Iranische Raketenfabriken im Libanon

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Fateh-110. Foto ISNA / Amin Khosroshahi
Fateh-110. Foto ISNA / Amin Khosroshahi
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Hisbollah baut mindestens zwei unterirdische Fabriken zur Produktion von Mittelstreckenraketen, berichten Quellen gegenüber dem Fachmagazin „Intelligence Online“.

 

von Judah Ari Gross

Die vom Iran unterstützte Terrorgruppe Hisbollah baut mindestens zwei unterirdische Fabriken zur Herstellung von Raketen und anderen Waffen, dies offenbart ein Bericht des französischen Internetmagazins Intelligence Online.

Wenn auch bereits früher Berichte über diese unterirdischen Waffenfabriken in den arabischen Medien veröffentlicht wurden, so enthalten die Artikel von Intelligence Online zwei bislang unbekannte Informationen: die Art der produzierten Waffen und die ungefähre Lage der beiden Fabriken.

Die Quellen gaben gegenüber dem französischen Branchenmagazin an, dass eine der beiden Fabriken im Nordlibanon, nahe der Stadt Hermel im östlichen Bekaa-Tal, entsteht. Die zweite Fabrik wird diesen Quellen zufolge an der Küste im Süden, zwischen den Städten Sidon und Tyrus, gebaut.

Laut Intelligence Online wird die Fabrik in Hermel für die Produktion der Mittelstreckenrakete Fateh 110 genutzt, während in der Fabrik im Süden kleinere Munition hergestellt werden soll.

Die Fateh 110 hat eine Reichweite von ungefähr 190 Meilen (300 Kilometern) – genug, um den Grossteil Israels abzudecken – und kann mit einem Sprengkopf von einer halben Tonne bestückt werden. Sie wird als ziemlich präzise eingestuft, wenn auch umstritten ist, inwieweit genau dies der Fall ist, so ein Bericht des US Congressional Research Service.

Das israelische Raketenabwehrsystem „David’s Sling“ (Schleuder Davids), das im April seinen Betrieb aufnahm, soll den jüdischen Staat vor Mittelstreckenraketen wie der Fateh 110 schützen.

Im März berichtete die kuwaitische Tageszeitung Al-Jarida, der Iran habe ungefähr 50 m unter der Erdoberfläche verschiedene Fabriken gebaut, die er mit mehreren Schutzebenen vor potentiellen israelischen Luftangriffen schütze, und nannte dabei einen nicht näher identifizierten stellvertretenden Leiter des Korps der Iranischen Revolutionsgarden als Quelle.

Nach Auskunft von Al-Jarida soll der iranische General gesagt haben, die Entscheidung, vor Ort im Libanon Raketen zu produzieren, sei gefallen, nachdem Israel Waffenfabriken im Sudan und über Syrien führende Nachschubrouten für iranische Raketen bombardiert habe.

Die neuen Fabriken würden eine drastische Verbesserung in der Fähigkeit der Hisbollah darstellen, weitere und präzisere Raketen zu erlangen als je zuvor.

Die in einigen der neuen Produktionsanlagen hergestellten Raketen wurden von der Hisbollah bereits in Syrien verwendet, so der kuwaitische Bericht.

Die jüngsten Entwicklungen betonen die Intensität der iranischen Beteiligung in Syrien und dem Libanon, etwas, vor dem sowohl Israel als auch einige arabische Staaten in den vergangenen Monaten bereits gewarnt hatten.

Der Stabschef der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF), Gadi Eisenkot, erklärte letzte Woche, Israel befinde sich inmitten einer grösseren Kampagne, um die Versuche des Iran, Syriens und der Hisbollah, sich mit zunehmend präzisen Raketen zu bewaffnen, zu vereiteln.

Vor dem Knesset-Ausschuss für Auswärtige Angelegenheiten und Verteidigung sagte Eisenkot, die vorrangige Sorge Israels gelte dem, was er als das „Präzisions-Projekt“ bezeichnete, nämlich die Anstrengungen des Irans, Syriens und der Hisbollah, sich mit treffsicheren Raketen auszurüsten.

„Wir arbeiten an einer umfassenden Kampagne gegen das Präzisions-Projekt. Es geniesst bei uns oberste Priorität“, stellte er fest.

„Verringerung der iranischen Einflussnahme“

Bezüglich der Bemühungen der Hisbollah, über Syrien fortschrittliche Raketen zu erlangen, sagte Eisenkot: „Wir arbeiten diesem Projekt mit einer Vielzahl von Instrumenten, über die besser Schweigen gewahrt wird, permanent entgegen. Dabei ist es unser Ziel, keine Verschlechterung [der Situation] herbeizuführen.“

Eisenkot versicherte weiter, „die Verringerung der iranischen Einflussnahme in den grenznahen Regionen Israels ist nicht weniger wichtig, als der Sieg über den IS – für Israel vielleicht sogar noch wichtiger.“

Anfang der Woche gab Verteidigungsminister Avidgor Liberman wegen des Baus von Raketenfertigungsanlagen im Libanon eine öffentliche Warnung an die Hisbollah und deren iranische Gönner heraus.

„Wir sind uns [der Raketenfabriken] sehr bewusst“, sagte Libermann bei einem Briefing in Tel Aviv gegenüber militärischen Berichterstattern. „Wir wissen, was zu tun ist … Wir werden den Bau von iranischen Waffenfabriken im Libanon nicht ignorieren.“

Letzten Monat sagte IDF-Geheimdienstchef Generalmajor Herzl Halevi anlässlich der Herzliya-Konferenz: „Der Iran arbeitet seit einem Jahr daran, sowohl im Libanon als auch im Jemen vor Ort die Infrastruktur zur Herstellung von Präzisionsmunition aufzubauen. Dies können und werden wir nicht ignorieren.“

Avi Issacharoff und Stuart Winer haben zu diesem Bericht beigetragen. Auf Englisch zuerst erschienen bei The Times of Israel.