Trotz Boykottkampagnen: „Made in Israel“ boomt

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Palästinenser und Israelis arbeiten gemeinsam in der SodaStream Fabrik im Industriepark Mishor Adumim, 2. Februar 2014. Foto Nati Shohat / Flash90
Lesezeit: 4 Minuten

Ein neuer Bericht des israelischen Wirtschaftsministeriums zeigt: Ungeachtet einer weltweit agierenden anti-israelischen Bewegung, die Propaganda dafür macht, den jüdischen Staat durch „Boykotte, Desinvestitionen und Sanktionen“ (BDS) wirtschaftlich zu isolieren, ist das Label „Made in Israel“ unter den produzierenden Betrieben des Landes – und auch unter den Exporteuren – so beliebt wie nie zuvor.

Im vergangenen Jahr versahen 1.024 israelische Unternehmen von ihnen produzierte und ins Ausland verkaufte Produkte mit dem Hinweis „Made in Israel“ – das waren deutlich mehr als die 760 Firmen im Jahr zuvor. „Made in Israel“ bürgt offenbar für Qualität und Hochtechnologie.

Die BDS-Kampagnen seien überhaupt nur bei identifizierbaren Konsumprodukten effektiv, erklärt Ohad Cohen, der im Wirtschaftsministerium für den Aussenhandel zuständig ist. „Israel exportiert einige solcher Artikel, die meisten aber sind Halbfertigwaren wie Chemikalien und Maschinenteile, dazu kommen Technologien. Die meisten Kunden israelischer Unternehmen sind ihrerseits Unternehmen“ – und diese seien an der Qualität der eingekauften Ware oder Dienstleistung interessiert und hielten Politik aussen vor, so Cohen. Haben Israels kriegerische Konflikte Auswirkungen auf den Handel? „Der Handel leidet, wenn es gerade einen Krieg gibt, etwa während des Zweiten Libanonkriegs oder der Kriege in Gaza – aber schon wenige Monate später ist das Handelsvolumen wieder auf dem alten Niveau.“ Zwar könne es durchaus Unternehmen geben, die von Boykottaufrufen in der einen oder anderen Weise betroffen seien. „Doch das Gesamtbild ist, dass wir grossartige Produkte haben und Menschen überall auf der Welt sie gerne kaufen.“

Eine Firma, die schon lange im Visier von BDS-Gruppen ist, ist der weltweit bekannte Hersteller von Trinkwassersprudlern, SodaStream. Nachdem es bei einer Verbraucherzentrale im US-Bundesstaat Oregon Beschwerden über das Label „Made in Israel“ gegeben hatte, weil SodaStream auch in einem Standort östlich von Jerusalem, jenseits der Grünen Linie produziert, musste das Etikett in „Made in Westbank“ geändert werden. Doch schon bald wird wieder „Made in Israel“ auf den Trinkwassersprudlern stehen: SodaStream hat die Fabrik in Mishor Adumim geschlossen und wird – staatlich gefördert – eine neue Produktionsstätte im Süden des Landes eröffnen.

Schaden für die palästinensische Wirtschaft
Die BDS-Gruppen üben derweil grossen Druck auf Regierungen in aller Welt – auch in der EU – aus, Waren zu boykottieren, die aus Israel kommen, vor allem solche, die von israelischen Unternehmen jenseits der Grünen Linie produziert werden. Aber nützt das den Palästinensern? „Die Sanktionen laufen Gefahr, der viel kleineren und ärmeren palästinensischen Wirtschaft zu schaden“, sagt Kristin Lindow, Israel-Analystin der Ratingagentur Moody’s, in einem Interview mit der Zeitschrift „Forbes“. Das zeige auch das Beispiel SodaStream: Hunderte palästinensische Angestellte der Firma würden wohl durch den Umzug der Produktion ihren Job verlieren.

Dass die Boykottaufrufe der israelischen Wirtschaft ernsthaft schaden könnten, glaubt sie hingegen nicht: „Die Auswirkungen der BDS-Kampagne sind mehr psychologischer Natur“, so Lindow.

