Muslime im Kampf gegen Antisemitismus

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Eine kleine, aber zunehmend lautstarke Anzahl von Muslimen lehnen radikale Volksverhetzung ab und bekämpfen Antisemitismus in der muslimischen Welt. Am „Global Forum for Combating Anti-Semitism“, welches diese Woche in Jerusalem stattfindet, organisierten Itamar Marcus von Palestinian Media Watch und Dr. Boaz Ganor eine Paneldiskussion mit muslimischen Aktivisten, die aktiv Volksverhetzung ablehnen.

Zwei der Panelteilnehmer waren Kasim Hafeez, ein britischer Moslem, der The Israel Campaign leitet und Rev. Majed El Shafie, ägyptischer Menschenrechtsanwalt. Ahmad Mansour, ein in Berlin lebender Palästinenser, Berater bei der European Foundation for Democracy, hätte auch sprechen sollen, konnte aber nicht teilnehmen.

„Wenn jemand behauptet, dass der Antisemitismus in der muslimischen Welt wegen Israel existiere, ist das schlicht eine Lüge“, sagt Kasim Hafeez, der in England geboren wurde. Seine Eltern sind Muslime aus Pakistan.

„Die Leute hier in Israel verstehen den islamischen Antisemitismus. In Europa verleugnen wir ihn“, erläutert Hafeez.

„Als Student nahm ich an radikalen anti-israelischen Kundgebungen am Trafalgar Square teil. Dort stand ich in London, inmitten einer europäischen Hauptstadt, und skandierte „Tod Israel“ und nichts wurde dagegen unternommen.“

Er vergleicht solche Kundgebungen mit dem Ku Klux Klan. „Eine Al-Quds-Tag-Kundgebung in London ist das gleiche wie eine KKK-Kundgebung in den USA“, betont er.

Hafeez sagte gegenüber Tazpit News Agency, dass er seine Denkweise zu ändern begann, als er „A Case for Israel“ von Alan Dershowitz las.

Hafeez erklärt, er habe das Buch gelesen, um die zionistische Propaganda noch besser dekonstruieren zu können. „Aber mir wurde klar, dass ich meine Überzeugungen nicht länger vertreten konnte, weil ich keine Antworten auf die Argumente für Israel hatte“, erläutert er.

„Ich stellte fest, dass die radikalislamistische Doktrin, in der ich aufgewachsen bin und mein eigener Glaube an einen gewalttätigen Jihad nicht mehr länger die Wahrheit waren, an die ich einst glaubte.“

Diese Erkenntnis brachte Hafeez dazu, Israel zu besuchen. „Gewissermassen hatte ich gehofft, dass der Besuch in Israel eine negative Erfahrung sein würde, um wieder meine alten Überzeugungen annehmen zu können“, sagte er zu Tazpit News Agency.

Doch der Besuch war augenöffnend für Hafeez, der sagt, dass er sich während seinem Trip in Israel verliebte. „Es ist schwierig, Israel nicht zu unterstützen“, sagt der leise sprechende Hafeez, der kürzlich am Jerusalem Marathon teilgenommen hat. „Ich habe Israelis getroffen, die nicht anti-arabisch oder anti-islamisch waren und sah, dass dies kein Apartheidstaat ist.“

Allerdings war es für Ihn nicht einfach, seine Unterstützung für Israel zu zeigen. Hafeez ist von seinen Freunden isoliert. „Es gibt jede Menge Ärger – es zerrüttet regelrecht den eigenen Alltag, wenn man sich lautstark und offen zur Unterstützung des jüdischen Staates bekennt.“

„Was niemand versteht, ist die Tatsache, dass es keinen Unterschied macht, wenn man sich ein Bein für radikale Islamisten ausreisst. Sie hassen jeden, der jüdisch ist; komme, was da wolle.“

Rev. Majed El Shafie, der Gründer von One Free World International (OFWI), einer führenden Organisation im weltweiten Einsatz für religiöse Minderheiten, äussert ähnliche Ansichten. Als Moslem konvertierte er zum Christentum und erhielt politisches Asyl in Kanada. Er glaubt, dass die Stille der moderaten Muslime gefährlicher ist, als der Aufstieg von Extremisten.

„Sie (die moderaten Muslime) müssen laut und deutlich sprechen“, sagt Rev. El Shafie. „Antisemitismus ist das Problem von allen. Die moderaten Muslime verstehen nicht, dass sie die Nächsten sein werden, sobald die radikalen Muslime mit den Christen, Bahai und Juden fertig sind. In dem Moment, wo wir aufhören, füreinander zu kämpfen, verlieren wir unsere Menschlichkeit“, fügt er an.

Rev. El Shafie glaubt, dass Bildung das einzige Mittel gegen Radikalisierung ist und nur dadurch die Demokratie im Nahen Osten vorangebracht werden kann: „Der Arabische Frühling ist ein kalter, tödlicher Winter. Wer auch immer den Begriff „Arabischer Frühling“ eingeführt hat, muss ein Typ mit Anzug hinter einem Schreibtisch gewesen sein, der keine Ahnung hatte, was wirklich geschieht.“

„Heute sind all diese gestürzten Diktaturen durch extremistische Regierungen ersetzt worden. Es gibt keine Trennung von Staat und Religion und keine Religionsfreiheit im Nahen Osten. Bildung muss vor Demokratie kommen.“

Betreffend Israel gibt es laut Rev. El Shafie zwei Punkte, die nicht in Frage gestellt werden dürfen. „Wenn Israels Existenzrecht und sein Recht auf Selbstverteidigung debattiert werden, wird eine Grenze überschritten“, bekundet er. „Der neue Antisemitismus heutzutage bedeutet Israels zu hassen.“

Originalversion: Muslims combating anti-Semitism by Anav Silverman, 30.05.2013 © Tazpit News Agency.