Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki besorgt

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Kardinal Woelki. Foto StagiaireMGIMO. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons.
Lesezeit: 5 Minuten

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki zeigt sich besorgt über die Lage in Israel und Palästina.

So ein Bericht der KNA zu einem Interview des Kardinals bei dem katholischen Radiosender „Domradio“. Woelki, in Köln geboren von Eltern, die nach dem Weltkrieg aus Ostpreussen vertrieben worden sind, befindet sich auf Rundreise in „Israel und Palästina“.

Checkpoints
„Es ist auch erschreckend zu sehen, wie viele Checkpoints dort sind und wie Israel palästinensische Gebiete bei möglichen Unruhen absperren kann.“ Woelki scheint im Westjordanland nicht herumgereist zu sein. Denn dann hätte er bemerkt, dass es kaum noch Checkpoints gibt. Zwischen Ramallah und Nablus oder Bethlehem und Hebron sind alle Checkpoints geräumt worden, mit Ausnahme palästinensischer Checkpoints, die kontrollieren, ob sich israelische Juden mit ihren Autos in die palästinensisch verwaltete Gebiete verirrt haben. Die werden dann zurückgeschickt, um Anschläge auf sie zu verhindern. Zwischen Israel und den besetzten Gebieten gibt es tatsächlich die Checkpoints, weil Israel aus guten Gründen nach zahllosen Selbstmordattentaten und anderen Terroranschlägen bemüht ist, niemand unkontrolliert einzulassen. Woelki erwähnt natürlich nicht, dass es bis heute fast täglich Versuche von Palästinensern gibt, Waffen, Sprengstoff, Messer oder gar Rohrbomben nach Israel zu schmuggeln. Die potentiellen Attentäter werden an den Checkpoints gefasst und gestehen beim Verhör, Juden umbringen zu wollen. Kann es sein, dass ein deutscher Kardinal derartiges gut heisst?

Und wenn es, wie er behauptet, „Unruhen“ gibt, die leicht blutig ausgehen und gegen Israel gerichtet sind, ist es den Israelis wirklich zu verdenken, wenn sie diese Gebiete absperren? In Köln jedenfalls sperrt du Polizei doch auch Strassen und Gebiete, wenn da gewaltsame Demonstrationen oder gar Unruhen erwartet werden. Ist es wirklich so verwerflich, Unruhegebiete absperren zu können, wie Woelki das in seinem kurzen Interview kritisiert?

„Eingemauertes Palästina“
„Es ist schon bedrückend zu sehen, dass Palästina eingemauert ist“, sagte er dem Domradio. Jeder Besucher Israels seit dem Jahr 2003 trifft auf dem Weg von Jerusalem nach Bethlehem auf die 8 Meter hohe graue Betonmauer und ist erschüttert. Doch „eingemauert“ ist „Palästina“ keinesfalls. Schon ein paar hundert Meter nach links oder rechts vom Kontrollpunkt 300 auf dem Weg nach Bethlehem endet die Mauer mitten in der Landschaft. Im Süden und Osten Bethlehems gibt es gar keine Mauer. „Eingemauert“ bedeutet jedoch, dass eine Mauer rundum steht. Tatsächlich besteht der von Israel erst seit 2003 errichtete Sperrwall bestenfalls zu 5% aus Mauern. Der Rest sind elektronisch überwachte Zäune und Patrouillenstrassen.

Wo liegt Palästina?
Das gilt umso mehr für „Palästina“, wobei man den Kardinal fragen müsste, was er denn damit meint. „Palästina“ war einst der Name des gesamten Mandatsgebiets der Briten, inklusive des heutigen Königreichs Jordanien. Nachdem die Briten das dem Emir von Mekka überreicht hatten, blieb nur noch das Gebiet des heutigen Staates Israel, des Westjordanlandes und des Gazastreifens als „Palästina“. Für die Palästinenser gehört auch das Territorium des Staates Israel zu Palästina. Eigentlich dürften nur die von den Palästinensern seit 1994 selbstverwalteten Gebiete im Westjordanland und des Gazastreifens als „Palästina“ bezeichnet werden. Denn die übrigen Gebiete im Westjordanland stehen weiterhin unter israelischer Kontrolle, ohne dass deren Souveränität geklärt wäre. Sie werden von den Palästinensern „beansprucht“, doch gehören sie ihnen nicht.

