Bekanntermassen ist „Israelkritik“ einer der beliebtesten Volkssporte in der westlichen Welt, denn an ihr partizipiert vom einfachen Arbeiter in der Feierabendkneipe über selbsternannte „Nahostexperten“ und Journalisten bis hin zu hochrangigen Politikern und dem, was gemeinhin „geistige Elite“ genannt wird. Ginge es nach diesem Heer von Hobby- und echten Politikberatern wäre der Nahostkonflikt längst gelöst und Frieden in der Welt eingekehrt; das zumindest meinen sie zu wissen. Und so stehen sie Israel – selbstredend – wie ein manchmal gütiger, manchmal strenger Lehrer zur Seite, der das ungezogene Schulkind mit viel Geduld immer wieder zur Ordnung ruft; nie um einen guten Ratschlag verlegen, wie sich der jüdische Staat denn am elegantesten der arabischen Übermacht in der Region auszuliefern hätte.
Aber all diese Wohlmeinenden sind erstaunlich still, wenn es um die Barbarei des „Islamischen Staates“ geht, der vor allem in Irak und Syrien wütet, doch längst auch überall in der Region sein hässliches Antlitz zu zeigen beginnt. Jene, die Israels militärische Reaktion gegen den pausenlosen Beschuss aus Gaza am Lautesten als „unverhältnismässig“ und „barbarisch“ verurteilten, finden offenbar keine passenden Worte zur jihadistischen Raserei und der grausamen Ermordung und Vertreibung von Christen, Kurden und Jesiden.
Natürlich war es US-Präsident – einst ein Synonym für „Anführer der freien Welt“ – Barack Obama, der die westliche Hilflosigkeit und Apathie gegenüber islamistischen Mordbrennern ungewollt am deutlichsten formulierte: Man habe „noch keine Strategie“ gegen den Islamischen Staat.
Ausgerechnet der alte Marx hat vor langer Zeit alles gesagt, was es zum Islamischen Staat zu sagen gibt: „Hier handelt es sich nicht mehr um ein Problem, das es zu lösen gilt, hier handelt es sich einfach um einen Feind, der geschlagen werden muss.“
Im Westen aber empört man sich stattdessen lieber wieder über neue Bauprojekte im Westjordanland.
Auch gute Nachrichten bezüglich Israel-Rezeption sollen nicht unerwähnt bleiben: In der gemäss deutschem Verfassungsschutz linksextremem Monatszeitschrift "konkret" (September-Ausgabe) sind faktenreiche israelfreundliche Beiträge zu vernehmen. Eine Kostprobe: "Selbstopfer, um die Juden zu vernichten – Märtyrertum und Pogrom beziehungsweise Genozid -, das sind die Elemente, die das Handeln der Hamas kennzeichnen". Lesenswert.
Zu neue "Bauprojekte" siehe auch hier:
„Zu Israels Entscheidung, 400 Hektar Westjordanland als Staatsland zu deklarieren“
„Beim Betrachten dieser Entscheidung der israelischen Zivilverwaltung in einem weiteren, diplomatischen Kontext sollte man sich erinnern, dass das Oslo II Interimsabkommen (unterzeichnet von Yitzhak Rabin und Yasser Arafat im Weissen Haus 1995 und bezeugt von der EU) das Westjordanland in drei Bereiche unterteilte: Gebiet A, wo die Palaestinenser volle Kontrolle ausueben, Gebiet B, wo Israelis und Palaestinenser sich die Sicherheitskontrolle teilen, die Palaestinenser aber volle zivile Gewalt ausueben, und Gebiet C, wo Israel sowohl militaerisch wie auch zivil volle Kontrolle besitzt. Israels Verantwortung im Gebiet C schliesst die Erstellung von Flaechennutzungsplaenen mit ein. Das Gebiet, das Israel nun zu Staatsland erklaert, liegt im Bereich C“.
Quelle: http://beer7.wordpress.com/2014/09/02/zum-juengst…
Der vielbescholtene Marx hatte in manchem viel mehr Weitsicht als die westlichen Politiker. Nicht das erste Mal, dass ich dies erkennen musste. Leider.
lg
caruso
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