Meinungsfreiheit und Antisemitismus

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„Judenfeindlichkeit bleibt in der geistigen Elite Deutschlands strikt geächtet. Pamphlete der himmeltraurigen Art, wie sie in der Presse Ungarns aufgetaucht sind, werden in den Medien des deutschen Mainstreams nicht publiziert.“ Das schrieb Ulrich Schmidt in der NZZ. Doch immer wieder findet man im deutschen „Mainstream“ seltsame Dinge, die dieses hoffnungsvolle Statement konterkarieren.

Die Süddeutsche Zeitung (SZ) hatte Israel mit einer Monsterkarikatur dämonisiert. Ursprünglich war die Zeichnung in einer kulinarischen Kolumne erschienen und hatte mit Juden oder Israel nichts zu tun. Erst der Kontext schuf die hetzerische Botschaft. Die Stuttgarter Zeitung zeigte mit einer Karikatur, wie Netanjahu Gift für eine „Friedenstaube“ mischte. Darunter stand ein Zitat des jüdischen Kabarettisten Georg Kreisler, der damit auf perfide Weise posthum für eine Ansicht zitiert wurde, die er zu Lebzeiten bekämpft hat. Und jetzt zeigte die Badische Zeitung (veröffentlicht am 9.November 2013) erneut Netanjahu als Giftmischer neben einer Schnecke (die langsame Annäherung der USA an Iran symbolisierend) mit dem Kopf einer Friedenstaube.

Die Zeitungen rechtfertigten sich mit der edlen Absicht, im Sinne der Meinungsfreiheit Israels Politik zu kritisieren. „Wer die Zeichnung unvoreingenommen betrachtet, findet dort weder eine stilisierte Judenfigur noch das – mittelalterliche – Klischee vom jüdischen Brunnenvergifter“, verteidigte Thomas Fricker, stellvertretender Chefredakteur der Badischen Zeitung, die Karikatur Horst Haitzingers.

Gerade eine „unvoreingenommene“ Betrachtung weckt jedoch unwillkürlich Assoziationen mit antijüdischen Klischees, wenn Giftmischerei, „halstarrige“ Rachsucht, Weltherrschaft und andere klassische Motive aus dem Stürmer, den Protokollen der Weisen von Zion oder den Spätschriften Martin Luthers ausgerechnet im Zusammenhang mit israelischer Politik auftauchen.

Wirklichkeitsfremd ist auch Frickers Behauptung: „Sollte jegliche Kritik an Israels Politik gleichgesetzt werden mit Kritik am jüdischen Volk und – gravierender noch – mit Antisemitismus, hiesse das im Umkehrschluss, dass Kritik an der Politik der israelischen Regierung prinzipiell nicht mehr möglich wäre.”

Bei Google kann man Hunderte Karikaturen aus aller Welt finden, die Netanjahus Politik böse oder mit frechem Humor kritisieren, ohne dass die Zeichner einen Griff in die antisemitische Mottenkiste nötig hätten. Befremdlich ist, wenn man kein Gespür mehr für die Euphemismen der Sprache der Nazis hat. Schlimmer noch ist die systematische Hetze gegen Israel mitsamt antisemitischen Motiven durch vermeintlich gebildete und verantwortungsvolle Meinungsmacher, die sich offenbar ihrer eigenen Sprache bzw. Bildsprache nicht bewusst sind. Wer sich mit Antisemitismus nicht auskennt, sollte vor einer Erwähnung von Juden oder Israel vielleicht prüfen, ob er gleiche Kritik über andere Menschen oder Länder äussern würde.

Die Kritik an Netanjahus Iranpolitik ist in diesem Kontext auch deshalb fragwürdig, weil Israel an den Verhandlungen in Genf gar nicht beteiligt ist. Wenn überhaupt, haben die Franzosen das „Gift“ gemischt, durch das der geplante Vertrag verhindert wurde. Irans Atomprogramm mit einer Friedenstaube zu vergleichen, wirkt zudem reichlich naiv. Iran-TV hat nur zwei Tage vor Veröffentlichung der Karikatur in der Badischen Zeitung per Youtube einen Film verbreitet, in dem iranische Raketenangriffe auf Tel Aviv und Haifa simuliert werden.

©Ulrich W. Sahm für Audiatur-Online, 19. November 2013

1 Kommentar

  1. Gemäss einem Artikel im FOCUS, Report: Generation Verbrecher, leidet Deutschland unter der extremen Aggressivität von jugendlichen Arabern und Türken aus Einwandererfamilien. http://www.focus.de/schule/schule/psychologie/sch
    Diese extreme Gewalt gegen Unbeteiligte hat nichts mit Israel oder dem Judentum zu tun. Es ist eine Gewalt, die sich gegen alle Andersgläubigen richtet und die als Gebot im Koran gelebt wird. Eindämmbar ist diese Gewalt nur, wenn der Zuzug für Türken und Araber nach Europa gesperrt wird.
    Warum es angesichts dieser Situation in Europa und besonders in Deutschland erneut Antisemitismus gibt? Nach meiner Meinung gibt es vier Hauptgründe:
    1. Die Kreuzigungskeule, gestützt von der Kirche
    2. Angst vor dem Unbekannten, seit 2000 Jahren
    3. Neid auf unsere über 4000-jährige Erfolgsgeschichte, trotz Vernichtungskrieg Roms, Inquisition und Holocaust.
    4. Der Wirtschafts- und Kulturkrieg der palästinensischen BDS-Bewegung gegen Israel und gegen das Judentum, gestützt auch von Schurkenstaaten.

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