Nabi Saleh, ein allzu vorhersehbares blaues Auge für Israel

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Die Allgegenwart der Medien in der Israel bedeutet, dass fast jede Konfrontation zwischen israelischen Soldaten und Palästinensern ein viral verbreitetes Video auslöst.

Von Eric Cortellessa, Times of Israel

In mit Tüchern vermummten Gesichtern, führte eine Gruppe von jugendlichen Palästinensern den Marsch von dem palästinensischen Dorf Nabi Saleh in Richtung der benachbarten jüdischen Siedlung Halamish an. Hinter ihnen befand sich eine grosse Schar von Dorfbewohnern, einige ältere und einige jüngere, sowie “Aktivisten” und Vertreter der Medien. Einige schwenkten palästinensische Fahnen, andere hielten Gasmasken, viele hatten Kameras.

Am Ende der Strasse erwarteten sie wie jeden Freitag israelische IDF-Soldaten, um zu verhindern, dass die Demonstration Halamish und die Hauptstrasse erreicht.

Demonstranten und Medienvertreter starten aus dem Dorf Nabi Saleh, und bewerfen IDF-Soldaten mit Steinen. Diese antworten mit Tränengas. 28. August 2015. Foto Eric Cortellessa / Times of Israel
Demonstranten und Medienvertreter starten aus dem Dorf Nabi Saleh, und bewerfen IDF-Soldaten mit Steinen. Diese antworten mit Tränengas. 28. August 2015. Foto Eric Cortellessa / Times of Israel

Dieser Routine-Protest gegen den Siedlungsbau in Nabi Saleh schuf die Bühne für einen Vorfall, der auf Video erfasst wurde und weltweit Schlagzeilen machte: Palästinensische Frauen und Kindern hindern einen IDF-Soldaten, den 12-jährigen Muhammad Tamimi festzunehmen, der verdächtigt wurde, Steine geworfen zu haben. Die Auseinandersetzung hinterliess bei dem Soldaten leichte Verletzungen und bei Israel ein blaues Auge auf der Weltbühne.

Seit Freitag haben Bilder und das Video des Vorfalls die Sozialen Medien überschwemmt und die Verurteilung der Handlungen des Soldaten ausgelöst sowie das Beharren auf der ultimativen Sinnlosigkeit der militärischen Präsenz Israels in der Westbank.

Ich befand mich dort im Medienpool und arbeitete an einer Story für The Times of Israel über die grössere Dynamik zwischen benachbarten palästinensischen Dörfern und jüdischen Siedlungen. Ich befand mich zum ersten Mal bei dem wöchentlichen Protest. Für alle anderen dort war es ein Ritual. Sie begrüssten einander wie Mitglieder einer Fussballmannschaft, bevor sie das Feld betreten.

Als ich am Treffpunkt der Demonstranten ankam, fragte ich jemanden, der neben mir stand, was von dem bevorstehenden Protest zu erwarten sei. “Wir beginnen die Strasse hinunterzumarschieren, dann wird uns die Armee erwarten. Sobald wir einen bestimmten Punkt erreichen, werden sie Tränengas auf uns werfen, dann werden die Kinder auf sie oben auf der Spitze des Hügels Steine werfen”, sagte er. “Und dann wird es so hin und her gehen. “Und wir werden viele Fotos aufnehmen”, fügte er hinzu.

Ein palästinensischer Jugendlicher aus dem Dorf Nabi Saleh macht sich bereit Steine auf IDF-Soldaten zu schleudern. 28. August 2015. Foto Eric Cortellessa / Times of Israel
Ein palästinensischer Jugendlicher aus dem Dorf Nabi Saleh macht sich bereit Steine auf IDF-Soldaten zu schleudern. 28. August 2015. Foto Eric Cortellessa / Times of Israel

Um 13:06 Uhr begann die Demonstration so richtig, als die Teilnehmer ein paar hundert Meter die Strasse hinunter in Richtung der Soldaten marschierten, die eine Barrikade bildeten. Ich könnte nicht sagen, was zuerst begann, das Steinewerfen oder die Tränengas-Granaten, aber schon bald gab es eine Kakophonie von beiden. Als ich fotografierte, geriet etwas von dem Tränengas, das in die Menge geschleudert wurde, in meine Augen.
“Nicht berühren”, sagte mir jemand. “Der beissende Schmerz wird vergehen, halten Sie es einfach aus.”

