EAPPI – Die christlichen „Anti-Israel“-Aktivisten

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Symbolbild. EAPPI Freiwillige demonstrieren in Jerusalem. Foto TPS
Symbolbild. EAPPI Freiwillige demonstrieren in Jerusalem. Foto TPS
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Sie tragen auffällige Westen, sind mit Kameras bewaffnet, und man findet sie an fast jedem Brennpunkt und jeder heiligen Stätte in Jerusalem und Judäa und Samaria: die Freiwilligen des “Ecumenical Accompaniment Programme in Palestine and Israel” (EAPPI).

von Michael Zeff/TPS

Das ökumenische Begleitprogramm in Palästina und Israel ruft christliche Freiwillige aus aller Welt dazu auf, sich seinen Truppen im Heiligen Land anzuschliessen, mit dem erklärten Ziel, „verwundbaren Gemeinden eine schützende Präsenz zu bieten und Menschenrechtsverletzungen zu beobachten und zu melden“.

Zahlreiche israelische und christliche Organisationen vermuten aber, dass sich unter der Hülle des EAPPI-Projekts noch mehr verbirgt. Einige, allen voran Pater Gabriel Naddaf vom Christian Empowerment Council in Israel, werfen dem EAPPI sogar Voreingenommenheit gegen Israel, Antisemitismus, eine dubiose Finanzierung und illegale Aktivitäten vor.

„Das EAPPI läuft jedem christlichen und moralischen Wert zuwider“, sagt Pater Naddaf, der auch der geistliche Führer der aramäisch-christlichen Gemeinde in Israel ist, gegnüber der Nachrichtenagentur Tazpit (TPS). Er verweist auf den Umstand, dass EAPPI unter der Schirmherrschaft des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) steht, einer Organisation, die die Boycott, Divestment and Sanctions (BDS)-Bewegung gegen Israel unterstützt.

“EAPPI missbraucht auf zynische Weise die Heilige Schrift, die Bibel und das Neue Testament und dazu auch noch israelische Christen, zu dem Zweck, seine antiisraelischen und antisemitischen Aktivitäten zu legitimieren – Aktivitäten, die einer wahren Koexistenz und den jüdisch-christlichen Beziehungen in Israel und auf der ganzen Welt schaden und die zudem den Antisemitismus stärken“, so Pater Nadaff weiter.

Der ÖRK, der im Ökumenischen Zentrum Genf seinen Hauptsitz hat, beschreibt sich selbst als eine „weltweite Gemeinschaft von 349 globalen, nationalen, regionalen und lokalen Kirchen“. Das EAPPI ist eines von zwei Hauptprojekten, die vom ÖRK gefördert und finanziert werden. Das zweite ist das von ihm geschaffene und international beworbene Kairos-Palästina-Dokument, eine Schrift, die die Christen auf der ganzen Welt dazu aufruft, „mitzuhelfen, die israelische Besatzung zu bekämpfen“.

Eine Gruppe israelischer Aktivisten, die sich selbst das „DMU-Projekt“ nennen (wofür die Abkürzung stehen soll, wollen sie nicht sagen), haben es sich zur Aufgabe gemacht, EAPPI unter die Lupe zu nehmen und alle fragwürdigen Aktivitäten öffentlich zu machen.

Nach Angaben des DMU-Projekts machen die EAPPI-Freiwilligen bei ihren dreimonatigen Aktivitäten in Israel oft auf Blogs (Google Cache Version, französische und italienische Ausgabe), den sozialen Medien und bei Vorträgen Werbung für das Kairos-Palästina-Dokument – obwohl EAPPI sich offiziell dem Prinzip der Unparteilichkeit verpflichtet hat: „Wir sind nicht pro-israelisch oder pro-palästinensisch und wir ergreifen in dem Konflikt keine Partei“, heisst es auf der Website der Organisation.

Die vorgebliche Unparteilichkeit und das Verzerren christlicher Positionen seien aber nicht die einzigen Probleme mit dem EAPPI, so das Christian Empowerment Council. Schon allein die Anwesenheit und die Aktivitäten internationaler EAPPI-Aktivisten in Israel seien in Wahrheit illegal, da sie keine ordnungsgemässen Visa hätten, behauptet Pater Naddafs Organisation.

„Diese Aktivisten kommen unter falschem Vorwand nach Israel und behaupten, sie seien von Kirchenführern in Israel gerufen worden. Wir haben rumgefragt und kaum jemand wusste überhaupt, dass dieses Projekt existiert“, sagt Amit Barak, der die Rechercheabteilung des Christian Empowerment Council in Israel leitet, gegenüber TPS.

