Was tun, wenn man Israel ablehnt, dieser Ablehnung aber nur in rhetorischer und gedruckter Form Ausdruck verleihen kann? Nun, als Palästinenser können Sie sich Ihre eigene Terminologie zurechtlegen, die ein schlechtes Licht auf Israel wirft und auf alles, was mit Israel zu tun hat.
von Khaled Abu Toameh
Genau das ist der Kurs, den die Palästinenser in den vergangenen Jahrzehnten eingeschlagen haben. Wenn es darum geht, über Israel zu sprechen, haben sie ihre eigenen Begriffe und Phrasen erfunden.
George Orwell hat dieses Verhalten selbstverständlich durchschaut. Seiner Meinung nach kann „die Sprache auch das Denken korrumpieren“. Die seit Jahrzehnten von den Palästinensern vorgetragene anti-israelische Stimmung korrumpiert nicht nur das Denken, sondern hetzt Menschen gegen Israel auf, indem sie aufrührerische Situationen herbeiführt, die dazu geschaffen sind, in Flammen aufzugehen.
Nur um das klarzustellen, es geht hier nicht um die übliche Aufwiegelung in den palästinensischen Medien, die in internationalen Foren diskutiert wird.
Diese hier ist anderer Natur. Diese Art der Anstachelung dämonisiert Israel und Juden. In dieser Version der Geschichte ist Israel böse und ausserdem dem Nahen Osten vollkommen fremd.
In seinen klugen Ausführungen zum Thema Sprache erwähnte Orwell nicht die Täuschung durch viele Zungen. Aber diese Täuschung ist ein fester Bestandteil des palästinensischen Diskurses über Israel.
In gewissem Masse bestimmt die politische Zugehörigkeit, welche Terminologie von Palästinensern in Bezug auf Israel verwendet wird. Allerdings benutzen Palästinenser über alle Zugehörigkeiten hinweg extrem negative Begriffe, wenn sie über Israel sprechen.
Bis zur Unterzeichnung des Oslo-Abkommens 1993 sprach die „gemässigte“ Fatah-Bewegung, derzeit angeführt von Präsident Mahmud Abbas, wie ihre palästinensischen Brüder es noch heute tun, von Israel als dem „zionistischen Gebilde“. Das war bevor die PLO Israel im Rahmen des Oslo-Abkommens offiziell anerkannte. Damals galt es als schändlich und inakzeptabel, Israel bei seinem Namen zu nennen, schliesslich hätte dies sonst, Gott bewahre, als dessen Anerkennung missverstanden werden können.
Mehr als zwei Jahrzehnte später fällt es der Fatah-Bewegung von Mahmud Abbas und der palästinensischen Autonomiebehörde noch immer schwer, die Bezeichnung Israel zu verwenden.
Seit ihrer Gründung im Jahr 1994 besteht die offizielle Linie der palästinensischen Autonomiebehörde (in arabischer Sprache) darin, Israel als „die Andere Seite“ zu bezeichnen. Diese Anweisung wurde an die Beamten und das Sicherheitspersonal der Behörde weitergegeben und ist bis heute gültig.
In jenen Tagen, als Sicherheitskräfte der palästinensischen Autonomiebehörde in vielen Teilen des Westjordanlandes noch „gemeinsame Patrouillen“ mit Soldaten der israelischen Verteidigungsstreitkräfte (Israel Defense Forces, IDF) durchführten, war es den palästinensischen Polizisten verboten, die Begriffe Israel oder IDF zu verwenden, vor allem, wenn sie per Funkgerät mit ihren Kollegen oder Kommandeuren kommunizierten. Die Bezeichnungen Israel und IDF wurden durch „die Andere Seite“ ersetzt.
Danach befragt, gab ein leitender palästinensischer Sicherheitsbeamter damals zu, dass dieser Befehl direkt aus dem Büro von Jassir Arafat kam. „Ja, wir haben ein Abkommen unterzeichnet, in dem Israel anerkannt wird, aber die meisten unserer Offiziere und Polizisten haben noch immer ein grosses Problem damit, den Begriff Israel zu benutzen“, so der Offizier.
Auch jetzt, da die palästinensische Autonomiebehörde die „Koordinierung der Sicherheit“ mit Israel fortsetzt, ist die Anweisung weiterhin gültig. Palästinensische Sicherheitskräfte und Beamte, die im täglichen Kontakt mit ihren israelischen Amtskollegen stehen, vermeiden es regelmässig, die Bezeichnungen Israel oder IDF auszusprechen. Als gute Nachricht darf in diesem Zusammenhang gelten, dass sie Israel nicht länger als das „zionistische Gebilde“ bezeichnen.
Dennoch bedienen sich die palästinensischen Medien und die Vertreter der Autonomiebehörde in ihren Erklärungen (in arabischer Sprache) bezüglich des Umgangs mit Israel nach wie vor einer Terminologie, die herabsetzend und sogar beleidigend ist.
So wird Israel beispielsweise des Öfteren als „Besatzungsstaat“ und die israelische Regierung als „Besatzungsregierung“ bezeichnet.
