Der Falafel-Krieg

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Foto: Flickr/yummy-porky
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Zwischen Israelis, Palästinensern und Ägyptern tobt seit langem ein Krieg wegen kulinarischen Urheberrechten. Jeder beansprucht für sich, die typisch orientalischen Gerichte erfunden zu haben: fettgebackene würzige Falafel und der Hummus genannte Kichererbsenbrei. Jeder reklamiert sie als Nationalspeise.

Palästinenser betrachten es als „Diebstahl“, wenn Israelis diese Speisen als ihre Erfindung ausgeben. In England haben Palästinenser mit wenig Erfolg gegen israelische Hummus-Produzenten vor Gericht geklagt. Sie hatten auch versucht, diese Gerichte patentieren zu lassen, wie die Griechen ihren Feta-Käse.

Jetzt hat Shaul Stampfer, Professor des sowjetischen und osteuropäischen Judentums am Hebrew University Mandel Institut für Jüdische Studien in Jerusalem, dieser hochpolitischen Debatte ungewollt zumindest wissenschaftlich einen Schlusspunkt gesetzt.

Stampfer untersuchte die Geschichte von Lebensmitteln, um festzustellen, warum sie mit Juden in Verbindung gebracht würden. Falafel seien relativ moderne Erfindungen. Das stehe im Widerspruch zu seiner ursprünglichen Annahme, wonach Israelis sich die Falafel von den Palästinensern angeeignet hätten.

Viele „ikonische“ Speisen, darunter die britischen „Fish and Chips“, ägyptisches Koshary oder das chinesisch-amerikanische Chop Suey seien relativ moderne Erfindungen.

In seinem Aufsatz über das „Geheimleben von Falafel und Bagel“ stellt er fest, dass die frittierten Kichererbsenbälle, Falafel frühestens im 20. Jahrhundert entstehen konnten. Denn die Fladenbrottaschen, in denen die Falafel zusammen mit einem kleingeschnittenen Gurken und Tomatensalat gereicht werden, konnten erst dank europäischer Backtechnologie hergestellt werden. Und diese Technologie habe den Nahen Osten erst im 19. Jahrhundert erreicht. Ebenso seien Tomaten nur vor etwa 100 Jahren in Nahost eingeführt worden.

Manche behaupten, der Ursprung von Falafel läge in Ägypten. Dort hätten sie christliche Kopten schon im 4. Jahrhundert mit Saubohnen hergestellt. Doch Stampfer stellte fest, dass die in Öl gebackenen Falafel erstmals erst nach der britischen Besatzung im Jahr 1882 erwähnt worden seien. Zudem sei vor der Neuzeit das Öl viel zu teuer gewesen.

Falafel waren in Beirut und im britischen Mandatsgebiet Palästina seit Mitte der 1930er Jahre verbreitet gewesen.

Die Falafel mit exotischen und orientalischen Gewürzen wie Kreuzkümmel und Koriander hätten bei jüdischen Immigranten in Palästina vor der Staatsgründung Israels eine Rolle bei der Selbstfindung gespielt und ihnen geholfen, sich eine neue Identität zu verpassen. Noch deutlicher könne man das bei den Palästinensern heute bemerken, die darum kämpfen, Hummus und Falafel als ihre Nationalspeise registrieren zu lassen, weil sie Teil ihrer Identität seien.

Stampfer besteht darauf, dass alle Mythen um das Alter dieser Speisen falsch seien. Falafel sei eine viel zu moderne Entwicklung, als dass irgendjemand den Ursprung für sich beanspruchen könne.

 

Über Ulrich W. Sahm

Ulrich W. Sahm, Sohn eines deutschen Diplomaten, belegte nach erfolgtem Hochschulabschluss in ev. Theologie, Judaistik und Linguistik in Deutschland noch ein Studium der Hebräischen Literatur an der Hebräischen Universität in Jerusalem. Seit 1975 ist Ulrich Sahm Nahost-Korrespondent für verschiedene deutschsprachige Medien und berichtet direkt aus Jerusalem.

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2 Kommentare

  1. die israelis haben module von der sonnen energie auf den daechern erfunden im jahre 1952 produziert wird heiss wasser zum duschen,es unwarscheinlich das die palis etwas je erfunden haben ausser luegen terror stehlen ,vergewaltigen usw sogar das falafel stab der die kugeln macht ist eine israelische erfunden sogar jordanien und egypten geniessen auf den daechern ihr heisses wasser dank der israelis

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