Lebensmittelzusätze erhöhen das Risiko für Autoimmunerkrankungen

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Lebensmittelfarbstoffe. Foto Skoot13. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons.
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Eine Studie aus Israel und Deutschland weist nach, dass sieben häufig verwendete Zusatzstoffe in verarbeiteten Lebensmitteln die Resistenz des Verdauungssystems gegenüber Bakterien, Giften und anderen schädlichen Stoffen schwächen.

Durch diese Schwächung wird das Risiko erhöht, an Autoimmunerkrankungen wie Diabetes Typ 1, Zöliakie, Lupus, Multipler Sklerose, Autoimmunhepatitis, Morbus Crohn und vielen weiteren Störungen zu erkranken, in deren Folge körpereigenes Gewebe angegriffen wird.

Die Studie wurde unter Leitung von Prof. Aaron Lerner vom Technion-Israel Institute of Technology Faculty of Medicine and Carmel Medical Center in Haifa, sowie Dr. Torsten Matthias vom Aesku-Kipp Institut in Deutschland durchgeführt.

Ihre Ergebnisse wurden vor Kurzem in Autoimmune Reviews veröffentlicht und liefern eine wichtige Erkenntnis dazu, warum die Anzahl der Autoimmunerkrankungen weltweit und vor allem in westlichen Ländern steigt.

„In den letzten Jahrzehnten sind Infektionserkrankungen zurückgegangen, gleichzeitig sind allergische Erkrankungen, Krebs und Autoimmunerkrankungen aber vermehrt aufgetreten“, erklärte Lerner. „Da genetische Veränderungen in einem so kurzen Zeitraum zu vernachlässigen sind, suchen Wissenschaftler bei den Umweltfaktoren nach den Ursachen.“

Die Studie hat ausführlich gezeigt, dass mindestens sieben häufig verwendete Lebensmittelzusatzstoffe die Tight Junctions schwächen: Zucker, Salz, Emulgatoren (verwendet in Backwaren, Süssigkeiten, Milchprodukten, Fetten und Ölen, Saucen, Butter und Margarine, Speiseeis, Sahnelikören, Fleisch, Kaffee, Kaugummi, Erfrischungsgetränken und Schokolade), organische Lösungsmittel (z. B. Hexan, das für die Sojaölproduktion verwendet wird, und andere, die als Antioxidantien, Stabilisatoren, Konservierungsmittel und Aroma hinzugefügt werden), Gluten, mikrobielle Transglutaminase (ein „Proteinkleber“ für Lebensmittel, der verarbeiteten Fleisch-, Fisch- und Milchprodukten sowie Backwaren beigefügt wird) und nanometrische Partikel (eingesetzt zur Verbesserung von Geschmack, Farbe, Einheitlichkeit und Konsistenz von Lebensmitteln sowie bei Lebensmittelverpackungen).

Lerner sagte, dass Lebensmittelzusatzstoffe nicht so sorgfältig reguliert und überwacht würden wie Pharmaprodukte. Seine Forschung legt jedoch nahe, dass eine solche Überwachung nötig ist. „Wir hoffen, diese und ähnliche Studien schaffen ein stärkeres Bewusstsein für die Gefahren, die mit Zusatzstoffen in industriell hergestellten Lebensmitteln zu tun haben und dafür, dass diese kontrolliert werden müssen“, so Lerner.

Derweil raten die Wissenschaftler Patienten mit Autoimmunerkrankungen und Personen mit solchen Erkrankungen in der Familie, verarbeitete Lebensmittel nach Möglichkeit zu meiden.

„Es kommt permanent zu starken Veränderungen der Ernährungsgewohnheiten, selbst der Konsum von Grundnahrungsmitteln wird vielfältiger und beinhaltet mehr verarbeitete Lebensmittel“, schreiben Lerner und Matthias.

„In einem westlichen Land zu leben, hat grossen Einfluss auf die Ernährungsgewohnheiten, die kollektiv als ‚westliche Ernährung‘ bezeichnet werden. Dazu gehört die Aufnahme von grossen Mengen von Fett, Transfettsäuren, Cholesterin, Proteinen, Zucker, Salz und der häufige Konsum von verarbeiteten Lebensmitteln und Fast Food. Weitere Studien zu den Auswirkungen von industriellen Lebensmittelzusätzen, die Einfluss auf die Durchlässigkeit der Darmschleimhaut haben und zur Zunahme von Autoimmun-, Allergie- und Krebserkrankungen führen, werden das Vorgehen der Lebensmittelindustrie im Umgang mit Zusatzstoffen beeinflussen. Sie wirken sich aber auch auf die Produktkennzeichnung, das Konsumentenbewusstsein, die zuständigen Behörden und die Umsetzung im Gesundheitswesen aus.“

Via Israel21c.org