Der historische Verrat an den Palästinensern

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Hisbollah-Führer Hassan Nasrallah drohte kürzlich mit Raketen eine Ammoniak-Installation im Norden Israels zu bombardieren, was Zehntausende von Zivilisten töten könnte - darunter Tausende von israelischen Arabern. Foto Gatestone
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Wir Palästinenser haben als neues Volk auf der Bühne der Weltgeschichte noch immer nicht aus den Fehlern unserer Vorfahren gelernt. Wir scheinen uns stets von Faktoren motivieren zu lassen, die gegen uns arbeiten und uns von fremden Ländern manipulieren zu lassen, die uns als Erfüllungsgehilfen verwenden, um ihre eigenen Interessen voranzutreiben.

Von Bassam Tawil

Wir begehen immer wieder Fehler, einen nach dem anderen. Wir schädigen die nationalen Interessen der Palästinenser und anstatt uns weiter nach vorne zu bewegen, bewegen wir uns zurück.  Wir wirken unseren ureigenen Interessen entgegen, indem wir permanent lügen. Wir alle wissen beispielsweise, dass die Behauptung, Jesus sei Palästinenser gewesen, ebenso wenig der Wahrheit entspricht, wie die, dass die Juden keine historische Verbindung zu Jerusalem haben.  Wir machen uns selbst nur lächerlich. Jeder, der solche Behauptungen aufstellt, greift nicht nur das Christentum an, sondern stellt die gesamte palästinensische Geschichte als eine unverfrorene Lüge dar.

Die palästinensische Führung zerstört weiterhin jede potenzielle Chance der Palästinenser auf eine echte, international anerkannte Nation, indem sie auf Forderungen besteht, von denen sie weiss, dass die Israelis sie nie erfüllen werden. Dazu zählen u. a. das Recht auf Rückkehr für über  11 Millionen Palästinenser in ein Land mit 8 Mio. Einwohnern sowie die Weigerung, Israel als jüdischen Staat anzuerkennen. Die Israelis verstehen richtigerweise beide Forderungen weniger als den Wunsch, einen eigenen palästinensischen Staat zu besitzen, sondern als den Wunsch, den Staat Israel zu besitzen. Dieser Eindruck wird jedes Mal bestätigt, wenn man sich eine Landkarte Palästinas ansieht: rein zufällig – natürlich – stimmt sie ganz und gar überein mit der Karte Israels; nur die Namen unterscheiden sich.

1948, als man problemlos einen palästinensischen Staat in den grossen von der UN angebotenen Gebieten hätte gründen können, tat man sich stattdessen mit fünf arabischen Armeen zusammen, um Israel zu zerstören und an dessen Stelle Palästina zu errichten.

Zwischen 1949 und 1967 hätten wir einen palästinensischen Staat im Westjordanland gründen können, als es sich noch unter der Herrschaft Jordaniens befand oder aber im Gazastreifen, der von Ägypten kontrolliert wurde.

In den 1970er Jahren versuchten dann Jassir Arafat und die PLO Jordaniens König Hussein zu stürzen, anstatt sich bei ihm dafür zu bedanken, dass er palästinensische Flüchtlinge aufnahm. Das Ergebnis waren schliesslich Bürgerkrieg und die Ausweisung der palästinensischen Führung aus Jordanien in den Libanon.

Im Libanon angekommen, machten wir uns auf, einen terroristischen Staat im Staat zu gründen, indem wir die libanesische Souveränität untergruben und Israel angriffen. Folglich marschierten die Israelis im Süd-Libanon ein und wir wurden mithilfe der dortigen Schiiten einmal mehr vertrieben, dieses Mal nach Tunesien.

Unter palästinensischem Einfluss wurde Tunesien nun zu einer Brutstätte von Verbrechen und internationalen Verschwörungen, und abermals brachten wir damit unsere Gastgeber in Gefahr.

Und heute folgen wir wieder dem gleichen Muster in Syrien. Zuerst betrog die palästinensische Führung 1982 den damaligen syrischen Präsidenten  Hafiz al-Assad, als Teile der PLO zusammen mit den Aufständischen gegen das Regime in Homs und Hama kämpften. Heute sind es einige palästinensische Bewegungen, hauptsächlich im Flüchtlingslager von Jarmuk, die im syrischen Bürgerkrieg Seite an Seite mit den Rebellen gegen Präsident Baschar Hafiz al-Assad kämpfen.

