ARTE als Symptom der Blindheit Europas beim linken und muslimischen Antisemitismus.

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Foto Screenshot Youtube
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Die Weigerung des deutsch-französischen Fernsehsenders Arte, einen Dokumentarfilm über den europäischen Antisemitismus zu zeigen, hat auf beiden Seiten des Atlantiks für Empörung gesorgt. Das Simon Wiesenthal Center kündigte an, es werde den Film in seinem Museum der Toleranz in Los Angeles zeigen und drängte das EU-Parlament, den Dokumentarfilm ebenfalls vorzuführen.

 

von Rabbi Abraham Cooper und Manfred Gerstenfeld

Sieht man sich die ersten beiden Minuten von „Chosen and Excluded – The Hate for Jews in Europe“ (Ausgewählt und ausgegrenzt – Der Hass auf Juden in Europa) an, versteht man die Weigerung des Senders. In dem Film richtet sich Mahmoud Abbas, der Vorsitzende der Palästinensischen Autonomiebehörde, an das Europäische Parlament. Er verkündet, dass aller Terrorismus, Gewalt und Extremismus in der ganzen Welt enden werden, wenn Frieden zwischen den Palästinensern und Israel herrscht. Ausserdem behauptet Abbas, israelische Rabbis hätten die israelische Regierung dazu aufgefordert, das palästinensische Wasser zu vergiften. Ein paar Tage später sagte Abbas, er sei falsch informiert worden.

Abbas‘ erste Behauptung ist Irrsinn. Die zweite eine moderne Veränderung der seit dem Mittelalter kursierenden antisemitischen Falschbeschuldigung, die Juden würden ‚die Brunnen vergiften‘. Dennoch erhoben sich viele der europäischen Parlamentarier, um dem Präsidenten der Palästinensischen Autonomiebehörde Beifall zu zollen. Martin Schulz, der damalige Vorsitzende des EU-Parlaments und aktuelle Kandidat der Sozialdemokraten für die im September 2017 stattfindende deutsche Kanzlerwahl, twitterte, Abbas‘ Ansprache sei ‚inspirierend‘ gewesen und distanzierte sich selbst nicht von dem darin enthaltenen Antisemitismus.

Dieser Film wurde von den deutschen Produzenten Joachim Schröder und Sophie Hafner produziert und von der deutschen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt WDR für Arte in Auftrag gegeben. Nachdem Abbas‘ antisemitische Äusserung und die Anerkennung der europäischen Parlamentarier für den PA-Chef gezeigt wurden, enthüllen die restlichen 90 Minuten der Dokumentation viele weitere Probleme im Zusammenhang mit dem aktuellen Antisemitismus. Sie untergräbt einen Grossteil des europäischen Selbstbilds und dessen Narrativ vom Nahen Osten.

Während es im Jahr 2017 offenbar durchaus politisch korrekt ist, den Antisemitismus der europäischen Rechten anzuprangern, ist es häufig eher verpönt, den Antisemitismus der europäischen Linken zu offenbaren. In verschiedenen europäischen Kreisen ist die negative Erwähnung der BDS-Bewegung problematisch. Auch wenn man aufzeigt, dass Anti-Israelismus nur eine moderne Version des Antisemitismus ist, ist dies nicht besonders gern gesehen. Ebenso wenig wie die Erwähnung der Hetze und Korruption der Palästinenser sowie deren Missbrauch westlicher Hilfsgelder.

Der Film zeigt weiter, wie die jahrhundertealte christliche Tradition des Judenhasses mit Hilfe der Finanzierung von anti-israelischer Hetze durch den Weltkirchenrat ein neues, modernes Gesicht erhält. Ausserdem sind am Rande einer nationalen Versammlung der protestantischen Kirche in Deutschland auch Hasspredigten gegen Israel in der Dokumentation zu sehen.

Es ist eine Sache, einen einzelnen, aus islamistischer Ideologie motivierten antisemitischen Mord zu zeigen. Dieser Film zeigt jedoch eine ganze Reihe extremer antisemitischer Verbrechen, die von Muslimen begangen wurden. Darunter zum Beispiel der Mord an Ilan Halimi von 2006, der Anschlag auf eine jüdische Schule in Toulouse von 2012, die Morde in einem Pariser Supermarkt im Jahr 2015, sowie in einem jüdischen Museum in Brüssel in 2014. Weiterhin wird in dem Film über die pogromartigen Angriffe von Muslimen auf Synagogen in Paris und Sarcelles von 2014 berichtet sowie über einen islamistisch-motivierten Raubüberfall und eine Vergewaltigung in dem Pariser Vorort Creteil im gleichen Jahr.

