Anpfiff: Akte Grüninger und die Schweizer Flüchtlingspolitik

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Der Film die „Akte Grüninger“ hat vor und nach der Première einigen Staub aufgewirbelt. Erschreckend vor allem, dass die Revisionisten glaubten, sich wieder melden zu müssen. Von „unbelegten Zahlen“ der Abgewiesenen und kriminellen jüdischen Flüchtlingen war die Rede. Und vor der heute kaum nachfühlbaren, schwierigen und gefährlichen Lage der Schweiz gegenüber Nazideutschland. (Auch die Weltwoche meinte, mit Beiträgen unbedingt einen Kontrapunkt setzen zu müssen.) Letzteres können wir nicht endgültig beurteilen. Aber 1945 fand die Bedrohung ein Ende und Paul Grüninger wurde erst 50 Jahre später, nämlich 1995 posthum rehabilitiert. Haben wir erst 1995 gemerkt, was es heisst, ein Flüchtling zu sein und wie viel Zivilcourage es damals brauchte, Flüchtlinge zu retten? Uns wurde doch bereits 1956 beim Ungarnaufstand bewusst, was ein Flüchtlingsschicksal bedeutet und wir nahmen die Flüchtlinge auf, 1968 die Flüchtlinge nachdem der Prager Frühling zu einem brutalen Ende kam, und die Tibetflüchtlinge (hat die Migros ihre Tonnen von verkauften Teppiche aus dem von China besetzten Gebiet Tibet auch so bezeichnet?) und die Flüchtlinge aus Sri Lanka…

Die Schweiz hat mit lobender Intensität alle aufgenommen und ist für sie grosszügig aufgekommen.

Weshalb ist dann Paul Grüninger nicht schon früher rehabilitiert worden? Vielleicht weil es nur jüdische Flüchtlinge waren, die er gerettet hatte? Und der Antisemitismus eben doch in der Schweiz während des 2. Weltkriegs eine wichtigere Rolle spielte als man gerne zugeben möchte und deshalb nachhaltiger war- bis 1995? Oder gar bis heute, wo ein virulenter Antisemitismus unter dem Deckmantel des Antizionismus in verschiedenen Kreisen in der Schweiz grassiert?

1 Kommentar

  1. Dass es mehr als 50 Jahre brauchte, um Paul Grüninger endlich zu rehabilitieren, ist für die Schweiz schon eine peinliche Sache! Dass nun im Gefolge auch noch revisionistisches Gedankengut in Sachen persönlicher Verleumdung von Paul Grüninger auftaucht, ist schon fast kriminell. Dass dabei auch noch ein Israeli versucht, sich in den Mittelpunkt mit obskuren Behauptungen zu bringen, ist schon krankhaft!

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