Professor Amnon Shashua und Ziv Aviram sind in Israel keine Unbekannten: Die beiden Gründer haben im vergangenen März ihr Startup Mobileye für unglaubliche 15,3 Milliarden US-Dollar an Intel verkauft. Was weniger bekannt ist: Dasselbe Team steckt auch hinter dem Startup OrCam, das einen kleinen Apparat entwickelt hat, der das Leben von blinden und sehbehinderten Menschen für immer verändern könnte.
von Kathryn Dura
MyEye, so der Name des etwa fingergrossen Geräts, ist batteriebetrieben und wird auf den Bügel einer gewöhnlichen Brille aufgesetzt. Durch optische Erkennungssoftware ist MyEye in der Lage, gedruckte Texte zu lesen, auf die der Nutzer deutet. So lassen sich Namen von Geschäften, Zeitungstexte, Speisekarten, Produktaufschriften oder Banknoten identifizieren und lesen.
Doch das ist nicht alles, denn MyEye ist auch lernfähig: Über eine Gesichtserkennungssoftware lassen sich Gesichter bekannter Personen Namen zuordnen, sodass diese bei einem erneuten Treffen von dem Gerät wiedererkannt werden.
Umgerechnet etwa 3.500 Euro kostet das Gerät, das aus einem Kopfstück und einer Basis, sowie einem Ladegerät besteht. Israelis, die als blind anerkannt sind, erhalten vom Staat einen Zuschuss von umgerechnet 1.200 Euro für den Erwerb des Gerätes. Updates werden automatisch und kostenlos heruntergeladen, außerdem erhalten neue Nutzer eine persönliche Einweisung in die Nutzung von MyEye.
Zehn Sprachen erkennt und liest das Gerät bereits, am besten ist es darin allerdings bei gedruckten Texten und konventionellen Schriftarten.
Dr. Yonatan Wexler, Vizepräsident für Projektentwicklung der Firma, erklärt, konkurrierende Produkte hätten vor allem den Fehler sehr auffällig zu sein, etwa, weil man „ein größeres Gerät ins Gesicht montieren muss, das dann heiß wird und dazu führt, dass einem schwindelig wird“. Nutzer hätten erklärt, wenn ein Gerät so auffällig sei, würden sie lieber gar keines verwenden. „Ich bin schon behindert, jetzt möchte ich nicht noch aussehen wie ein Idiot“, sei ein häufig gehörter Einwand. MyEye dagegen ist durch das Anbringen an einer handelsüblichen Brille sehr unauffällig.
In den kommenden Monaten soll ein neues Software-Update herauskommen, das unter anderem Möglichkeiten wie das Scannen von Barcodes und eine physische Beschreibung von Menschen wie deren geschätztes Alter und Geschlecht bereithält. Ein weiterer Schritt in die Unabhängigkeit für Menschen mit Sehbehinderung.
Auf Englisch zuerst erschienen bei Nocamels. Übersetzung Botschaft des Staates Israel, Berlin.