Das Heilige Land mit der Bibel entdecken

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Jerusalem Damaskustor. Foto Berthold Werner - Own work, CC BY-SA 3.0, Link
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Die Zahl der Besucher schlägt in Israel inzwischen alle Rekorde früherer Jahre. Die Gründe dafür sind vielfältig.

Der Terror in Israel ist weitgehend unter Kontrolle. Die kriegerischen Auseinandersetzungen infolge des „Arabischen Frühlings“ und der Bürgerkrieg in Syrien berühren Israel zur Zeit kaum noch. Die Politik der „offenen Himmels“ hat die Flugkosten drastisch gesenkt und die Zahl der Flüge aus fernen Ländern wie Indien oder China dramatisch erhöht.

Die Touristen kommen heute auch aus Staaten, die keine religiöse oder kulturelle Verbindungen zum „Heiligen Land“ der drei monotheistischen Religionen haben. Und jeder findet in dem geografisch winzigen aber landschaftlich und kulturell besonders vielfältigen Land alles was er sucht: Relaxen am Strand, Wanderungen durch die Wüste, Radtouren, Kulturgeschichte aus allen Weltgegenden und mehreren Jahrtausenden, grosse Museen, modernstes Hightech und ein musikalisches Überangebot von Klassik bis zu grossen Popkonzerten.

Für Christen jeder Couleur, von Katholiken und Protestanten bis hin zu Orthodoxen aus Osteuropa und dem Orient ist und bleibt Israel das Zentrum ihrer Pilgerschaft. Und dank neuer Ausgrabungen gibt es mehr und mehr Wirkungsstätten Jesu zu besuchen. Der jüdische Nachrichtendienst „Jewish News Service“ empfiehlt die wichtigsten Stätten christlicher Geschichten und weist dabei auch auf die Historie hin:

Via Dolorosa
Heute gibt es 14 Stationen des Kreuzes. Pilgerfreundlich wurde im 13. Jahrhundert von der katholischen Kirche festgelegt, welchen Weg Jesus von seinem Prozess zu seiner Kreuzigung genommen haben soll- entlang ihrer schon bestehenden Kirchen. Die moderne Forschung vermutet den Palast des Pontius Pilatus allerdings eher in einem frisch ausgegrabenen Gebäude nahe dem Jaffa-Tor. Auch dieses ist offen für Besucher.

Via Dolorosa Prozession. Foto © Ulrich Sahm
Via Dolorosa Prozession. Foto © Ulrich Sahm

Kirche des Heiligen Grabes
Im christlichen Viertel der Altstadt von Jerusalem wurde die Kirche des Heiligen Grabes und der Auferstehung auf dem Gelände der Kreuzigung Jesu gebaut. Bekannt ist der Kalvarienberg oder Golgatha seit dem 3. Jahrhundert n.u.Z. Von 2000 Jahren lag der Bereich ausserhalb der Stadtmauern und war ein Steinbruch. Sechs christliche Konfessionen teilen sich die Heilige Stätte, während zwei muslimische Wächter den Schlüssel zum einzigen Tor halten.

Kirche des Heiligen Grabes. Foto © Ulrich Sahm
Kirche des Heiligen Grabes. Foto © Ulrich Sahm

Gartengrab
Das Gartengrab ist eine modernere Erfindung. Es wurde erst 1861 von Protestanten „entdeckt“. Die umliegenden Gärten sind ein friedlicher Ort, der zum Reflektieren und Beten einlädt. Weil für die Protestanten kein Platz in der Grabeskirche mehr war, behaupten sie, dass dies das „wahre Grab“ Jesu sei.

Gartengrab. Foto © Ulrich Sahm
Gartengrab. Foto © Ulrich Sahm

Berg Zion
Der höchste Punkt im alten Jerusalem, der Berg Zion, befindet sich südlich in der Altstadt Jerusalems. Auf dem Berg Zion kann man das „traditionelle“ Grab des Königs David und darüber den von Kreuzrittern errichteten Saal des Letzten Abendmahls bewundern. In einer oberen Kammer empfingen die Jünger angeblich den Heiligen Geist, was als die Initiierung des Christentums gilt. Die Dormitio-Abtei nebenan ist eine deutschsprachige Benediktinerabtei auf dem Berg Zion. Der Name leitet sich vom Patrozinium der Entschlafung der seligen Jungfrau Maria ab.

Die Dormitio-Abtei. Foto © Ulrich Sahm
Die Dormitio-Abtei. Foto © Ulrich Sahm

Ölberg
Einstmals bedeckt von Olivenhainen, liegt östlich von Jerusalem der Ölberg. Dies ist der Ort der Himmelfahrt Christi. Dazu gehört eine alte kleine Kapelle in einem Moschee-Bezirk, eine russische Kirche mit schiefem Turm und die Auguste Victoria Kirche mit den bemerkenswerten Portraits deutscher Kaiser an der Decke. Vom Ölberg aus gibt es eine atemberaubende Aussicht auf Jerusalem und auf den riesigen 3000 Jahre alten jüdischen Friedhof. Am Abhang befinden sich die Kirchlein „Dominus flevit“, der Garten Gethsemane und das Grab Marias.

