Israel – Gewinner des arabischen Frühlings?

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Ironischerweise ist „Israel der eindeutige Gewinner der Revolutionen des arabischen Frühlings“, meint Dominique Moisis in einem Beitrag, der in der libanesischen Zeitung The Daily Star erschienen ist – zumindest bis auf weiteres.

Zugegebenermassen würden sich Israelis mit dieser Interpretation schwer tun, angesichts der Angriffe im Norden und Süden des Landes in den vergangenen Wochen, gibt Moisi, Professor am Institut d’études politiques de Paris (Sciences-Po) zu bedenken, und wenn Israels Stand als „Oase der Stabilität, Sicherheit, Moderne und Wirtschaftswachstum“ zu wanken droht.

Doch Moisi schlägt eine andere Lesart der aktuellen Situation vor. Die Unruhen im Nahen Osten zwischen sunnitischen und schiitischen Muslimen weisen Parallelen zu den Religionskriegen in Europa 1524 – 1648 zwischen Katholiken und Protestanten auf. Aufgrund der internen Konflikte sei der Nahe Osten viel zu sehr beschäftigt, als das er sich mit den Palästinensern oder Israel befassen könne. „Krieg mit Juden oder Christen ist zwangsläufig in den Hintergrund getreten (ausser dort, wie in Ägypten und Syrien, wo christliche Minderheiten als Verbündete des Regime wahrgenommen würden),“ sagt Moisi.

Paradoxerweise haben in einigen Fällen die arabischen Unruhen zu einer strategischen Zusammenarbeit mit Israel beigetragen; so brauche beispielsweise die jordanische Regierung die Kooperation mit Israel, um seine Grenzen gegen Jihadisten aus den angrenzenden Ländern abzusichern.

Israelis Rolle als strategischer Partner für bestimmte arabische Länder könne sich zwar entwickeln, es deute jedoch nichts darauf hin, dass Israels Nachbarn sich mit seiner Existenz abgefunden hätten, warnt Moisi.

Auch bedeute es nicht, dass Israel schalten und walten könne wie es will, aber es biete Israel die einmalige Gelegenheit der arabischen Welt mitzuteilen: „Ihr mögt mich vielleicht nicht, und ihr werdet mich womöglich nie mögen – aber ich bin – und hätte nie – eure erste Sorge sein dürfen. Jetzt ist klar, dass ihr andere Prioritäten habt, über die ihr euch sorgen solltet.“

Im syrischen Bürgerkrieg sind mehr Menschen umgekommen, als in den arabisch-israelischen Kriegen zusammengenommen.

Die aktuellen Unruhen schaffen zwar keine Bedingungen für Frieden und Versöhnung zwischen Palästinensern und Israelis, aber sie haben die „strategische Waffenruhe“ – von vielen arabischen Führern bevorzugt – zur einzig denkbaren Alternative gemacht. Araber können sich nicht gleichzeitig mit sich selbst und Israel im Krieg befinden.

Abstract der Originalversion: The unlikely winner of the Arab revolutions happens to be Israel by Dominique Moisi © The Daily Star/Project Syndicate, August 26, 2013.

Dominique Moisi, Professor am Institut d’études politiques de Paris (Sciences-Po), ist Senior Berater am French Institute for International Affairs (IFRI). Gegenwärtig ist er Gastprofessor am King’s College, London.

1 Kommentar

  1. "Unser Geld bedingt den Kapitalismus, den Zins, die Massenarmut, die Revolte und schließlich den Bürgerkrieg, der zur Barbarei zurückführt. …Wer es vorzieht, seinen eigenen Kopf etwas anzustrengen statt fremde Köpfe einzuschlagen, der studiere das Geldwesen."

    Silvio Gesell

    Bis zur Überwindung der Religion, die den Kulturmenschen überhaupt erst "wahnsinnig genug" für die Geldbenutzung machte (Edelmetallgeld ist immer Zinsgeld), wird die halbwegs zivilisierte Menschheit es vorziehen, fremde Köpfe einzuschlagen.
    http://www.deweles.de/intro.html

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