Ägyptischer Superheld kämpft gegen sexuelle Belästigung

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Kairo – Er trägt Kleidung mit Blumenmuster, muss Zimtkaugummis kauen, um gegen seine Feinde zu kämpfen, und braucht nach seinen Gefechten eine längere Erholungspause – das ist Super Makh! Mit seinem Wiedererscheinen in diesem Jahr in der ägyptischen Comix-Zeitschrift Tok-Tok ist Super Makh die ägyptische Version von Superman in einem bekannten Cartoon, dessen Hauptaufgabe es ist, Frauen und Mädchen gegen zu helfen, die von Männern belästigt werden.

Super Makh bricht ein vorherrschendes soziales Tabu in Ägypten, wenn er offen über sexuelle Belästigung spricht und das Problem auf ein leichte Art und Weise thematisieren will, während Ausreden und Faktoren betont werden, die es ermöglichen, dass Belästigung im Land weiter existieren kann. Der Cartoon liefert auch gute Vorbilder für Männer und Frauen, die mit sexueller Belästigung umgehen können, und ein Beispiel für eine positive Geschlechterbeziehung. Indem das Schweigen gebrochen und über sexuelle Belästigung in der Domäne der Pop-Kultur gesprochen wird, könnte Super Makh schliesslich helfen, dieser dringlichen Angelegenheit ein Ende zu bereiten.

Die ägyptische Gesellschaft – ob nun muslimische oder christliche Gemeinden – ist zum Grossteil relativ konservativ und Sex bleibt ein Tabu-Thema, das man nicht diskutiert. Daher schämen sich Frauen oftmals anzugeben, Opfer sexueller Belästigung zu sein. Anzeigen wegen Belästigung, die bei der Polizei eingehen, erhalten nur wenig oder inadäquate Reaktionen und Frauen fühlen eine Sinnlosigkeit darin, um Hilfe zu bitten. Doch wenn zum Thema weiter geschwiegen wird, wird niemand das Problem angehen.

Super Makh erschien erstmalig 2008 in der damaligen Oppositionszeitung Al-Dostour. Laut einer Studie des Ägyptischen Zentrums für Frauenrechte waren in diesem Jahr mehr als 80% der ägyptischen Frauen Opfer von sexueller Belästigung. Ahmed Makhlouf, der Erfinder dieses Cartoons, zeichnete die ersten Abenteuer von Super Makh als Antwort auf die schockierende Anzahl von sexueller Belästigung in 2006 und 2008. In diesen beiden Jahren musste die freudig fröhliche Atmosphäre des muslimischen Eid al Fitr Fests [Anm. Fest des Fastenbrechens zum Abschluss des Fastenmonats Ramadan] auf den Strassen der Grossstädte wie Kairo und Alexandria schrecklichen Vorkommnissen von sexueller Belästigung im grossen Ausmass weichen.

[Anm.: Werke von Ahmed Makhlouf wurden am diesjährigen Fumetto Comix Festival in Luzern im Rahmen der al-comix al-arabi Ausstellung gezeigt]

Neben der Tatsache, dass sexuelle Belästigung schwierig zur Anzeige zu bringen ist, gibt es viele andere Faktoren, die zur Verbreitung beitragen und die thematisiert werden müssen. Geschlechter-Stereotypen und angelerntes Verhalten, das Frauen lehrt, sich bei erfahrener sexueller Belästigung still zu verhalten, und verbale Belästigung abzuweisen, sind nur einige. Super Makh macht den ägyptischen Leser auf diese Faktoren anhand von Situationen aufmerksam, in denen sich Figuren im Comic wiederfinden.

So werden beispielsweise Opfer sexueller Belästigung wegen ihrer Kleidung dafür verantwortlich gemacht; das ist ein typischer Vorwand, der unter Ägyptern Widerhall findet aufgrund der verzerrten Ansichten zu Religion und Körpern von Frauen. Der Cartoon zeigt jedoch, dass viele Frauen betroffen sind, unabhängig von ihrem Kleidungsstil.

Im Cartoon macht der Störenfried den weiblichen Figuren „Komplimente“, so wie es in den Strassen Kairos tatsächlich geschehen könnte. Doch der Cartoon zeigt, dass diese „lieblichen Worte“ von Frauen als aggressiv wahrgenommen werden. Super Makh im Gegensatz, geht respektvoll mit Frauen um. Auf diese Weise versucht der Cartoon,  als männlich verstandene Verhaltensweisen, von Belästigung in einen respektvollen Umgang mit Frauen und ihren Rechten zu verschieben.

Super Makh lehrt Männer, ihre Augen nicht vor sexueller Belästigung zu verschliessen. Makhlouf erklärt: „Jeder von uns ist Super Makh. Wir alle versuchen, ein Held zu sein. Manchmal gelingt es uns, manchmal nicht.“ Letztendlich ist Super Makh nur ein ganz normaler Kerl. Im Endeffekt braucht es keinen Superhelden, um seinen Mann zu stehen, wenn es um sexuelle Belästigung geht.

Das Mädchen, das im Comic Opfer sexueller Belästigung ist, ruft zuerst Super Makh um Hilfe. Doch als sie von einem zweiten Mann angegangen wird, schlägt sich alleine zurück. Auf diese Weise bringt der Cartoon den Mädchen bei,  den Mund aufzumachen und für ihre Rechte einzustehen, statt sich zu schämen.

Makhloufs Superhero hat bereits einen Unterschied in der echten Welt gemacht, indem er mitgeholfen hat, das Tabu zu brechen und die Realität zu betonen, die für viele ägyptische Frauen tagtäglich erleben. Wichtiger noch ist, dass solche Bemühungen der jungen Generation zeigen, dass es nichts mit Spass und Coolness zu tun hat, Frauen zu belästigen.

Originalversion: Egyptian superhero fights sexual harassment by Sophie Anmuth © CommonGround News, 2 April 2013.

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