Inzwischen fingen die Kinder an, einen braunen Hügel hinaufzulaufen und noch mehr Steine auf die Soldaten zu werfen, einige mit Steinschleudern, einige mit ihren Händen.
Der Austausch wurde eine Weile fortgesetzt, die Standorte verschoben sich mehrmals.
An einer Stelle blockierten die Demonstranten die Strasse. Kleine Kinder, unter der Leitung von Jugendlichen, begannen grosse Steinblöcke in die Mitte der Strasse zu legen.
“Sie blockieren damit die Jeeps der Armee und verhindern, dass diese sie später von hinten verfolgen”, sagte mir jemand.

Kinder blockieren mit Steinen eine Strasse bei Nabi Saleh. 28. August 2015. Foto Eric Cortellessa / Times of Israel
Kinder blockieren mit Steinen eine Strasse bei Nabi Saleh. 28. August 2015. Foto Eric Cortellessa / Times of Israel

Der Protest verschob sich dann auf einen benachbarten Hügel, wo Jugendliche und jüngere Kinder noch mehr Steine auf die Soldaten warfen. Erwachsene Dorfbewohner und Aktivisten beobachteten sie und feuerten sie an.

Und dann, plötzlich, begannen die Menschen zu schreien. Ein Team von Soldaten hatte die Demonstranten von hinten überrumpelt und begann, Verhaftungen vorzunehmen. Zur gleichen Zeit liefen andere Soldaten vom Fuss des Hügels nach oben und ergriffen einen der Jugendlichen.

Ein teilweise maskierter Soldat mit einem Gewehr in der Hand jagte einen jüngeren Jugendlichen, dessen Arm in Gips war. Ich rannte in Richtung des Aufruhrs, als der Soldat den Jungen aufgriff, ihn im Nacken packte und ihn gegen einen Felsen drückte und während er auf ihm lag ihn in den Würgegriff nahm. Ein junges Mädchen, Ahed Tamimi, die 15-jährige Schwester des Jungen, lief dann an diese Stelle und fing an zu schreien und zu weinen und den Soldaten zu bitten, ihn gehen zu lassen.

Jeder, der eine Kamera hatte, lief auch zu der Stelle, wobei Fotografen und Videofilmer einen Halbkreis um das Handgemenge bildeten. Zu diesem Zeitpunkt muss der Soldat erkannt haben, dass alles, zu dem er sich jetzt entschied, noch lange über diesen Augenblick Bestand haben würde.

Eine ältere Dorfbewohnerin, Nariman Tamimi, die Mutter des Jungen, tauchte hinter dem Soldaten auf und begann, ihn von dem Jungen wegzuziehen. Der Soldat schrie um Hilfe, da sich mehr Menschen diesem Versuch anschlossen. Dann versuchte er, einerseits den Jungen nach unten zu drücken, und andererseits alle anderen zu vertreiben. Das junge Mädchen biss ihm in die Hand, als er versuchte, sie am Hals zu packen. Alle Menschen rund um den Soldaten begannen dann, ihn auf den Kopf zu schlagen. Schliesslich kam sein Kommandant und befreite ihn aus dem Getümmel.

Bevor er sich entfernte, warf der Soldat eine Tränengasgranate dorthin, wo sich alle Menschen versammelt hatten. Ich lief weg, um meine Augen vor dem stechenden Schmerz zu verschonen, und als ich dann eine günstige Stelle erreichte, um zurückzublicken, trugen die Menschen den Jungen zurück zu seinem Haus in dem Dorf.

Der Soldat und sein Kommandant waren gegangen, ohne eine Festnahme durchzuführen.
Zehn Minuten später standen fast alle Demonstranten vor dem Haus des Jungen. Jemand vom Palästinensischen Roten Halbmond telefonierte wegen zwei weiterer Demonstranten, die festgenommen worden waren. Während der Junge dort lag, versuchte man, ihn zu trösten und zu sehen, ob es ihm gut ging.

Wir haben sie
Der Mitarbeiter des Roten Halbmond zeigte dann dem Jungen Fotos, die er von dem Vorfall geschossen hatte. “Gut gemacht”, sagte er zu dem Kind. Er stand dann auf, um sich mit anderen Aktivisten und Journalisten darüber zu unterhalten, wie er nach Ramallah kommen und die Fotos und das Video verbreiten könne. “Wir haben sie”, sagte er.

