Westliche Skandale im Nahen Osten

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Hamas-Sprecher Mushir al-Masri (links) sagte, dass die palästinensische Autonomiebehörde mit Israel zusammenarbeite und "Hamas in den Rücken steche." Der Sicherheitsbeamte der Palästinensischen Behörde (PA) Adnan Damiri (rechts), sagt, dass Hamas, die PA zerstören wolle und mit ISIS zusammenarbeiten wolle. Foto Gatestone
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Der Bericht der Kommission, die den Gaza-Konflikt vom Sommer 2014 untersuchte, wurde vom pro-palästinensischen Professor William Schabas geschrieben und von Frau Mary Davis unterzeichnet.

Schon bevor der sogenannte Schabas-Davis-Bericht veröffentlicht wurde, wussten wir, was er bringen würde: Denn jedes Untersuchungskomitee, das sich mit der palästinensischen Sache beschäftigt, stellt sich gegen Israel, ändert aber niemals irgendetwas an der Lage vor Ort. Als Palästinenser war ich froh, dass dieser Bericht die Hamas und Israel gleichermassen für die Kriegshandlungen verantwortlich macht, aber was nützt es? Die Konsequenz dieses Berichts – wie aller vorherigen – ist nur die Verewigung des palästinensischen Problems.

Alle UN-Agenturen verurteilen Israel, aber niemand hilft den Palästinensern. Die UNRWA hat ihre eigenen Gründe, warum sie keine Lösung des palästinensischen Flüchtlingsproblems herbeiführt (es ist nahezu unmöglich, ein Programm zu beenden, an dem Arbeitsplätze hängen) und stellt den Hamas-Terroristen Einrichtungen zur Verfügung, von wo aus sie Israel mit Raketen angreifen können.

Der Schabas-Davis-Bericht hat eine Schlagseite zugunsten der Palästinenser. Auf den ersten Blick könnte man meinen, das würde unseren Interessen nützen, aber in Wirklichkeit schadet es uns, weil es der Hamas auf Kosten der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) moralische Legitimation verleiht. Das lässt die Popularität der Hamas weiter wachsen, und die verschiedenen politischen Lager der Palästinenser werden niemals in der Lage sein, ihre Differenzen beizulegen, sich um unsere inneren Angelegenheiten zu kümmern und einen Staat zu gründen.

Die Wahrheit ist, dass die Hamas den letzten Krieg gegen Israel angefangen hat. Er begann zu einer Zeit, als die Hamas und die Palästinensische Autonomiebehörde beschlossen hatten, eine Regierung der nationalen Einheit zu bilden. PA-Führer Mahmoud Abbas war bereit, gemeinsam mit der illegalen De-facto-Regierung im Gazastreifen eine Verwaltung aufzubauen und darüber hinwegzusehen, dass die Hamas 2007 die Führer und Kommandanten der Fatah von den Dächern der höchsten Gebäude Gazas geworfen, andere vertrieben und wiederum andere erschossen hatte.

Abbas’ Motive waren ehrlich. Er wollte der einzige legitime Vertreter des palästinensischen Volks sein und den inneren Riss kitten, der zwei palästinensische Staaten geschaffen hatte, einen im Gazastreifen, einen im Westjordanland. Die Hamas hingegen wollte die Regierung der nationalen Einheit als Vehikel nutzen, um Geld aus Katar in den Gazastreifen zu bringen, nachdem der ägyptische Präsident die Schmuggeltunnel der Hamas geschlossen hatte, durch die bis dahin Waffen und Geld gekommen waren.

Kaum war die Regierung der nationalen Einheit gebildet, verlangte die Hamas, dass die PA ihr Geld aus Katar übermittelt, damit sie die Waffen und Tunnel für die Angriffe auf Israel bezahlen kann, dazu das Blutgeld für ihre Terroristen und die aufgeblasene „Verwaltung“, in der ihre Günstlinge beschäftigt sind.

