Israelische Frauen stoppen Gaza-Frauenflotille

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"Women’s Boat to Gaza" Flotille-Team. Foto Twitter
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Wie kürzlich an dieser Stelle berichtet wurde, hat sich am 14. September eine „Frauenflottille“ auf eine Mittelmeerkreuzfahrt von Barcelona über Korsika in den Gazastreifen begeben.

Ziel der Aktion war es, mindestens eines von zwei möglichen Ergebnissen zu erreichen:

  • Entweder die legale, in Einklang mit internationalem Recht stehende israelische Seeblockade des von der Terrororganisation Hamas beherrschten Gazastreifens zu durchbrechen (als Vorhut für zukünftige Waffentransporte)
  • Oder, im Falle der zu erwartenden Vereitelung dieses Unterfangens durch die israelische Marine, Israel schlechte Presse zu bescheren. Dazu waren im Vorhinein „SOS“-Rufe auf Band aufgenommen worden, welche durch eine Drittpartei verbreitet geworden wäre, im Falle einer „Entführung durch das militärische Militär“.

Wie es auf der Website “Women’s Boat to Gaza” heisst, sind inzwischen „die letzten unserer wunderbar tapferen Teilnehmerinnen des Frauenschiffs nach Gaza entweder zu Hause bei ihren Familien und Unterstützern oder auf dem Heimweg. Sie wurden mit Transparenten begrüsst und in einigen Fällen mit Gesang und Tanz“. Auch als die israelische Marine ihr Schiff in den Hafen Ashdod schleppte, hätten sie gesungen, heisst es weiter.

Daran hätten die Teilnehmerinnen eigentlich einige Gedanken darüber knüpfen können, dass den Frauen im Gazastreifen öffentliches Singen völlig verboten ist, vom Tanzen ganz zu schweigen. Der arabisch-palästinensische Journalist Khaled Abu Toameh hat die schlimme Lage der Frauen im Gazastreifen einmal so beschrieben :

„Frauen unterliegen vielen Beschränkungen, darunter der, dass sie nicht allein an den Strand gehen oder auch nur an einem öffentlichen Ort rauchen dürfen. Es ist es ihnen ferner verboten, in der Öffentlichkeit mit einem Mann gesehen zu werden, der nicht ihr Ehemann, Vater oder Bruder ist. Darüber hinaus müssen sie sich an strikte islamische Kleidungsvorschriften halten, wozu ein Umhang gehört, sowie ein Schleier, der das Haar bedeckt (hijab); das gilt insbesondere auf dem Universitätsgelände und am Arbeitsplatz. Diese strengen Regeln gelten jedoch nicht für Frauen, die dabei sind, ‚Märtyrer’ im Kampf gegen Israel zu werden. Während es also einer Frau in Gaza zwar nicht gestattet ist, in einem Café zu rauchen oder sich ohne männliche Begleitung in der Öffentlichkeit zu zeigen, darf sie an Militärübungen teilnehmen, um sich auf den Krieg gegen Israel vorzubereiten.“

Ob wohl diese Militärübungen unter der Regie der Hamas gemeint sind, wenn auf der Website der Schiffsaktivistinnen von der „Widerstandsbewegung“ die Rede ist, an der sich Gazas Frauen beteiligt hätten? Die Frage, warum nur Frauen an Bord waren, wird dort übrigens wie folgt beantwortet:

„Die Freiheitsflotillenkoalition hat das Frauenschiff nach Gaza gestartet, weil wir glauben, dass es wichtig ist, die bedeutende Rolle ins Licht zu rücken, die Frauen nicht nur in der Widerstandsbewegung spielen, sondern beim Überleben des palästinensischen Volkes als ganzem. Wir beabsichtigen, mehr Aufmerksamkeit für den anhaltenden Kampf herzustellen, den die Frauen in Gaza, in der Westbank, innerhalb der Grünen Linie und in der Diaspora gegen die Besatzung führen.“

Mit der „Besatzung“ ist Israel gemeint. Interessant ist, wie hier nur von zwei Kollektiven die Rede ist, dem „palästinensischen Volk“ und der „Widerstandsbewegung“ auf der einen, der „Besatzung“ auf der anderen Seite. Eine solche Rhetorik kennt man auch von Diktaturen, die gerne behaupten, sie kämpften für die Sache des „Volkes“ – und die Rechte des Einzelnen dabei mit Füssen treten.

Die “politischen Parteien” in Gaza begrüssen Women’s Boats to Gaza.

Dabei würde die Lage der Frauen im Gazastreifen tatsächlich mehr Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit verdienen. Nach Angaben der UN-Frauenorganisation gibt es einen „beunruhigenden Anstieg der Rate der Morde an Frauen“ – was auch damit zu tun habe, dass diese zumeist straflos blieben.