Tatsächlich zeigen Zahlen, die das Wirtschaftsministerium kurz vor den Feiern zu Israels Unabhängigkeitstag veröffentlicht hat, dass es der israelischen Exportwirtschaft besser geht denn je und auch die Zahl der Beschäftigten über die Jahrzehnte in atemberaubendem Tempo gewachsen ist. 1948 gab es in Israel lediglich 2.300 Industriebetriebe, die 65.000 Arbeiter beschäftigten. Heute sind es 124.000 produzierende Unternehmen mit 400.000 Beschäftigten.

270.000 Israelis – das sind zehn Prozent der Berufstätigen – sind heute im Hightech-Sektor beschäftigt, die meisten von ihnen als Fachkräfte im Dienstleistungssektor. 1948 exportierte Israel Waren im Wert von gerade einmal fünf Millionen US-Dollar; das Volumen der Ausfuhren heute: 47 Milliarden US-Dollar.

Auch diejenigen, die Israel immer wieder verbal attackieren, kaufen trotzdem gern israelische Produkte. Zwischen Israel und der Türkei etwa gibt es ein Freihandelsabkommen, der Handel floriert – 2014 war ein weiteres Rekordjahr.

Inon Elroy, stellvertretender Staatssekretär im Wirtschaftsministerium kommentiert: „Die israelische Industrie ist unter den Weltmarktführern zu finden, dank ihrer Kreativität, ihrem Unternehmergeist, ihrer Innovationen und ihrer Hochtechnologie. Wir konzentrieren uns darauf, eine Synthese zu finden aus Anstrengungen, die Lebenshaltungskosten zu senken, wettbewerbsfähig zu sein und dabei doch die Einzigartigkeit der israelischen Industrie zu bewahren. Wir werden die israelische Öffentlichkeit weiterhin daran erinnern, dass jeder Kauf eines israelischen Produkts dazu beiträgt, die israelische Industrie anzukurbeln – und mit ihr auch die Beschäftigungsmöglichkeiten.“

Zusammenfassung eines Originalbeitrags von David Shamah, der in der „Times of Israel“ erschienen ist. Übersetzung: Stefan Frank

2 Kommentare

  1. Was Audiatur betreibt, ist zu einem grossen Teil Propoganda. Lesen SIe doch das Buch des israelischen Ökonomen Shir Hever: „The Political Economy of Israel’s Occupation“ oder auch „Wir haben nur dieses Land“ von Kurt O. Wyss (ehemaliger bekannter Schweizer Diplomat). BDS ist eine gewaltlose Bewegung. Diese als Terrororganisation zu bezeichnen ist völlig daneben gegriffen. Es handelt sich um eine Bewegung der Zivilgesellschaft und man müsste endlich zur Kenntnis nehmen, dass BDS nur so lange fortdauert bis Israel das Völkerrecht einhält und die legitimen Rechte der PalästinenserInnen anerkennt. Leider gibt es auch Gewalt von Seiten extremer palästinensischer Kreise. Dass dieser Extremismus entstanden ist, hängt aber zu einem rechten Teil mit der rechts-gerichteten Politik der israelischen Regierungen zusammen…
    Zudem: Ausgezeichnet, dass es aufgeschlossene jüdische Kreise gibt, wie z.B. die jüdische Stimme für Demokratie und Gerechtigkeit…

  2. Gut, dass „Made in Israel“ boomt, bravo. Trotz den intensivierten Anstrengungen der BDS-Bewegung.

    BDS ist ganz klar eine Terrorvereinigung. Nicht virtueller Terror, sondern realer Terror gegen Israels Bevölkerung, gegen seine Industrie und gegen die akademische Welt. Terror mit anderen Mitteln. Bei BDS-Aktivitäten wurden israelische und jüdische Studenten und Akademiker nicht
    nur verleumdet und beleidigt, sondern auch tätlich angegriffen.

    Die BDS-Bewegug wird ausdrücklich vom JVJP.CH unterstützt. Diese pro-palästinensische Organisation und ihre bigotte Abteilung „Jom Ijun“ hat auch den verlogenen Goldstone-Bericht unterstützt und agiert offen an der Seite von palästinensischen Organisationen gegen den Jüdischen Staat Israel. Mit dabei, zumindest in den USA, ist auch der NIF, samt seinem
    AgitProp Arm „Shatil“.

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