Abbas stimmte zu, aber nur unter der Bedingung, dass Funktionäre der Palästinensischen Autonomiebehörde bei dem Geldtransfer als Mittelsmänner fungieren und die Checkpoints an den Grenzen zu Israel und Ägypten bewachen würden. Auf diese Weise, so dachte er, würde die PA schrittweise die Kontrolle über den Gazastreifen wiedererlangen. Leider lehnte die Hamas den Vorschlag ab und verweigert bis heute jedem hochrangigen Vertreter der Palästinensischen Autonomiebehörde die Einreise in den Gazastreifen.

Das Abkommen über die Einheitsregierung sah vor, dass innerhalb von sechs Monaten Wahlen abgehalten werden würden. Doch die Hamas entführte und ermordete drei jüdische Jugendliche, um so palästinensische Gefangene aus israelischen Gefängnissen freizupressen, ihre eigene Beliebtheit zu steigern und sich den Sieg bei den vorgesehenen Wahlen im Westjordanland zu sichern.

Für den Fall, dass sie die Macht nicht auf dem Weg von Wahlen erreichen sollte, plante die Hamas einen Putsch im Westjordanland – ein Coup, der durch eine Kooperation der PA-Sicherheitskräfte mit den Israelis aufgedeckt und vereitelt wurde.

Als Antwort auf Israels Aktionen nach der Ermordung der drei Jugendlichen begann die Hamas mit ihrem Raketenhagel auf israelische Städte, schleuste Gruppen von Terroristen über Tunnel und über das Meer nach Israel und missbrauchte Gazas Zivilisten als menschliche Schutzschilde.

Die israelische Reaktion auf die Angriffe der Hamas war hart und entschlossen: Mehr als 2.500 Gazaner wurden getötet, etwa die Hälfte von ihnen Terroristen, und die Zerstörung der Infrastruktur des Gazastreifens war beispiellos.

Das von arabischen Staaten für den Wiederaufbau versprochene Geld kam niemals an, und es stellt sich die Frage: War all das nötig? Und warum hat die Hamas nicht die Milliarden, die sie über die Jahre bekommen hat, dazu verwendet, das aufzubauen, was das Singapur oder die Riviera des Nahen Ostens hätte werden können und sollen?

Da ist es kein Wunder, dass die Israelis fürchten, dass sie – und Jordanien – im Falle eines Rückzugs aus dem Westjordanland es nicht nur mit einem weiteren Hamas-Staat zu tun hätten, sondern auch mit ISIS an Israels Grenze. Es ist kein Geheimnis, dass sowohl die Hamas als auch ISIS vom Sinai aus Israel und Ägypten bedrohen.

Jeder, der an internationale Garantien glaubt, braucht sich nur die Massaker in den arabischen Staaten anzuschauen: Diese Gemetzel finden vor aller Augen statt, ohne dass jemand einen Finger rührt, um ihnen Einhalt zu gebieten.

Es ist ein Skandal von globaler Tragweite, dass die UNO im Allgemeinen und die UNRWA im Besonderen – ebenso wie die EU – die Augen verschliessen vor den Hunderttausenden Getöteten und Verstümmelten in den benachbarten arabischen Ländern und den Millionen von Flüchtlingen, die dringend Hilfe benötigen. Auch die UN-Truppen in den Golanhöhen tun nichts, um die an Syrern verübten Massaker zu stoppen – so, wie auch die UN-Truppen im Südlibanon die Hisbollah nicht an der Wiederaufrüstung gehindert haben.

Kürzlich wies sogar der PA-Aussenminister Riyadh al-Maliki mutigerweise darauf hin, dass die Zusammenarbeit von Hamas und ISIS auf der Sinai-Halbinsel Teil eines Krieges ist, den die Muslimbruderschaft gegen die Regierung des ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi führt. Wollen wir wirklich das jordanische Königreich der gleichen Bedrohung aussetzen?

Adnan Damiri, ein hochrangiger Offizier der Sicherheitsdienste der Palästinensischen Autonomiebehörde, wies kürzlich mit Recht darauf hin, dass Israel und die besetzten Gebiete im Westjordanland die einzig sicheren Orte im Nahen Osten sind. Wir dürfen ISIS nicht erlauben, massenhafte Zerstörung über die Palästinenser zu bringen und das zu vernichten, was wir im Westjordanland noch besitzen.

Von Bassam Tawil via Gatestone Institute. Bassam Tawil lebt als Wissenschaftler und Journalist im Nahen Osten.