Im Bericht einer Menschenrechtsorganisation heisst es:

„M., ein christlich-arabischer Mann aus der Region Galiläa, stimmt zu, dass Ehrenmorde in muslimischen Familien relativ üblich sind, und erwähnt die Praxis, bei der ein Mann seine Frau fesselt und sie dann verhungern oder verdursten lässt. G., ein palästinensischer Mann, der in der Westbank lebt, berichtet, dass palästinensische Beamte das Muster von Ehrenmorden oft aufrechterhalten, statt das Problem zu bekämpfen. Er behauptet, man wisse von einem palästinensischen Polizisten, der ein Mädchen bedrohe und ihr sage, wenn sie keinen Geschlechtsverkehr mit ihm hätte, würde er ihrer Familie sagen, dass sie sexuell aktiv sei und so ihr Leben in Gefahr bringe“.

Für alle, denen Menschen- und Frauenrechte am Herzen liegen, gibt es im Gazastreifen und der Westbank also einiges zu tun. Doch just von solchen Verbrechen und der allgemein misslichen Lage der Frauen in den Palästinensischen Autonomiegebieten lenken Gruppen wie „Women’s Boat to Gaza“ ab, indem sie behaupten, das Einzige, was Frauen im Gazastreifen und der Westbank von einem friedlichen, glücklichen Leben abhalte, sei die (angebliche) israelische „Besatzung“.

Dass ausgerechnet Feministinnen sich im Konflikt zwischen Israel und den – streng patriarchalen und frauenfeindlichen – arabischen Regimes auf die Seite der Letzteren schlagen, zeugt von Fanatismus und Verblendung. Die amerikanische Feministin Phyllis Chesler hat dies einmal wie folgt kommentiert:

„Dem Antisemitismus bei Frauen der feministischen Linken begegnete ich zum ersten Mal in den späten 1960er und frühen 1970er Jahren. Damals war es unter denen, die zum ‚radikalen Schick’ gehörten, modern, Israel als einen ‚rassistischen’, eurozentrischen Staat zu betrachten, eine Marionette des US-Imperialismus und Unterdrücker des neuen Underdogs, den Palästinensern. Man kümmerte sich nicht um die wirkliche ethnische und kulturelle Diversität des jungen jüdischen Staates, die Kompromisslosigkeit der umgebenden arabischen Nationen mit ihrer offen geäusserten Absicht, Israel zu zerstören und die Juden zurück ins Meer zu treiben, von wo sie gekommen waren. Nein, meine feministischen Freundinnen und Kolleginnen konnten nicht akzeptieren, dass diese kleine Nation allen Widrigkeiten zum Trotz einen Kampf um Identität und Überleben führte – weil die Israelis Juden waren, und Juden mit anderem Mass gemessen wurden. Sie waren Freiwild für die selbstgerechten Attacken progressiver Feministinnen, die sich meiner Meinung nach echten und offenen Antisemitismus schuldig machten.“

Die Geschichte des Frauenschiffs nach Gaza nahm übrigens nicht nur einen glimpflichen – nämlich völlig gewaltfreien – Ausgang, sondern auch einen auf eine Gewisse Art ironischen, humorvollen: Ausgerechnet von einem anderen Frauenschiff wurde das Frauenschiff abgefangen. Ein Schiff der israelischen Marine, auf dem sich weibliche Kampfeinheiten und Rekrutinnen befanden, stoppte den Gazakahn am Mittwochnachmittag. Das Schiff wurde „von der israelischen Marine umgeleitet, um den Bruch der rechtmässigen Blockade zu verhindern“, teilte das israelische Militär in einer Erklärung mit. Die Intervention sei „ohne Zwischenfälle“ verlaufen.

Der Plan der Frauenflotille ging also nicht auf; statt „brutaler Israelis“, von denen „gekidnappt“ zu werden die Aktivistinnen insgeheim erwartet oder erhofft hatten, sah man eine Gruppe von Frauen, welche mit leeren Händen durch das Meer jettet, um auf Ungerechtigkeit aufmerksam zu machen, indem sie vor der wirklichen Ungerechtigkeit die Augen schliesst, und dafür – peinlicherweise – gerade von den „Bösen“ ruhig abgeholt und wie kleine, verirrte Kinder, wieder an ihren Platz verwiesen werden.

David Cumin und Juliet Moses, zwei Mitglieder des Jüdischen Rates von Neuseeland – woher ebenfalls eine Teilnehmerin der Aktion kam, die grüne Parlamentsabgeordnete Marama Davidson – ergänzen:

„Die abschliessende Ironie dieser peinlichen Episode ist es, dass zur selben Zeit, als die israelischen Streitkräfte die Demonstranten in Sicherheit brachten, Palästinenser in Gaza einen Raketenangriff auf israelische Zivilisten unternahmen.“

Über Stefan Frank

Stefan Frank ist freischaffender Publizist und lebt an der deutschen Nordseeküste. Er schreibt regelmässig über Antisemitismus und andere gesellschaftspolitische Themen, u.a. für die „Achse des Guten“, „Factum“, das Gatestone Institute, die „Jüdische Rundschau“ und „Lizas Welt“. Zwischen 2007 und 2012 veröffentlichte er drei Bücher über die Finanz- und Schuldenkrise, zuletzt "Kreditinferno. Ewige Schuldenkrise und monetäres Chaos."

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1 Kommentar

  1. Herzlichen Glückwunsch an das weibliche IDF-Empfangskomitee. Die Terrorbräute sind vorbildlich abgefangen und durch eine Ausweisung in ihre Herkunftsländer entsorgt worden.

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