Jassir Arafat unterstützte dummerweise Saddam Husseins Einmarsch in Kuwait, eine Entscheidung, die die Vertreibung von 400.000 palästinensischen Angestellten und Arbeitern aus der Region zur Folge hatte und der Sache Palästinas unsäglichen Schaden zufügte. Als Saddam Hussein besiegt war und die Iraker sich wieder aus Kuwait zurückzogen, wurde das ganze Ausmass von Arafats Fehler offenbar. Die Golfstaaten betrachteten die Palästinenser als Verräter und distanzierten sich von der palästinensischen Sache, lange Zeit öffentlich und bis zum heutigen Tag insgeheim – mit Ausnahme von Katar.

Dasselbe Muster der Undankbarkeit und Dickköpfigkeit wiederholt jetzt auch die Hamas, die palästinensische Terrororganisation, die den Gazastreifen kontrolliert. Während sie vollkommen ausser Acht lassen, welche Opfer Ägypten in seinen zahlreichen Kriegen gegen Israel für die palästinensische Sache gebracht hat, versuchen jetzt führende Vertreter der Hamas Ägypten und dessen Präsidenten Abd al-Fattah as-Sisi zu schwächen, indem sie den Islamischen Staat auf der Sinai-Halbinsel mit Waffen und Militärausbildung unterstützen.

Die aus sunnitischen Moslems bestehende Hamas ist ausserdem zu einer willigen Marionette des schiitischen Iran geworden. Aus diesem Grund arbeitet die Hamas offen mit dem Erzfeind des sunnitischen Saudi-Arabien und der anderen sunnitischen Golfstaaten zusammen. Der Iran hat der Hamas Waffen und Geld versprochen, um die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) bei dem Versuch, selbige zu stürzen, zu umgehen. Darüber hinaus versuchen die Iraner, Mitglieder der Hamas und schliesslich alle Palästinenser zum schiitischen Islam zu bekehren.

Erst vor Kurzem sprach sich ein ranghoher Vertreter des Zentralkomitees der Fatah, Abbas Zaki, für die Verschwörung des Irans aus. Seine Bemerkungen unterstützen nicht nur die Hamas in ihren Versuchen, die Palästinensische Autonomiebehörde zu stürzen, sie könnten gleichzeitig auch das Ende der Unterstützung der saudi-arabischen und anderen sunnitisch-arabischen Golfstaaten für die Sache der Palästinenser bedeuten. Am 11. März verurteilten alle 22 Mitglieder der Arabischen Liga offiziell  die Hisbollah – den Erfüllungsgehilfen des Iran – als eine terroristische Organisation, da sie gemeinsame Sache mit dem syrischen Regime macht, das Sunniten abschlachtet, Terrorzellen in Bahrain und Saudi-Arabien unterhält und im Jemen an der Seite der schiitischen Huthi-Rebellen gegen Saudi-Arabien und andere sunnitische Länder kämpft.

Es ist erschreckend deutlich geworden, dass die palästinensische Führung – gleich welcher politischen Couleur – einzig von Gier motiviert ist, ohne auch nur einen Gedanken an die Interessen des palästinensischen Volkes zu verschwenden.

Die Palästinenser haben auch die arabischen Politiker in der israelischen Knesset nicht übergangen, die ebenfalls zu den schlimmsten Angreifern zählen. Sobald die Arabische Liga bestimmt hatte, dass die Hisbollah als Terrororganisation einzustufen ist, verurteilten drei arabische Mitglieder des israelischen Parlaments, die gewählt worden waren, um die arabischen Interessen innerhalb Israels zu vertreten, diese Entscheidung. In einer skurrilen, an den Kreml in Zeiten des Kalten Kriegs erinnernden Sprache stellten sie fest, dass die Erklärung der Hisbollah zu einer Terrorgruppe den Interessen der „reaktionären, arabischen Staaten“ diene, „die Israel und den Vereinigten Staaten gegenüber loyal sind“. Das Ziel sei, so behaupteten sie, die Hisbollah kaltzustellen, um so die Sicherheit der „arabischen Nation“ zu schädigen, den Krieg in Richtung der Zerstörung des Libanon zu lenken und sich allem zu entledigen, das den imperialistischen Plänen Israels und der USA für den Nahen Osten im Allgemeinen und Palästina im Besonderen im Wege stände.

