Gadi Eizenkot: Neuer Generalstabschef der IDF

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Generalmajor Gadi Eizenkot, 54, wird im Frühjahr 2015 neuer Generalstabschef der IDF. Ministerpräsident Benjamin Netanyahu bestätigte seine Ernennung, die auf Empfehlung  von Verteidigungsminister Moshe Ya’alon und Ex-Generälen der IDF erfolgte.

Eizenkot wurde in Israel geboren und trat 1978 in die IDF ein. Er trat der Golani-Brigade bei und diente dort in verschiedenen Positionen. Er war Offizier im Libanonkrieg 1982 und wurde kurz danach zum Kommandanten des Golani Bataillons 13 ernannt. Mitte der 1990er Jahre befehligte er eine Infanterie Reservistenbrigade und eine Regionalbrigade und kehrte 1997 zu Golani zurück.

1999 wurde Eizenkot zum Militärsekretär des damaligen Ministerpräsidenten und Verteidigungsminister Ehud Barak ernannt. Seither unterstanden die 366. Division und die Westjordanland Division seinem Kommando. Im Juni 2005 wurde er zum Chef des Einsatzstabs (Operations Directorate) befördert. Nach heftiger Kritik am Führungsstil von Generalmajor Udi Adam im Libanonkrieg 2006 wurde Eizenkot gebeten, ihn als Kommandierenden General (KG) des Nördlichen Kommandos zu ersetzen. Nach einem Kurzurlaub wurde Eizenkot zum Stellvertretenden Generalstabschef ernannt, die wichtigste Position nach Generalleutnant Benny Gantz.

Als er vom damaligen Generalstabschef Moshe Ya’alon zum Stabschef der  Westjordanlanddivision ernannt wurde, eine wichtige Position zur Zeit der Zweiten Intifada, zählte Eizenkot mit zu den führenden Verfechtern der „Rasenmäher“-Methode, um palästinensischen Terrorismus im Westjordanland zu bekämpfen. Das unterband Selbstmordanschläge und ergab eine fast völlige Ruhe zu Ende des Aufruhrs in 2005; und nach dem Zweiten Libanonkrieg sollte er das Nördliche Kommando wiederherstellen – was er auch erfolgreich umsetzte.

Eizenkot diente während des Zweiten Libanonkriegs als Chef des IDF-Einsatzstabs. Er gehörte zu den Wenigen, die eine Einberufung der Reservisteneinheiten zu Beginn des Kriegs forderten – allerdings ohne Erfolg. Trotzdem blieb er seinem Kommandanten gegenüber loyal und behielt sich Kritik zur Diskussion für die Lamettahengste innerhalb des Generalstabs vor. Auch unterstützte er die Zerstörung von Dahiya, einem Vorort von Beirut und forderte den Angriff auf die libanesische Infrastruktur als Abschreckung. In der Tat gehörte er zu den führenden Architekten der „Dahiya-Doktrin“, eine Militärstrategie, die einen massiven Luftangriff auf alle feindliche Posten im Libanon befürwortet, um dadurch den Raketenbeschuss auf die israelische Heimatfront zu stoppen.

Nichtsdestotrotz betonte Eizenkot die Wichtigkeit von „begrenzten militärischen Zielen“ und drängte das IDF-Kommando, keine risikoreichen Operationen zu lancieren, welche die Truppen gefährden würden. Er forcierte während der Operation „Fels in der Brandung“ ‚begrenzte Ziele’ und lehnte den Plan ab, die Operation zu einer Grossinvasion auszudehnen, um die Hamas zu stürzen.

Aller Wahrscheinlichkeit wird die relative Ruhe, von der die IDF in den letzten Jahren profitieren konnte, nicht mehr lange anhalten. Daher muss Eizenkot Nutzen aus der von ihm genossenen Unterstützung und der Legitimität ziehen, um rasch die notwendigen Reformen der IDF-Struktur durchzuführen. Diese Reformen sollen die IDF darauf vorbreiten, ihre gegenwärtigen Herausforderungen besser zu bewältigen; die Bekämpfung verschiedener nicht-staatliche Entitäten und  gleichzeitig die Weiterentwicklung ihrer Spitzenkapazitäten für das weniger wahrscheinliche Szenario eines zwischenstaatlichen Konflikts.

Einige hegen Zweifel an Eizenkots Fähigkeit, die IDF derart zu reformieren. Sie heben seine Rolle in der Planung des Zweiten Libanonkrieges und der Operation „Fels in der Brandung“ hervor und machen auf einige Fehler aufmerksam, die sich in beiden Einsätzen wiederholten. Kritiker verwEizen darauf, dass die IDF es Feuer aus Distanz aggressiven Bodenmanövern vorzieht. In beiden Konflikten wurden die Bodenphase verschoben, nur um dann die Operationen derart einfallslos durchzuführen, sodass die Kämpfe unnötig hinausgezögert wurden.

Von Eizenkot wird erwartet, dass er ein offensives und kreatives Militär gestaltet. Diese Änderung soll kurze und entscheidende Operationen ermöglichen, die eine langfristige Abschreckung in den künftigen Konflikten mit der Hisbollah, der Hamas oder anderen möglichen Feinden wie dem Islamischen Staat und Jahbat al-Nusra ermöglichen soll. Um das zu erreichen, muss Eizenkot die Leistung der IDF-Bodentruppen steigern, sodass sie rasche und entscheidende Manöver in dicht besiedelten Bevölkerungszentren ausführen können, inmitten von Sprengfallen, Scharfschützen und hochentwickelten Panzerabwehrraketen.

Zeitgleich muss Eizenkot die IDF auf einen möglichen Volksaufstand an der palästinensischen Front vorbereiten, so wie weiter in den langfristigen strategischen Arm der IDF investieren, um den Iran abzuschrecken und ihn möglicherweise anzugreifen.

Ferner steht Eizenkot  vor einem anhaltenden Kampf gegen Budgetkürzungen, was ihn  dazu zwingen könnte, mit begrenzten Ressourcen mehr zu leisten.

Doch Eizenkot hat Glück, ein ausgezeichnetes Team an seiner Seite zu haben, ein junger und kreativer Generalstab. Hoffentlich wird Eizenkots Führungsstil Vertrauen und Zusammenarbeit unter den Generälen erzeugen, und zu einer offenen Debatte und Meinungsverschiedenheit neben gemeinsamer Verpflichtung anregen.

Originalversion: Gadi Eizenknot’s Challenges and Opportunities by Dr. Eitan Shamir © The Begin Sadat Center for Strategic Studies, BESA Center Perspectives Paper No. 278, December 8, 2014