Propagandistische Desinformation
Nachdem Woelki die deutsche Bevölkerung aufgerufen hat, sich über das Heilige Land und die politische Lage zu informieren, greift er selber zu unlauteren Methoden der propagandistischen Desinformation. Er sei bestürzt, „wie sich Israel des Landes, das den Palästinensern zusteht, bemächtigt und dort durch Siedlungsbau eingreift“, sagte Woelki.

Was meint er mit „zusteht“ und was mit „bemächtigt“? Den Palästinensern steht nur jenes Land zu, das ihnen infolge von Verhandlungen zur Verwaltung von Israel überstellt worden, denn weder die Osmanen als letzte Souveräne, noch die Briten als Mandatsmacht, noch die Jordanier als Besatzungsmacht zwischen 1949 und 1967 haben da ein Wort mitzureden. Die Palästinenser haben sich als Volk erst 1968 konstituiert und stellen seitdem Ansprüche auf das Land, manchmal gar auch auf das Land, in dem Israel 1948 errichtet worden ist. Kann man da wirklich behaupten, dass ihnen dieses Land zustehe? Oder mal anders gefragt: Steht ihm, dem Sohn von Vertrieben aus Ostpreussen, nicht auch jenes Land zu? Es sei hier noch angemerkt, dass die israelischen Siedlungen im Falle eines Friedensabkommens auch wieder geräumt werden können, wie 1982 mit der Räumung aller Siedlungen im Sinai bewiesen und 2005 mit dem Abzug aller Siedler und Militärs aus sämtlichen Siedlungen im Gazastreifen und im Norden des Westjordanlandes. „Ermächtigt“ ist da wohl eher ein relativer Begriff.

Schwindender Bevölkerungsanteil, der sich stetig vermehrt
Woelki fordert dann auch noch „Solidarität mit den Christen in Israel“, der einzigen christlichen Minderheit im ganze Nahen Osten, die in Frieden und Religionsfreiheit mit allen demokratischen und anderen Bürgerrechten ein Leben ohne Bedrohung geniessen kann. Um seine „Sorge“ zu bekräftigen, verwendet er einen üblen statistischen Trick, ohne ihn zu erklären: „Wir hatten hier 1948 noch zehn Prozent Christen, als der Staat Israel gegründet wurde. Gegenwärtig geht die die Zahl der Christen gegen ein bis zwei Prozent.“ Er sagt freilich nicht, dass sich die Zahl der Christen im Staat Israel seit 1948 stetig vergrössert hat. Der Anteil der Christen an der Gesamtbevölkerung ist gesunken, weil Hunderttausende Juden seitdem eingewandert sind, darunter Holocaustüberlebende aus Europa und rund 800.000 vertriebene Juden aus den arabischen Ländern. Hinzu kommt, dass vor allem die Moslems unter den Arabern in Israel eine wesentlich höhere Geburtenrate haben, als die Christen. Dank ihrer sehr hohen Bildung leisten sie sich eine ähnlich niedrige Geburtenrate, wie die Juden Israels. Würde der Kölner Kardinal ernsthaft das gleiche Zahlenspiel auch auf Deutschland anwenden und behaupten, dass der Anteil der Türken (Gastarbeiter und Migranten mit türkischem Hintergrund, also Moslems) 1990 auf einen Schlag gesunken ist, ohne dass auch nur ein einziger Türke Deutschland verlassen hätte? Mit der Wiedervereinigung gab es nämlich plötzlich 20 Millionen mehr Deutsche im gleichen Land, wodurch der Anteil der Türken spürbar gesunken ist.

Über Ulrich W. Sahm

Ulrich W. Sahm, Sohn eines deutschen Diplomaten, belegte nach erfolgtem Hochschulabschluss in ev. Theologie, Judaistik und Linguistik in Deutschland noch ein Studium der Hebräischen Literatur an der Hebräischen Universität in Jerusalem. Seit 1975 ist Ulrich Sahm Nahost-Korrespondent für verschiedene deutschsprachige Medien und berichtet direkt aus Jerusalem.