8 Kommentare

  1. fuer alle schlaumeiers die denken das das land worauf palestinenser leben denen gehoert muss ich sie leider entauschen dieses land gehoert den juden es gibt die san remo beschluesse von 1917 und es gibt organisation im 18 jahrhundert das die juden das land wieder kaufen musste weil diese turk ottoman das land teil weise verschebelt hatte an arabische gross gaenster so zu sagen betrueger heute mafiosi esgibt ein religioses islam gesetz wenn die ottoman muslim das land in ihren gewalt war konnten andere muslime das land nicht einehmen,sobald die ottoman abrueckten, und englander einrueckten zwischen 1913 und 1917 kamen aus verschiedenen gegen nach langen auskunschaft der bedouinen die damals wanderten und zum teil da blieben aus den noerdlichen gegend des gross syrien egypten in gaza saudis aus den yemen das land ploetlich langsam einfielen um arbeit zu finden zwischen diesen laendern waren keine grenzen da also wie kan man sagen die palestinenser araber es gab damals diese erfindung nicht ganz klar oder,die juden haben alle staedte gebaut und eine bestimmte menge von juden lebten da ueber generation,wegen verschiedene verfolgung meist auch toetlich anfang des 1900 jahrhundert in russland ,da ist der beweis,viele russische juden flohen nach america ca 200.000 und ca 15000 nach palestina waere in russland keine verfolgung und im zweiten welt krieg das gleiche waere das land heute noch oede und lehr von menschen,aber historisch und archiologie und die bibel sind beweise genug,die juden haben immer die araber gedudet sie waren die arbeitskraft des landes bis heute,und kriege zwischen juden und araber waren immer present bis heute hat sich nichts geandert wenn die araber israel attackieren muessen wier moralisch mit den juden sein den sie uebergaben den monothestischen und die zehn gebote und andere gebote der menscheit dieser welt die juden haben auch der welt sehr viel beigetragen bis zum heutigen tag,es gibt das boese und das gute leider sind viele menschen leicht zu beiflussen was gut ist oder was schlecht ist das christen am nahesten sind mit den juden ,jesus war doch jude er wollte bestimmt nicht das sein volk nicht so endet wie heute,danach kennen die meisten die taten der christen was sie den juden antaten schon im 1400 jahrhundert bis zum zweiten welt krieg,moege gott der almaechtige euch verzeihen fuer all diese greueltaten, und dann habt ihr noch die frechheit euch in anderen angelegenheiten einzumischen wie die nazis es taten blut ist noch auf euren haenden den ihr schaut nur zu eure seele und euer gewissen laesst es zu das ihr gegen das volk das euch die liebe euren naehsten gegeben hatt zu zweiten mal kreuzigen,aber er wird sich waehren bis zum letzten tag und weisse tauben werden ueber das land fliegen,das licht wird die dunkelheit besiegen..

  2. Ich möchte den palästinensichen Terror auf keinen Fall relativieren oder gar rechtfertigen, aber auch ich frage mich, warum Israel nach wie vor an diesem Wahnsinn der Siedlungspolitik festhält.

    Die jüdische Siedlung Halamish ist ein gutes Beispiel. Sie wurde 1977 als eklatanter Verstoß des Vökerrechts auf z.T. privatem palästinensischem Land mitten im Westjordanland errichtet als eine orthodox-jüdische Siedlung mit ca. 1.000 Bewohnern errichtet.

    Warum verstösst Israel so unsagbar gegen geltendes Recht? Warum siedelt Israel seine Bewohner auf palästinensichem Land an und wird so zur Besatzungsmacht? Warum verschwendet der Staat Israel Ressourcen, um eine derartige Community zu schützen? Warum müssen junge unschuldige Israelis dort ihren Militärdienst ableisten und Dinge erleben, wie auf dem Video zu sehen?

    Ich finde die israelische Politik hier sehr enttäuschend.

  3. Der Herr Antisemit schlägt wieder auf. Ich glaube im Gaza Streifen ist noch ein Plätzchen frei für Sie….

  4. Danke, das trifft ins Schwarze.
    Und erntet antieuropäischen Rassismus von Bots die bezeichnenderweise Roboter und Nussknacker heissen. Der letztere verstösst gegen Schweizer Anti-Rassismusnormen, wie vieles auf dieser Website.

    MfG
    Werner T. Meyer

  5. @weghorn:disqus
    So schlimm ist das alles gar nicht: Für die Option, die Juden eines Tages doch noch ins Meer treiben zu können halten Araber einiges aus. Wenn der Gerechtigkeit dann endlich genüge getan wird, bekommen europäische Sympathisanten wie Sie für dieses Schauspiel bestimmt eine Freikarte.

  6. Die Palästinenser haben keine andere Wahl als die der Produktion von audiovisuellen Medien, die die völkerrechtswidrige strukturelle Gewalt, die der Landraub unter militärischem Schutz ja unzweifelhaft darstellt, wenigstens symbolisch abbilden, um die Weltöffentlichkeit aufzurütteln.

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