Viele Palästinenser sind noch immer gegen die Verwendung des Begriffs Israel, da sie dessen Existenzberechtigung ganz einfach nicht anerkennen.
Der palästinensische Schriftsteller Muhsen Saleh kritisierte einige Araber und Palästinenser dafür, die Bezeichnung Israel in einigen ihrer Reden und Schriften verwendet zu haben:
„Die Araber und die Regierungen und ihre Medien haben sich viele Jahre lang geweigert, das Usurpator-Gebilde, das 1948 auf grossen Teilen des Landes Palästina errichtet wurde, als „Israel“ zu bezeichnen. Sie nannten es den Feind, das zionistische Gebilde oder die Besatzung oder sie setzten den Namen Israel zumindest in Anführungszeichen, um zu zeigen, dass sie ihn nicht anerkennen. Heutzutage jedoch wird der Name „Israel“ ohne Anführungszeichen und ohne Scham benutzt.“
Unabhängig von seiner Identität oder Parteizugehörigkeit wird Israels Premierminister gerne als „Premierminister der Besatzungsmacht“ bezeichnet. Manche bevorzugen den Begriff „Premierminister von Tel Aviv“.
Der israelische Verteidigungsminister hingegen wird, wiederum unabhängig von seiner Identität oder Parteizugehörigkeit, gerne als „Kriegsminister“ tituliert . Die Implikation: Israel befindet sich im ständigen Krieg mit den Palästinensern und den Arabern. Natürlich werden die IDF stets als die „Besatzungstruppen“ bezeichnet, deren einziger Auftrag darin besteht, Palästinenser zu töten, ihre Häuser zu zerstören und ihnen das Leben so schwer wie möglich zu machen.
Ein weiteres Anzeichen dafür, wie schwer viele Palästinenser sich mit der Verwendung des Begriffs Israel tun, kann man ihren Gesprächen über die arabischen Bürger Israels entnehmen.
Palästinensische Beamte und Medien sprechen von diesen Bürgern regelmässig als den „Arabern des Inneren“, was nahelegt, dass dieses „Innere“ im Grunde genommen zu „Palästina“ gehört. Andere nennen diese Bürger „die Araber von 1948“ oder die „Palästinenser hinter der Grünen Linie“ oder „die Araber, die in den 1948 besetzten Gebieten leben“.
„Siedlerhorden und Banden von Siedlerterroristen“
Dabei haben wir noch nicht erwähnt, dass viele Palästinenser Städte im Staatsgebiet Israels „besetzte“ Städte bezeichnen. Jaffa, Haifa, Akkon, Tiberias, Ramla und Lod beispielsweise werden in den palästinensischen Medien gerne „palästinensische Städte“ oder „besetzte Städte“ genannt. Juden, die in diesen Städten oder in anderen Teilen Israels leben, werden manchmal als „Siedler“ bezeichnet.
Juden, die den Tempelberg, oder Haram Al-Sharif, in Jerusalem besuchen, werden von den palästinensischen Medien und Beamten immer wieder als „Siedlerhorden“ und als „Banden von Siedlerterroristen“ tituliert.
Dies sind nur einige der Beispiele für die Sprache, wie sie in der palästinensischen Version der Geschichte verwendet wird. Eine Sprache dieser Art bringt die Wahrheit zum Vorschein, dass viele Palästinenser die Existenzberechtigung Israels noch immer nicht akzeptieren. Für sie geht es nicht nur um die „Besetzung“ des Westjordanlandes, des Gazastreifens und der Osthälfte von Jerusalem. In ihren Augen begann die eigentliche „Besetzung“ mit der Gründung Israels im Jahr 1948.
Es ist kein Geheimnis, dass die palästinensischen Führer nichts unternommen haben, um die Menschen auf den Frieden mit Israel vorzubereiten. Noch schwerer wiegt, dass die Terminologie, von der die Führer und eine wachsende Anzahl von Palästinensern Gebrauch machen, ein klares Zeichen dafür ist, dass diese Führer durch ihre Rhetorik und mithilfe ihrer Medien nach wie vor eine Politik fördern, die Israel nicht nur die Legitimation abspricht und es als bösen Staat darstellt, sondern ihm ausserdem seine Existenzberechtigung verweigert. Wer des Arabischen nicht mächtig ist, mag diese Aussage für haltlos erachten, denn was von palästinensischen Vertretern in englischer Sprache zu hören und zu lesen ist, stimmt mit den Botschaften, die an die Palästinenser in arabischer Sprache gerichtet werden, nicht überein.
Das internationale englischsprachige Publikum täte gut daran, sich genaue Übersetzungen dessen zu beschaffen, was in arabischer Sprache über Israel gesagt wird. Es ist der einzige Weg heraus aus dem palästinensischen „Neusprech“, auch wenn Orwell sich möglicherweise im Grab umdreht.
Auf Englisch zuerst erschienen bei Gatestone Institute. Khaled Abu Toameh ist ein preisgekrönter arabisch-israelischer Journalist und TV-Produzent.