Viele europäische Politiker und Medienkanäle versuchen seit mehr als einem Jahrzehnt, den extremen muslimischen Antisemitismus herunterzuspielen oder zu verschweigen. Die Unterdrückung dieser Tatsachen findet statt, obwohl sie der gewalttätigste Ausdruck des alten Judenhasses im modernen Europa sind. Während der Amtszeit des französischen Sozialisten Jospin zu Beginn dieses Jahrhunderts wurde der gewaltige Anstieg antisemitischer Vorfälle – die in erster Linie von Muslimen begangen  wurden – zum grossen Teil von der Polizei und dem Innenministerium unter der allgemeinen Überschrift „Rowdytum“ unter den Teppich gekehrt.

Der zensierte Film wurde zunächst dank einer – vermutlich illegalen – 24-stündigen Übertragung im Internet durch die deutsche Tageszeitung Bild zur Verfügung gestellt. Aktuell ist er aber auch auf YouTube zu sehen (Das Video wurde aus rechtlichen Gründen von Youtube entfernt. Anm.d.Red). Es gibt schon zu denken, dass es mehr als fünfzehn Jahre gedauert hat, bis ein grösserer Dokumentarfilm über den europäischen Antisemitismus von einer europäischen Sendeanstalt produziert wurde. Aufgrund der Zensur durch Arte hat die Dokumentation weitaus mehr Aufmerksamkeit erregt, als wenn der Sender sie einfach ausgestrahlt hätte.

Die Geschäftsleitung von Arte bringt zwei Argumente vor, um ihre Verhinderung der Ausstrahlung der Dokumentation zu rechtfertigen. Ihre erste Begründung war, der Film sei nicht professionell genug. Der öffentlich-rechtliche deutsche Fernsehsender ARD scheint diese Ansicht offenbar nicht zu teilen, da er beabsichtigt, die Dokumentation auszustrahlen (Der Film wurde in der Zwischeziet ausgestrahlt. Anm.d.Red). Das zweite Argument war, dass der Dokumentarfilm eine bestimmte Anzahl von Ländern, auf die sich der Fernsehsender zuvor mit den Filmemachern geeinigt hatte, nicht abdecken würde. Arte begründete seine Entscheidung weiterhin damit, dass die Dokumentation dem Nahen Osten zu viel Aufmerksamkeit schenke.

Hätten die Filmemacher jedoch das getan, was Arte verlangt hatte, wäre das Ergebnis noch niederschmetternder gewesen. Grossbritannien und die skandinavischen Länder auch mit in den Film einzuschliessen hätte bedeutet, noch mehr der anti-jüdischen Feindseligkeit von Muslimen zu zeigen. Muslimische Straftäter haben Malmö, die drittgrösste Stadt Schwedens, zur Hauptstadt des europäischen Antisemitismus gemacht. Die grössten antisemitischen Ausschreitungen nach dem Krieg in Norwegen waren die beinahe pogromartigen Unruhen von Moslems in Oslo von 2009. 2006 feuerte ein Moslem Schüsse auf die einzige Synagoge in Oslo ab. 2015 ermordete ein Moslem eine Synagogen-Wache in Kopenhagen.

Die Miteinbeziehung weiterer Länder in die Dokumentation hätte ausserdem bedeutet, das weit verbreitete Schüren von anti-israelischem Hass durch Sozialisten und Gewerkschaften aufzudecken. Jeremy Corbyn, Vorsitzender der britischen Labour-Partei, hat eine langjährige Verbindung zu einer anti-israelischen Gruppe, die von einem Holocaust-Leugner angeführt wird. Er zählt anti-israelische Terroristen zu seinen Freunden und hat wichtige Parteiposten mit Antisemiten besetzt.

Die Produzenten Schröder und Hafner zeigen in ihrem Film wie palästinensische Patienten im Hadassah-Krankenhaus in Jerusalem behandelt werden. Das wäre eine Neuigkeit für die 150 Millionen erwachsenen Europäer (von insgesamt 400 Millionen) gewesen, die glauben, dass Israel einen Vernichtungskrieg gegen die Palästinenser führt. Würde diese weit verbreitete Lüge tatsächlich der Wahrheit entsprechen, wären die in diesem Dokumentarfilm gezeigten Patienten schon lange tot.

Auf dem Höhepunkt des Massenzustroms arabischer und muslimischer Flüchtlinge nach Deutschland trafen sich letztes Jahr Vertreter des Simon Wiesental Centers mit deutschen Offiziellen, um sie zu fragen, ob und wie sie mit der Tatsache umgehen wollten, dass viele dieser Menschen ihre hasserfüllten Ansichten über Juden mitbringen.

Wenn die Reaktion auf diesen Dokumentarfilm als Hinweis gewertet werden kann, dann sind viele Deutsche nicht bereit, dieses Problem zu erkennen, geschweige denn offen und ehrlich damit umzugehen.

Auf englisch zuerst erschienen bei The Huffington Post. Mit freundlicher Genehmigung der Autoren.