolf ist Journalistin und seit mehr als 20 Jahren mit dem Schwerpunkt investigativer Journalismus für die Bereiche Wirtschaft, Finanzen und Politik beim BR Fernsehen tätig.

7 Kommentare

  1. Sehr geehrter Herr Kistler. Besten Dank für Ihre Kritik. Alle Fakten sind der Redaktion/Journalistin bekannt und belegt. Aus persönlichen und Sicherheitsgründen, wollte zum Zeitpunkt der Publikation niemand eine Stellungnahme abgeben oder mit Namen erscheinen. Es wird aber in den nächsten Wochen eine Aufarbeitung dieses Falles in diversen Medien und auch bei Audiatur-Online geben.

    Im Übrigen ist Frau Sabina Wolf eine langjährige, mehrfach ausgezeichnete und renommierte Journalistin und betreibt sicherlich keine Propaganda, wie Sie hier insinuieren.

  2. zu den Grundregeln des Journalismus gehört die Benennung von Tatsachen!
    Der einzige “Fakt” in diesem Artikel ist der Ort “Berlin”. Weder der Name der Schule wird genannt, noch wird der Direktor um eine Stellungnahme gebeten. So erschreckend ein solcher Vorfall ist, so schlecht ist dieser Artikel, der genauso gut frei erfunden sein könnte. Im Zeitalter der “alternativen Fakten” müssen Mindeststandards eingehalten werden, sonst lesen wir bald nur noch Propaganda.

  3. Ja, Gentrifizierung macht es möglich!
    Ansonsten gibt es in Berlin drei jüdische Schulen, man kann schon was aussuchen.

  4. Nein, Sie versuchen schon wieder, der ARABISCHE Antisemitismus, der auf Hass auf Israel wegen angeblichen “Genozid” der palästinischen Arabern beruht, nicht mit dem Namen zu benennen und das eigentliche Problem damit zu verschleiern. Autoritarismus bedeutet nicht unbedingt Judenhass, fundamentaler Islamismus aber – schon.

  5. Ich würde bitte nicht über “arabischen”, sondern über autoritären Antisemitismus sprechen. Wir dürfen das Problem nicht auf bestimmte “Völker” auslagern, sondern sollten strukturell formulieren.
    Antisemitismus ist nicht “volkseigen”. So wird das Problem aber ethnisiert, was nicht weiter hilft.

Kommentarfunktion ist geschlossen.