Syrien als Magnet für Dschihadreisende

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Foto Menendj
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Der syrische Bürgerkrieg gilt derzeit als das attraktivste Kampfgebiet für Dschihadisten aus Europa und der arabischen Welt. Die Zahl der ausländischen Kämpfer nimmt seit Beginn des Konflikts 2011 stetig zu. Die Motivation für eine solche Dschihadreise und die Bedeutung für die Heimatländer nach ihrer Rückkehr lesen sich in verschiedenen nachrichtendienstlichen Berichten ähnlich.

Laut Lagebericht 2013 des Nachrichtendienstes des Bundes NDB haben sich mittlerweile rund 40 Personen aus der Schweiz in verschiedene Konfliktregionen begeben, 15 davon in Richtung Syrien. Sind für den NBD fast alle diese Fälle nach nachrichtendienstlichen Kriterien unbestätigt, kennt der niederländische Nachrichtendienst AIVD faktisch 100 niederländische Muslime, die sich nach Syrien begeben haben.

Das britische International Centre for the Study of Radicalisation ICSR schätzt die Zahl der ausländischen Kämpfer in Syrien auf 11’000 aus 74 Ländern, Westeuropäer machen 18% der ausländischen Kämpfer in Syrien aus. Das israelische Institut ITIC geht von einer geringeren Anzahl Kämpfer aus dem Ausland aus, zwischen 7‘000 – 8‘000.

Die Dschihadisten aus dem Ausland, die sich den kämpfenden Gruppen in Syrien anschliessen, sind jung und verfügen weder über militärische Ausbildung noch Erfahrung (eine Ausnahme bilden dabei Tschetschenen). Die meisten der Kämpfer aus der arabischen Welt – wie auch die Muslime aus den Niederlanden – schlossen sich der Al-Nusra Front und dem Islamischen Staat Irak und Grossysrien (arab. al-Sham) ISIS an. Nur eine Minderheit der ausländischen Kämpfer kämpft an der Seite der Freien Syrischen Armee FSA oder anderen Rebellenorganisationen.

Laut ITIC ist ihre Motivation ideologisch oder religiös-konfessionell begründet, das heisst, sie wollen am Dschihad teilnehmen und/oder gegen Schiiten kämpfen. Aber auch der Wunsch, ihren sozio-ökonomischen Stand aufzuwerten oder ihre Feindseligkeit gegenüber dem Assad-Regime, die Suche nach Abenteuer und die Identifizierung mit dem Leid der syrischen Bevölkerung sind Gründe ihrer Motivation. Nur wenige von ihnen kommen aus Grossstädten.

Neben Dschihadisten schliessen sich aber auch Kurden, Christen, Söldner und Nationalisten aus unterschiedlichen Gründen einer der zahlreichen kämpfenden Gruppen in Syrien an, heisst es im NDB Bericht.

Gemäss ITIC stammt der Grossteil dieser Dschihadreisenden aus Tunesien, Libyen, Ägypten, Saudi Arabien und Jordanien. Anfänglich haben diese Länder die Ausreise ihrer Bürger nach Syrien noch unterstützt, sahen sie darin doch eine Kampagne, das Assad-Regime zu stürzen und den Iran und den schiitischen Islam zu konfrontieren. Erst im Lauf des letzten Jahres, als die Gefahren von Terrorismus und Subversion durch Heimkehrer offensichtlich wurde, ergriffen einige der arabischen Regime präventive Massnahmen. Saudi Arabien beispielsweise griff auf legislative Massnahmen zurück und hinderte Kämpfer an der Ausreise; Rückkehrer standen unter Beobachtung.

Der NDB verweist auf die fehlende gesetzliche Grundlage in der Schweiz, solche Personen an der Ausreise aus der Schweiz zu hindern; bei einer Rückkehr könnten sie rechtlich nur dann belangt werden, wenn ein konkreter Verdacht auf strafbare Handlungen vorliegt, für die ein schweizerischer Gerichtsstand besteht, also zum Beispiel Kriegsverbrechen oder Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

Die Heimkehrer

„Kehren Dschihadreisende ideologisch indoktriniert und kampferprobt zurück, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass sie hier zum Beispiel Anschläge verüben oder als Vorbild für die Anwerbung weiterer Dschihadisten dienen“, weiss der NDB.  Das ITIC ist da etwas schärfer in seiner Einschätzung und nennt diese Heimkehrer eine „tickende Zeitbombe für ihre Heimatländer“, besonders für Saudi Arabien, Ägypten, Jordanien, Libyen, Irak und die Golfstaaten. Mit Kampf- und operationeller Erfahrung, verinnerlichter Ideologie des Dschihad und radikalem Islam, einem Kontaktnetzwerk mit salafistisch-dschihadistischen Organisationen und Akteuren aus der arabisch-muslimischen Welt, sollen sie sich in ihren Heimatländern einen örtlichen Netzwerk anschliessen oder ein neues für Terrorismus und Subversion aufbauen.

Auch in der Schweiz gibt es analog zu anderen europäischen Staaten dschihadistische, im Ausland angegliederte und international agierende Akteure und Netzwerke. Der NDB betont besonders die zunehmende Radikalisierung von Einzelpersonen, bei der das Internet eine zentrale Rolle spielt; die Zunahme der dschihadistischen Propaganda im Internet ist ein auffälliges Phänomen der letzten Jahre, insbesondere in sozialen Netzwerken wie Facebook und Youtube.

1 Kommentar

  1. Dann kommen die „Syrienkämpfer“ zurück als ausgebildete Terroristen mit Erfahrungen im Morden, Verletzen und Vergewaltigen. In Europa werden sie sich dann für die Verbreitung vom Islam mit anderen Mitteln einsetzen.
    Syrien ist aber nicht nur Magnet für die „Kämpfer“, nein, sondern auch für Meitschi, die sich den tapferen Kämpfern anbieten, um sich so den Weg ins Paradies auf Erden zu erstrampeln.
    Und da habe ich einen Vorschlag für die holde Weiblichkeit der jüdischen Lobby für die palästinensische Sache. Sie mögen sich doch den islamischen Kämpfern anbieten, völlig altruistisch im Sinne der humanistischen Hilfe für die palästinensischen Araber. Wer weiss, vielleicht gibt’s von Fall zu Fall sogar den gewissen Bonus.

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