Zwei Völker, ein Land?

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Kfar Shmaryahu in den 1930er-Jahren. Foto JewishGen
Kfar Shmaryahu in den 1930er-Jahren. Foto JewishGen
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Ari Shavits neues Buch „My Promised Land“ wirbt für die Idee, dass dem Kern des arabisch-israelischen Konflikt eine grosse Illusion zugrunde liegt: Die Zionisten glaubten, dass die Juden ein Volk ohne Land und Palästina ein Land ohne Volk waren. Doch Palästina war nicht unbewohnt und das bedeutete, folgt man dieser These, dass der Zionismus die Vertreibung oder Tötung dieser Menschen erforderte, um Platz für die neuen Siedler zu schaffen.

Zuerst zögerte ich mit meiner Kritik an dieser These, da sie auf meiner persönlichen Erfahrung basiert. Doch dann sah ich, dass überzeugende statistische Unterlagen meine Beobachtungen unterstützen.

Zuerst eine Kurzdarstellung davon, was ich sah und erlebte, danach statistische Indizien.

Ich wurde 1929 in eine jüdische Familie geboren. Als der Nationalsozialismus stärker wurde, floh meine Familie 1935 nach Palästina, wo wir uns vier anderen Familien mit einem vergleichbaren Hintergrund anschlossen, um eine neue Siedlung zu gründen. Wir nannten sie Kfar Shmaryahu. Wir belegten 600 Dunams (ca. 60.7 Hektar), räumten die Steine weg, gruben einen Brunnen und ebneten eine Strasse. Danach bauten wir einige schlichte Häuser und begannen das Land zu bewirtschaften. Das alles geschah auf leerstehendem und brachliegendem Land in der Nähe eines arabischen Dorfes namens Sidna Ali.

Die Beziehungen zwischen Kfar Smaryahu und Sidna Ali variierten über die Jahre; mal angenehm, mal angespannt. Soweit ich mich erinnere, wurde allerdings nicht aufeinander geschossen und niemand wurde von seinem Land oder aus seinem Heim vertrieben. Die Bewohner von Sidna Ali gingen 1948. Uns wurde gesagt, sie hätten auf irgendeine Art Schlüssel für unsere Häuser erworben und untereinander abgemacht, wer welches Haus erhalten solle, nachdem das schwache und neugeborene Israel von den sieben arabischen Armeen besiegt worden war.

Beweise für diese Erzählung habe ich nie gesehen. Doch aus erster Hand weiss ich, dass die Bevölkerung von Sidna Ali nicht durch israelische Streitkräfte vertrieben wurde.

Ich zögerte, Schlussfolgerungen aus dieser Erfahrung zu ziehen, da sie persönlich und lokal begrenzt ist. Doch ich sah, dass Indizien darauf hinweisen, dass es in Palästina genügend Land sowohl für Juden als auch Araber gab. Hier einige Angaben: Ende 1946, vor der UN-Deklaration, die zur Gründung von Israel führte, lebten 1‘267‘037 Araber und 543‘000 Juden in Palästina. Ende 2012 lebten 1‘647‘200 Araber (und fast sechs Millionen Juden) in Israel. Seit 1946 haben folglich viele weitere Juden und Araber eine Heimat in Israel gefunden.

Bei Shavit liest es sich so, als wäre Palästina ein kleines, bereits bewohntes Haus gewesen, als hätte es kein freies Zimmer im Gasthof gegeben. Tatsächlich aber gibt es noch heute, riesige unbewohnte Gebiete in Israel.

Einige davon liegen im Negev, der über ein unwirtliches Klima verfügt, wie man sagen könnte. Ähnlich wie jenes in Nevada oder Arizona in den Vereinigten Staaten.

Und es gibt noch viele andere unterbevölkerte Gebiete, zum Beispiel entlang dem Jordantal.

Es stimmt, dass bestimmte Grundstücke aus einer Vielzahl von Gründen umkämpft waren. Jeder aber, der behauptet, dass Palästina voll belegt war und deshalb keine Juden aufnehmen konnte, die aus dem Nazi-besetzten Europa, vor den Pogromen in Russland oder den Spannungen in arabischen Ländern flohen, ignoriert grundsätzliche Fakten.

Shavit behauptet, dass die Juden, die aus Nazi-Deutschland geflohen sind und während alle anderen Türen verschlossen blieben, aus Verzweiflung einen Platz zum Leben zu finden, die Realität dessen, was sie erblickten, verdrängten – die arabischen Einheimischen. Meine Beobachtung ist viel unkomplizierter.

1936 fanden meine Eltern und andere einen grossen Teile des Landes brach und unbewohnt vor. Sie sahen keinen Grund, warum sie dieses Land nicht mit den Arabern teilen konnten und hofften, dass Juden und Araber in Frieden miteinander leben konnten.

Wenn sowohl Juden als auch Araber den Alleinanspruch auf das Land und das Argument aufgeben können, dass das eine oder das andere Volk aufgrund eines offensichtlichen historischen Missverständnisses oder einer psychologischen Verzerrung vor Ort ist – sie werden erkennen, dass es genügend Platz für beide Völker gibt, um nebeneinander und miteinander zu leben. In Frieden.

Zusammenfassung der Originalversion: Two people, one land? by Amitai Etzioni © JPost, March 23, 2014.

5 Kommentare

  1. Auch die Familie des Hitler Verbündeten Grosmuftis soll Land an Juden verkauft haben-wahrscheinlich dachten sie das sie die Grundstücke eh wieder bekommen…

  2. Zu den propagandistischen Nachbetern gehören ganz besonders diese NGOs: RHR, JewsForPeace, NIF, "Breaking The Silence" und, last but not least: die angeblich jüdische, pro-palästinensische JVJP.CH, als Vorreiterin für die Dämonisierung und Diffamierung von Israel und Judentum und Unterstützerin des BDS. Wobei die JVJP.CH zur JLG Or Chadasch und der ICZ zugehörig ist.

  3. Etzioni hat noch ein weiteres, ganz wichtiges Detail unerwähnt gelassen: von zionistischer Seite wurden sehr viel Land für teures Geld aufgekauft, das nicht selten in einem sehr vernachlässigten Zustand war! Bei dieser Diskussion wird zudem immer wieder vergessen, dass durch all die Jahrhunderte hindurch immer jüdisches Leben in diesem Raum existierte (Jerusalem, Zfat, Tiberas etc.). Die Behauptung von palästinensischer Seite und ihren propagandistischen Nachbetern, dass seit Jahrhunderten keine Juden hier lebten, stimmt nicht! Leider ist es so, dass die palästinensische Propaganda-Maschinerie eine Unwahrheit nach der anderen auftischt, und – siehe da! – im Laufe der Zeit glauben sie dann selber daran, dass dies so sein muss! Ist dies nicht ein generelles "arabisches" Phänomen?

  4. In dieser Region gibt es doch drei Völker in zwei Staaten? Auch die Jordanier, oder die jordanischen Beduinen? Inzwischen hat Jordanien eine palästinensische Mehrheit, weshalb ist Jordanien nicht das künftige Palästina? Dies bei allem Respekt vor dem Jordanischem Königshaus und vor SE, Prinz Hassan?

    Auch der Libanon gehörte zum ehemaligen römischen Palästina, warum ist der Libanon nicht künftiges Palästina?

    Natürlich kenne ich die Antwort. Die Palästinenser wollen kein Israel und keine Juden auf angeblich heiliger islamischer Erde. Das ist echter Islamofaschismus.

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