EAPPI Freiwillige demonstrieren in Jerusalem. Foto TPS
EAPPI Freiwillige demonstrieren in Jerusalem. Foto TPS

Dem TPS liegt ein Formular vor, mit dem die EAPPI-Koordinatorin für Schweden und Norwegen, Liv Snesrud, Geldmittel beim UN-Büro für die Koordination humanitärer Angelegenheiten beantragt hat. In dem Dokument, in dem die Gründe, Ziele und Einsatzorte des Projekts genannt werden, ist deutlich die Rede davon, dass „die Bedürfnisse der [palästinensisch-muslimischen] Gemeinden von Gemeindeangehörigen ermittelt wurden, die den EAPPI kontaktiert haben“.

„Sie täuschen die Christen vor Ort, sie fotografieren und filmen Militärstützpunkte und sie verbreiten eine einseitige und verleumderische Propaganda gegen Israel, während sie gleichzeitig behaupten, unparteiische humanitäre Freiwillige zu sein – in Wirklichkeit ist das, was sie tun, nicht einmal legal“, erklärt Barak.

TPS sprach mit einem Aktivisten des DMU-Projekts, der nur mit dem Namen Levi vorgestellt werden möchte, über seine Arbeit und die Kampagne, die das Ziel verfolgt, „die illegalen und unmoralischen Aktivitäten des EAPPI bekannt zu machen“.

„Vor einiger Zeit fielen uns erstmals diese Fremden in Safariwesten auf, die bei antiisraelischen Demonstrationen auftauchten, ebenso wie überall in Judäa und Samaria, um die Klagemauer herum, an der Grabeskirche und am Löwentor in Jerusalem“, sagt Levi. „Sie erschienen immer gemeinsam mit palästinensischen Krawallmachern und Steinewerfern. Dann machten sie Fotos und filmten die israelischen Soldaten und Polizisten.“

Levi erklärt, wie er und seine Partner – auch anhand der auffälligen Westen und EAPPI-Logos – die Organisation und ihre Ziele beobachtet haben. „Wir fingen damit an, diesen Leuten in den sozialen Medien zu folgen. Wir lasen aufmerksam alles, was auf ihren Seiten und Blogs erschien und fanden einzig und allein einseitige Darstellungen ‚israelischer Gewalt und Diskriminierung’, dazu offene Dämonisierung und Verleumdung Israels. Wir haben dann angefangen, genau dasselbe zu tun wie sie – wo immer sie auftauchen, gehen wir hin. Wir beobachten sie mit unseren Kameras und fanden dabei zufällig heraus, dass sie illegal hier sind.“

Politischer Aktivismus von Ausländern als solcher ist in Israel nicht illegal, was auch immer die politische Ausrichtung einer Gruppe sein mag, doch ist dafür ein B/4- (Freiwilligen-) Visum erforderlich.

„Diese Leute kommen als Touristen ins Land, und als Touristen ist es ihnen von Gesetzes wegen nicht erlaubt, an irgendwelchen politischen Aktivitäten teilzunehmen“, sagt Levi.

Gefragt, wie sie denn sicher sein könnten, dass die EAPPI-Freiwilligen illegal in Israel seien, erklären Levi und Barak, dass weder der EAPPI noch der ÖRK bei den israelischen Behörden als Organisationen registriert sind, die ausländische Freiwillige beschäftigen; somit könnten sie ihren Mitgliedern auch keine ordnungsgemässen Visa ausstellen.

Die beiden fügen hinzu, dass die Projekte des EAPPI jeweils drei Monate pro Gruppe dauern, just die Gültigkeitsdauer eines Touristenvisums.

In Anbetracht dieser Anschuldigungen kontaktierte TPS Liv Snesrud. Sie bestätigt, dass die Teilnehmer „normalerweise mit einem Dreimonats-[Touristen-] Visum nach Israel einreisen – es ist eine Freiwilligenmission, aber sie beantragen kein [besonderes Visum].“

Liv Snesrud ist derzeit die Vertreterin der Norwegischen Kirchenhilfe in Jerusalem, jener NGO, über die die skandinavischen Freiwilligen sich für das EAPPI-Projekt melden und nach Israel geschickt werden. Zudem kontaktierte TPS die Organisation Quakers in Britain, die zusammen mit dem EAPPI Freiwillige in Grossbritannien und Irland wirbt. Auch dort bestätigt man, dass die Freiwilligen als Touristen nach Israel reisen.

Weder die EAPPI-Hauptstelle in Jerusalem noch das ÖRK-Hauptquartier in Genf standen für eine Auskunft zur Verfügung.

„Wir haben nun die nächste Phase unseres Projekts begonnen“, sagt Levi von DMU gegenüber TPS. „Als erstes haben wir bei den zuständigen Behörden formal Klage gegen diese Leute eingereicht, etwa bei der israelischen Polizei und der Einwanderungs- und Bevölkerungsbehörde. Zweitens haben wir eine Kampagne in den sozialen Medien gestartet, um das, was wir durch unsere eigenen Beobachtungen an Informationen über diese Personen und ihre Aktivitäten gesammelt haben, an die Öffentlichkeit zu bringen.“