Auguste Victoria Himmelfahrtskirche. Foto © Ulrich Sahm
Auguste Victoria Himmelfahrtskirche. Foto © Ulrich Sahm

Bethlehem
Bethlehem (heute im palästinensischen Autonomiegebiet) ist ein Muss bei jeder Reise ins Heilige Land. Es handelt sich um den Geburtsort Jesu in der frisch renovierten Geburtsbasilika. Sehenswert sind auch die Hirtenfelder, wo der Legende nach Engel einer Gruppe von Hirten erschienen sind, um die Geburt Jesu anzukündigen.

Bethlehem Geburtssbasilika. Foto © Ulrich Sahm
Bethlehem Geburtssbasilika. Foto © Ulrich Sahm

Galiläisches Meer – See Genezareth
Jesus verbrachte mit seinen Fischerjüngern viel Zeit auf Israels grösstem Süsswassermeer. Hier wurden einige seiner bekanntesten Wunder lokalisiert. Besucher können das Segeln auf dem Meer in einer Replik eines Fischerbootes geniessen, das zur Zeit Jesus und seiner Jünger benutzt wurde. In Kibbuz Ginosser kann man ein restauriertes Boot aus der Zeit Jesu besichtigen und rund um den See gibt es viele Stätten, die man aus dem Neuen Testament kennt: Bethsaida, Magdala und andere.

See Genezareth Fahrt mit Holzboot wie aus Jesu Zeit. Foto © Ulrich Sahm
See Genezareth. Fahrt mit Holzboot wie aus Jesu Zeit. Foto © Ulrich Sahm

Kapernaum
Von allen vier Evangelien als Zentrum des öffentlichen Dienstes Jesu beschrieben, liegt Kapernaum (Kfar Nahum = Nahums Dorf) am Ufer des Sees von Galiläa. Heute ist das Dorf auch unter dem Spitznamen “Die Stadt Jesu” bekannt. In Kapernaum, wo Jesus die Wunder der Heilung des Dieners des Zenturio vollbrachte, trieb er einen unreinen Geist aus und heilte sowohl Simon Peters Schwiegermutter als auch einen Gelähmten. Die Besucher der Stadt können das Haus des hl. Petrus sowie die restaurierten Synagogen und Kirchen der Stadt sehen.

Kapernaum Synagoge. Foto © Ulrich Sahm
Kapernaum Synagoge. Foto © Ulrich Sahm

Nazareth
Die Stadt Nazareth, in der Nähe des Berges Tabor, ist die Heimat Jesu. In Nazareth steht Marias Brunnen, wo Maria vom Engel Gabriel besucht wurde, um anzukündigen, dass sie den Sohn Gottes gebären würde. „Pflicht“ ist die Verkündigungskirche. Sehenswert sind aber auch Klöster mit Wohnungen aus der Zeit Jesu.

Nazareth. Foto Liran1977Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, Link

Yardenit
Yardenit ist der neugeschaffene vermeintliche Ort der Taufe Jesu im Jordan. Heute können die Besucher sich im Fluss taufen lassen, nachdem sie im angeschlossenen Besucherzentrum ihr Geld für Souvenirs ausgegeben haben. Nahe Jericho, bei „Kasr el Jahud“, befindet sich eine weitere Taufstätte, die wohl geografisch „echter“ ist, als Yardenit am südlichen Ausfluss des See Genezareth.

Yardenit. Foto Dan Lundberg20110223_Israel_0189 Yardenit, CC BY-SA 2.0, Link

Unbekannte aber ebenso lohnende Stätten

Zwischen Jerusalem und Bethlehem, nahe der Abfahrt nach Har Schmuel, gibt es die ausgegrabenen Ruinen einer Basilika aus dem 3. Jahrh. mit einem Felsen in der Mitte der Rotunde. Dort soll die hochschwangere Maria geruht haben. Auf halber Strecke von Jerusalem nach Jericho, wo Jesus der Samariterin begegnet ist, gibt es ein Museum mit überwiegend christliche Mosaiken aus der Gegend. Und näher am Toten Meer liegt Qumran, wo 1948 in Höhlen die berühmten Tote-Meer-Rollen gefunden wurden, die für das Verständnis der Essener und des Christentums von grosser Bedeutung sind.

Über Ulrich W. Sahm

Ulrich W. Sahm, Sohn eines deutschen Diplomaten, belegte nach erfolgtem Hochschulabschluss in ev. Theologie, Judaistik und Linguistik in Deutschland noch ein Studium der Hebräischen Literatur an der Hebräischen Universität in Jerusalem. Seit 1975 ist Ulrich Sahm Nahost-Korrespondent für verschiedene deutschsprachige Medien und berichtet direkt aus Jerusalem.

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