Man kann sich nur fragen, warum wir – sunnitische Palästinenser – die schiitische Hisbollah unterstützen sollten, die sunnitische Moslems in Syrien abschlachtet und arabische Staaten unterwandert und gleichzeitig Irans Wunsch dient, Syriens Assad an der Macht zu halten. Was haben diese drei arabischen Mitglieder der israelischen Knesset ihrer Meinung nach mit der Hisbollah gemeinsam?

Warum wurden die Palästinenser in ihrer Geschichte immer wieder Opfer so vieler verantwortungsloser Anführer, die ihren eigenen Wählern nichts als Schaden zufügen? Was macht die Radikalen der Hisbollah für einige arabisch-israelische Abgeordnete anziehender als die Radikalen der ISIS? Verstehen diese ehrenwerten arabischen Knesset-Abgeordneten nicht, welchen Schaden sie der palästinensischen Sache zufügen, indem sie die sunnitisch‑arabischen Staaten herausfordern, die in den vergangenen Jahren sowohl politisch als auch ökonomisch so viel für uns getan haben?

Historisch gesehen hatten die palästinensischen „Befreiungsorganisationen“ keine über die Zerstörung des Staates Israel hinausgehende Ideologie oder Motivation. Sie alle sind eher Erfüllungsgehilfen der Länder, die sie unterstützen, als dass sie im wahren nationalen Interesse des palästinensischen Volkes handeln würden. Wie im Fall der drei arabisch-israelischen Abgeordneten zu sehen, folgten sie ganz offensichtlich den Anweisungen des Iran. Anstatt für Arbeitsstellen, Wasser und eine bessere Bildung zu sorgen – wie sie vor den Wahlen versprochen hatten – verkaufen sie ihr Volk für ein lächerliches Bisschen Aufmerksamkeit in den Schlagzeilen. Selbstgefällig plappern sie den iranischen Kurs nach, ohne auf die Bedürfnisse der Menschen, die sie gewählt haben, Rücksicht zu nehmen. Zynisch nutzen sie ihre parlamentarische Immunität und den Schutz aus, den ihnen ein Land bietet, das sie ihren eingeschworenen Feind nennen, um die Hisbollah und den Iran zu unterstützen, die sie in aller Ruhe manipulieren.

Iran will nur einen Fuss in die Tür bekommen. Das ist der Grund, warum das iranische Regime so beharrlich dem palästinensischen islamischen Dschihad und der Hamas den Hof macht –  beides sunnitische Organisationen (ebenso wie seine eigene Bewegung in Gaza, Al-Sabireen) –, während es gleichzeitig Sunniten in Syrien und dem Irak niedermetzelt und Agenten einsetzt, um die sunnitischen Regierungen in Bahrain, Jemen, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten zu stürzen.

Ist die Verschwörung des Iran möglicherweise ein Geheimnis vor den israelisch-arabischen Knesset-Abgeordneten, deren Unterstützung der Hisbollah die Interessen der Araber innerhalb Israels schädigt? Haben diese drei Knesset-Mitglieder etwa die Tausende Raketen vergessen, die die Hisbollah über Galiläa, wo so viele israelische Araber leben, abgefeuert hat? Begreifen sie nicht, dass in dem Fall, dass Hisbollah-Führer Hassan Nasrallah seine Drohung wahr macht und eine Ammoniakanlage in der Region Haifa bombardiert, Tausende israelische Araber getötet werden? Dank der grosszügigen „Hilfe“ unserer palästinensischen Führer – und insbesondere dank der „Hilfe“ der verräterischen Europäer, die sie weiterhin unterstützen – ist jede Hilfe für die Palästinenser, und unsere Ziele, in weitere Ferne gerückt als je zuvor.

Bassam Tawil via Gatestone Institute. Bassam Tawil lebt als Wissenschaftler und Journalist im Nahen Osten.

1 Kommentar

  1. Ein guter Beitrag!
    Hätte der Schreiber zudem die wirtschaftliche Situation der Palästinenser/Araber näher erläutert und mehr auf die Abhängigkeiten der führenden Clans (der Palästinenser/Araber) von „milden Gaben aus dem Ausland“, dann wäre es ein perfekter Artikel gewesen.
    Anyway – ich werde ihn abspeichern, weil er so gut ist!

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