„Ohne die Siedlungen würde Israel nicht existieren“

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Ma'ale adumim. Foto Davidmosberg. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons.
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Im ersten Monat der „Dritten Intifada“ hatte Jerusalem den höchsten Anteil an Terroranschlägen. Jetzt ist die Terrorwelle in Judäa und Samaria angekommen.

Von Giulio Meotti

Jeden Tag geben die israelischen Verteidigungskräfte Filmmaterial frei, das palästinensische arabische Terroristen bei dem Versuch zeigt, israelische Zivilisten und Soldaten an den Kontrollpunkten und Übergängen zu verletzen.

Ob es Ihnen gefällt oder nicht, jeder in Israel weiss, dass der jüdische Staat ohne die „Siedler” keine wirkliche Verteidigungsbarriere gegen den palästinensischen Terrorismus hätte. Aber leider sind die „Siedler” zu einer der am meisten verleumdeten Menschengruppen der Welt geworden.

Israel ist ein sehr winziges Land. Seine Landmasse ist kleiner als New Jersey, seine Bevölkerungszahl geringer als die von New York City. Es ist von fanatischen arabisch-islamischen Ländern umgeben, die über riesige Landmassen und grosse Bevölkerungen verfügen.

Seit 1967 ist die Bergkette von Jenin nach Hebron, die aus einem durchgehenden 55 Kilometer langen, 20 Kilometer breiten und bis zu 1.100 Metern hohen Höhenzug besteht, Israels Frontlinie. Vor 1967 war Israel an seiner schmalsten Stelle 10 Meilen (16 km) breit. Der Grossteil der israelischen Bevölkerung lebte in der Reichweite feindlicher Armeen.

Ohne die Nablus und Jenin überblickenden „politischen“ Siedlungen, hätte es die Armee während der „Operation Defensive Shield“ viele Tage und anhaltende Kämpfe gekostet, die Stadt zu betreten und Anti-Terrormassnahmen einzuleiten. Wir erinnern uns, wie der damalige Ministerpräsident Ariel Sharon gefilmt wurde, als er von einer nahe gelegenen „Siedlung” aus auf Nablus blickte. In der Nacht kann man von diesen kleinen Städten aus die Lichter der Küstenstädte Ashkelon im Süden und Hadera im Norden sehen.

Der Garizim genannt biblische Berg über Nablus hat den gleichen strategischen Wert wie der mehr als 1.000 Meter hohe Mount Halhoul in der Nähe von Hebron. Der natürliche Wachturm macht das Gebiet zu einem der wichtigsten strategischen Aktivposten der israelischen Armee.

Ohne diese jüdischen Gemeinden, die die Welt als „Siedlungen” bezeichnet, könnte Israel bereits vor einer Mobilisierung seiner Reserven in mehrere Teile getrennt werden und sein strategischer Raum würde bis Qalkilya schrumpfen.

Die Israelis erinnern sich an die Kriege von 1948, 1967 und 1973, als die Araber die jüdische Enklave von Osten her angriffen. Die jüdischen Gemeinden von Judäa und Samaria verhindern, dass sich dies wiederholt, sei es durch Terrorgruppen, Raketen oder konventionelle Konfrontation. Es ist besser, einem Angriff an der Bergkette von Samaria und Judäa entgegenzutreten als in den Vororten von Kfar Saba und Netanya.

Diese „Siedlungen” bilden eine Pufferzone für die grösseren israelischen Städte. Denken Sie an das Kontinuum zwischen dem Französischen Hügel und Ma’aleh Adumim nordöstlich von Jerusalem, die samarische Bergkette mit Blick auf Tel Aviv (von Alfei Menashe bis Peduel) oder die Siedlungen in den südlichen Hügeln von Hebron, nur wenige Minuten von Beersheba entfernt. Nehmen Sie zwei strategische Bergspitzen ausserhalb der Siedlungen von Beit Aryeh und Ofarim, die den Flughafen Ben Gurion und die Region Gush Dan überblicken. Der Beobachtungspunkt überblickt die ganze Küstenebene von Ashkelon im Süden bis nach Hadera im Norden. Von dort könnte ein Flugzeug von El Al abgeschossen werden.

Der 1.000 Meter hohe, Ramallah beherrschende Berg Baal Hatzor ist wie der Skopusberg und der Ölberg in Jerusalem, die 800 Meter hoch sind. Wenn dort die Araber und nicht die IDF sässen, könnten sie Raketen auf Tel Aviv und Jerusalem abfeuern.

Jeder erfahrene israelische Kommandeur weiss, dass man die Bergkette und die Gebiete westlich davon halten muss, um die Jordanlinie zu verteidigen. Während des Irak-Krieges im Jahr 1991 und des Libanonkrieges 2006 fanden viele Israelis aus dem Norden Zuflucht in den vielen Städten in Samaria, während ihre Städte von den Raketen der Hisbollah heimgesucht wurden.

Die „Siedlungen“ mussten die meisten Angriffe während der zweiten Intifada und nach dem Bau des Zaunes 2005 verkraften. Die Barriere ist heute genau da, wo sie sein sollte, weil es der Zweck der „Siedlungen“ ist, sie von der anderen Seite aus zu schützen. Jeder weiss, dass ein Israel innerhalb der willkürlichen „Grünen Linie” nicht zu verteidigen ist. Das Leben des gesamten jüdischen Volkes wäre in tödlicher Gefahr, sollte Israel diese Landstriche abgeben, die die jüdische Sicherheit gewährleisten.

Jeder weiss, dass ein Abzug der IDF aus palästinensisch-arabischen Gebieten, in denen diese „Siedlungen” liegen, vor allem Auswirkungen auf die jüdische Bevölkerung in Jerusalem und im Zentrum des Landes hätte. Eine Armee aus Terroristen käme ohne Hindernisse nach Tel Aviv.

Wenn man von Tel Aviv Richtung Samaria fährt, bekommt man sofort den Eindruck, dass diese Berghöhen der strategischste Ort für die Sicherheit Israels sind. Ein paar Kilometer weiter innerhalb Samarias sieht man bereits die ganze Skyline der wirtschaftlichen und demografischen Hauptstadt Israels. Ohne die „Siedlungen“ hätte Israel auch keine Kontrollpunkte, Kameras, Übergänge, Strassensperren und Soldaten, mit anderen Worten den ganzen Sicherheitsapparat, der die Juden in Tel Aviv und Jerusalem am Leben hält.

Ein 10 Meilen (16 km) breites Land ist nicht lebensfähig. Es ist das Rezept für eine Katastrophe. Die „Siedlungen“ stehen in unmittelbarer Verbindung mit den Toren von Auschwitz.

Giulio Meotti, ist ein italienischer Journalist bei Il Foglio. Er ist Autor des Buches „A New Shoah“, das die persönlichen Geschichten von Terroropfern Israels recherchiert und von Encounter veröffentlicht wurde und des Buches „The Vatican Against Israel: J’accuse“, veröffentlicht von Mantua Books.