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10 Kommentare

  1. kardinal Woelki ist eine Katastrophe für Katolischekirsche,der laßt Kirschenglocken loeuten für
    tote Flüchtlinge in Mitelmeer was ist kristlich aber erwent nicht was momentan mit Christen und
    Christlichenminderheiten geschiet für die loeuten Glocken in Köln nicht oder meint der lieber Kardinal das zuwenige Christen letzten Jahren in der Länder aus dem Flüchtlinge kommen umgebracht worden sind?

  2. Nein, ich habe noch nicht alles gesagt. Für Herrn Dr. Rainer Maria Woelki bin ich nur ein Angehöriger des Volkes, das angeblich Jeschua Ben Pantera ermordet hat. Für mich ist Herr Dr. Rainer Maria Woelki ein Nachfahre derer, die im Mittelalter mit Pogromen gegen Juden gewütet und sich an ihnen bereichert haben. Für mich vertritt er diejenigen, die im Kölner Dom die notorische Judensau seit dem Mittelalter zur Schau stellen und uns Juden wissentlich und willentlich damit beleidigen und verleumden.

    Die propalästinensische Dummschwätzerei dieses sonst durchaus gebildeten Mannes ist unverhüllter Judenhass und Hass auf den Jüdischen Staat Israel. Seine Verleumdungen und Lügen über den Jüdischen Staat Israel sind unentschuldbar.

    Pfui, Kardinal Rainer Maria Woelki.

  3. Ich denke nicht alle katholischen "Führer" sollten in einen Topf geworfen werden. Immerhin hat sich Papst Franziskus gestern besorgt über antisemitische Tendenzen in Europa und Ausschreitungen von Hass und Gewalt geäussert. Jeder Christ müsse mit Entschiedenheit jede Form von Antisemitismus beklagen und dem jüdischen Volk seine Solidarität zeigen. http://www.kath.ch/newsd/papst-verurteilt-antisem

    Was Woelki angeht, wurde alles gesagt…

  4. Herr Woelki ist umwölkt von den grauen Wolken antisemitischer Vorurteile.

    Die Blinden werden sehend, die sich für sehend halten werden blind. So what?

    Es gibt nicht nur die Woelkis, es gibt auch die Sahms.

    Wir brauchen ja nicht auf die Blindenführer zu hören, also müssen wir auch keine

    Kraft auf sie verschwenden. Dann fällt das Unwesentliche wie von selbst vom Tisch.

    Je mehr Beachtung das Unwesentliche bekommt, desto mehr gedeiht es.

    Wir brauchen uns nur um das Wesentliche kümmern. Israels innere Werte müssen so überzeuend expandieren, dass der Mund der Kritiker von selber schweigt. Das ist die Stärke Israels. Das beste Mittel gegen Antisemitismus ist dont worry, be jewish, nicht angepasst.

    Der Hass trifft nur die Hasser selbst. Israel hingegen findet seine Identität. Der Schmetterling verlässt die unscheinbare Hülle und fliegt über die Wolken des Herrn Woelki. Und hinter den Wolken scheint ihm die Sonne. Die Hoffnung stirbt nicht an einem Woelkchen. Sie stirbt nur wenn sie sich selber aufgibt.

  5. Luther und diesen Kardinal verbindet die antijüdische resp. heute antiisraelische Haltung! Beide kommen aus einem Land, das im letzten Jahrhundert alle Lügenregister gegen die Juden gezogen hat! – Und einige scheinen nichts dazugelernt zu haben….

  6. Ich finde es immer wieder erheiternd, traurig, erschütternd, empörend oder schlicht lächerlich und unerklärlich, wenn Kirchenleute, die von der Lage im Lande erkennbar keine Ahnung haben, sich bemüßigt fühlen, die Situation zu kommentieren oder gar – wie 2006 die EKD – zwischen Israelis und Palästinensern zu "vermitteln". Hat irgendjemand die gerufen? Oder will die Kirche Israel immer noch vorschreiben, wie es sich zu verstehen und zu verhalten hat? Reichen 800 Jahre Antisemitismus nicht? (Bevor jetzt jemand schreit: "2000 Jahre Antisemitismus", müssten wir uns über dessen Geschichte und das IV. Laterankonzil unterhalten.)

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