Israelisch-arabisches Paar: Willkommen in der “Laubhütte der Hoffnung”

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Dr. Khalil Bakly begrüsst seine Gäste. Foto israel21c.org / zVg
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Die Zahnärzte Khalil und Reem Bakly, ein junges arabisch-israelisches Paar aus Nazareth, haben, eine Laubhütte von neun mal drei Metern auf ihrer Terrasse errichtet und die Öffentlichkeit zu Essen, Gebeten, Live-Musik und Diskussionen an drei Feiertagen des Laubhüttenfests, vom 8. bis zum 10. Oktober, eingeladen.

von Abigail Klein Leichman

In ihrer Einladung auf Arabisch und Hebräisch nannten sie ihr ungewöhnliches Bauwerk die Laubhütte der Hoffnung. „Wir glauben, dass Respekt auf Gegenseitigkeit beruht, dass Zuhören und Verstehen die Grundlage des Zusammenlebens sind“, schrieben sie.

Warum sollte ein muslimisches Paar eine Laubhütte – eine provisorische Hütte im Freien – bauen, um damit dem biblischen Gebot der Feier des einwöchigen jüdischen Laubhüttenfestes zu folgen?

Dr. Khalil Bakly, 45, sagt, die meisten seiner Patienten und Mitarbeiter in den Praxen in Netanya und Nazareth seien Juden und er habe das Konzept des Laubhüttenfests schon seit langem bewundert.

„Wenn es auf das Laubhüttenfest zugeht, erleben wir immer, wie sehr viele Israelis dieses Fest feiern, indem sie eine Laubhütte errichten“, erklärt er. „Die Laubhütte soll symbolisieren, dass Materialismus nicht die wichtigste Frage ist und dass wir daher nicht an der Stärke der Mauern unserer Häuser gemessen werden, sondern an der Stärke unserer Herzen.“

Als ihm klar wurde, dass seine jüdischen und seine arabischen Bekannten kaum eine Gelegenheit hatten, sich zu begegnen, und vor Begegnungen vielleicht zurückscheuten, entschlossen er und seine Frau sich dazu, eine solche Gelegenheit zu schaffen. Reem Bakly, eine Gesichtschirurgin am Carmel Medical Center in Haifa, ist gegenwärtig im Mutterschutz, nachdem im August das dritte Kind des Paares zur Welt gekommen ist.

Die Baklys veröffentlichten Anzeigen in Lokalzeitungen in Netanya und Ober-Nazareth und baten den Leiter von Baklys Büro in Netanya, einen orthodoxen Juden, den Bau der Laubhütte zu beaufsichtigen, damit sie auch den Bestimmungen gemäss errichtet würde. Etwa ein Dutzend arabische und jüdische Freunde und Mitarbeiter halfen freiwillig mit. Ausserdem beauftragten die Baklys Caterer, Dekorateure und Designer.

„Wir haben unsere Gäste nicht gezählt“, sagt Bakly gegenüber ISRAEL21c, „aber der Küchenchef, der für das Essen zuständig war, schätzt, dass wir im Verlauf der drei Tage etwa 1.200 bis 1.500 Gäste hatten! Viele kamen aus Netanya und Ober-Nazareth und es gab Besucher aus ganz Israel – Jerusalem, Rishon LeZion, Rehovot, Ness Ziona, Haifa, Tivon –, die meine Interviews in den Medien gehört und beschlossen hatten, sich anzusehen, was wir hier machen.“

Arabisches und jüdisches Essen gab es auch in der Sukka der Baklys in Nazareth. Foto israel21c.org / zVg

Die Veranstaltung „offene Laubhütte“ umfasste offene Diskussionen zu Fragen, die Bakly zuvor festgelegt hatte, darunter Bildung, Frauenfragen und Gesundheit.

„Seit über 20 Jahren als Zahnarzt in beiden Gemeinschaften sehe ich jeden Tag, dass wir viele soziale Probleme als Bürger Israels gemein haben und ich denke, es ist der richtige Ort und der richtige Zeitpunkt, miteinander deren Lösung anzupacken“, sagte er.

Unter den Gästen und Diskussionsleitern waren Schriftsteller, Schauspieler, Rechtsanwälte, Ärzte, Journalisten und Pädagogen. Der Bürgermeister von Ober-Nazareth, zwei stellvertretende arabische Bürgermeister und weitere Kommunalbeamte beider Glaubensrichtungen sassen am 8. Oktober gemeinsam in der Laubhütte.

Bakly sagte er bete fünf Mal am Tag, gehe aber nicht regelmässig in die Moschee und betrachte die Leute lieber als menschliche Wesen denn als Mitglieder einer bestimmten Gruppe.

„Alle Religionen gebieten den Menschen, sich gegenseitig von Herzen zu lieben und zu respektieren. Wichtig ist, dass wir menschlich sind“, so Bakly. „Ich habe christliche und jüdische Freunde und wir alle respektieren uns gegenseitig. Wir sollten danach schauen, was jeder zu seiner Gemeinschaft beiträgt und nicht auf seine Religion, seine Herkunft oder seine Hautfarbe.“

Für das nächste Jahr planen die Baklys erneut den Bau einer Laubhütte. „Ich hoffe, dass ich bei diesem Bau mehr Helfer habe, die mir zur Seite stehen und ich hoffe, dass die Gemeinde sich mit mir zusammentut“, sagte Khalil Bakly. „Ich glaube, es gibt nichts Besseres als eine Laubhütte, um alle zusammenzubringen.“

Auf Englisch zuerst erschienen bei Israel21c.